Zu mir:
Mein Problem ist, dass ich keine Grauzone habe. In 90% aller Konflikte mit Kollegen im Ausgang endete es unblutig. Viel Blablabla... sich brüsten, drohen,...etc.. und oft passiert nichts (ähnlich wie im Kalten Krieg)
. Ich nenn das "Eiermessen". Ganz nach dem Motto: Wer hat die grössere Klappe, wer droht mehr, wer hat die böseren Blicke, wer zieht sich zurück. Ich kann so was nicht. Hab nicht die Nerven für so was. Bei mir ist es, als ob ich einen Schalter hätte. Da der ruhigste Mensch der Welt, dort in Irrer Psychopat, schlimmer als jeder aus dem IS. Entweder ich ignoriere alles bzw. beruhige die Situation, oder es geht um Leben und Tod, wenn eine Grenze überschritten wurde (und die ist bei mir generell sehr hoch). Es war früher in der Schule nicht anders. Hab mich selten geprügelt. Trotzdem wurde ich in der 4. Klasse einmal fast von der Schule geschmissen. Meine Eltern mussten vor die Schulkommission antraben und betteln, dass sie mich nicht rausschmeissen => Wurde vor der Turnhalle von einem (älteren) Schläger verprügelt, der schon die halbe schule verprügelt hatte. Ich rannte (im nervlichen Psycho-Modus) in die Turnhalle, schnappte mir einen Kegel, fand ihn draussen und verprügelte ihn mit dem Gegenstand, bis er in seiner eigenen Blutlache lag; war im Spital, musste mehrfach genäht werden (Knochenbrüche, Schädelbruch,... alles mögliche) und das von einem Kind, einem 4.-Klässler; ich bei meine Eltern mehrfach bei der Polizei und der Schulkommision). Als Jugendlicher und junger Erwachsener hatte ich noch 2 weitere solche bzw. ähnliche Situationen.
Ich habe in meinem Freundeskreis oft immer wieder gesagt, dass ich brutal schiss habe, dass ich eines Tages jemanden umbringe, oder selber umgebracht werde, aufgrund der Situation, in die ich mich dann selber bringe. Ich könnte wegen einer Sache seine oder meine ganze Zukunft oder Gesundheit auf's Spiel setzen. Weil ich brutale Angst vor mir selber hatte, ging ich deswegen auch zum Psychologen, habe aber auch viele Jahre Kampfsport gemacht. - Es half viel. Kann besser die Situation deeskalieren lassen. Trotzdem bleibt eine Restangst, vor mir selber. Habe mir im Gedanken vorgestellt, wie ich mich fühle, wenn meine Verlobte angegriffen wird, oder meinem Bruder etwas angetan wird und ich dabei bin. Und ja... Die Gedankengänge waren immer noch Scheisse.
Und das alles, weil ich dieses Drohen, Eiermessen, Brüsten oder was auch immer nicht mache. Ich "schluck" den ganzen Ärger in mich hinein bis zum "Point of no return". Aber anderseits kann ich es nachvollziehen, dass ein Schlägertyp dieses Nicht-Reagieren als Schwäche interpretiert und dann einfach weiter macht. Aber gut... In den meisten Kampfsport-Arten lernt man, wie man sich in solchen Situationen richtig verhält.
Das Problem ist: Es ist nicht zu lange her, dass ein Bekannter (ein ehem. Kollege aus dem Karate) aus der Schweiz nach Thailand verwiesen wurde, obwohl sein Strafregister leer war und er nie was gemacht hat. Aber einmal war er zur falschen Zeit, am falschen Ort und hat ein "falsches" Aussehen (klein und harmlos, obwohl Kampfmaschine). Der Angreifer hatte zwar ein längeres Strafregister, ist aber jetzt lebenslang behindert. Doch die Justiz kennt bei Überreaktion keine Gnade, vor allem wenn man Ausländer ist.
Und dann fragt man sich: Vielleicht ist eben dieses "balkanisch-türkische" Eiermessen und Drohen vielleicht doch besser im Nachhinein.