Albanesi
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Fundamentalismus
Der Islam in Verteidigungshaltung
Mainstream-Islam und die Extremisten
Es ist sinnvoll, neben den Muslime, die einen traditionellen, an den Quellen des Islams und den lebendigen Rechtstraditionen orientierten Islam leben, und die zusammen mit im unterschiedlichen Maße sakularisierten und ihrer Religion teilweise gleichgültig gegenüberstehenden Muslimen der Moderne die überwältigende Mehrheit des Muslime bilden, folgende drei Gruppen zu unterscheiden:
Islamische "Fundamentalisten" oder "Islamisten" als Kritiker des Westens und "Reformer" der islamischen Gesellschaften, muslimische Radikale als Befürworter einer gewaltsamen Reform innerhalb dieser Gesellschaften und extremistische Terroristen als diejenigen, die diese Gewalt auch nach außen richten.
Bevor ich diese Gruppen im einzelnen vorstelle, möchte ich noch einmal in der Geschichte zurückgehen, ins Mittelalter. Denn es gilt nachzuschauen, ob diese Gruppen dort ihren Ursprung haben, wie so oft behauptet wird, wenn von ihrem "Rückfall ins Mittelalter" die Rede ist.
Mittelalter: Kreuzzug und Mongolensturm
Es gibt wohl kein geschichtliches Ereignis, das so stark mit der Konfrontation zwischen Islam und Abendland identifiziert wird, wie die Kreuzzüge des Hochmittelalters. Die unglückliche Erwähnung dieses Begriffes in einer Rede des amerikanischen Präsidenten hat die arabische und islamische Welt sofort aufhorchen lassen. Es erweckt bei Muslimen ähnliche Gefühle, Ängste und Verteidigungsbereitschaft wie der Begriff Dschihâd im Westen.
Für die "Franken" war die blutige Eroberung des "Heiligen Landes" und der Stadt Jerusalem, eine Tat, die sie in dem Mittelpunkt des Weltgeschehens zu stellen schien. Sie kamen darüber hinaus in Kontakt mit einer überlegenen und verfeinerten Zivilisation, in der sie nur die Nehmenden waren, der sie aber außer Blut und Leid nichts geben konnten.
Für die "Sarazenen" war Jerusalem wohl eine Stadt mit einem bedeutenden Heiligtum, dem Felsendom, aber das Land, das die Franken "Heiliges Land" nannten, war eher unbedeutend gegenüber den Kernländern islamischer Kultur, die darum herum gruppiert lagen: Syrien, Irak und Ägypten. Man empfand die Franken wohl als Ursupatoren, als ungebildete und grausame Barbaren, die keine Kultur hatten, aber gut und fanatisch zu kämpfen verstanden. Sie wurden aber nicht als tödliche Gefahr für die Welt des Islams empfunden, man hat mit ihnen sogar im Einzelfall Bündnisse und Stillhalteabkommen geschlossen.
Die Muslime empfanden sich den europäischen Barbaren gegenüber als Hüter der Zivilisation und in jeder Hinsicht überlegen - hier irgendwelche "Fundamentalisten" auszumachen, die den gängigen Vorstellungen entsprechen, wird uns nicht möglich sein.
Als ernstzunehmende Gefahr empfanden die Muslime nicht die Europäer, sondern die Mongolen des Dschingis-Khan und seiner Nachfolger, die das blühende Leben in Mittelasien, dem Iran und dem Irak zum Erliegen brachten, die Bewohner der Städte umbrachten oder verschleppten und aus den Moscheen und Medressen Pferdeställe machten. Gegenüber dieser Vernichtung und kulturellen Auslöschung ganzer Landstriche in Namen einer pax mongolica, einer gewaltigen "Globalisierung" Innerasiens, waren die Ritter des Kreuzes nur eine Episode.
Erst die muslimische antikolonialistische Propaganda des 19. Jahrhunderts hat die Kreuzzüge als tödliche Bedrohung aufgewertet, um den eigenen Kampf gegen die Kolonialmächte als Fortführung eines ewigen Kampfes zwischen Dschahiliya, westlichem "Heidentum" und Islam aufzuwerten.
Der Schock der Moderne
Die folgenden Jahrhunderte des Mittelalters und der frühen Neuzeit waren im Orient durch ein Überlegenheitsgefühl der Muslime gegenüber dem Westen gekennzeichnet. Man hatte die Kreuzfahrer vertrieben und die Mongolen überlebt, bzw. sogar islamisiert und assimiliert. Man sah keinen Grund darin, sich für den Westen und seine stürmische Entwicklung in Technik, Wirtschaft und Philosophie zu interessieren. Die eigene Entwicklung dagegen stagnierte.
Umso größer war der Schock, als Napoleon Bonaparte 1798 die als unbesiegbar geltende Mamlucken-Armee in Ägypten schlug. Innerhalb eines Jahrhunderts gelang es den Franzosen, Engländern und Holländern die islamischen Herrscher zu entmachten und den dar al-islam in Kolonien oder Protektorate Europas zu verwandeln. Einzig das Osmanische Reich und Afghanistan konnten sich ihre arg bedrängte Unabhängigkeit sichern.
Die Massen der Muslime erfuhren den Kolonialismus konkret als Bedrohung ihrer kulturellen und religiösen Identität. Europäisches Recht, europäische Kleidung, europäische Bildung und europäische Technologien wurden der Bevölkerung von den Kolonialmächten oder den lokalen Eliten zum Teil gegen erheblichen Widerstand aufgezwungen. Dazu kam noch die Bevorzugung von einheimischen religiösen Minderheiten wie Juden und Christen durch die Europäer, die sie oft bewusst als ihre Interessenvertreter gegenüber der muslimischen Mehrheit einsetzten.
Der Widerstand gegen die Kolonialmächte entzündete sich nicht zuletzt aus dem Gefühl dieser tiefen Demütigung gegenüber den einst verachteten Franken, die der islamischen Welt immer wieder ihre Ohnmacht präsentierte. Dieser Widerstand artikulierte sich als religiöser Widerstand, als Widerstand der Muslime gegen die Christen, da sich die Völker des Orients gegenüber den Europäern nicht als Nation, sondern nur als religiöse Gemeinschaft absetzen konnte. Während lokale Eliten mit den Kolonialherren kollaborierten und die Gebildeten nach dem Wissen und den Errungenschaften des Westens strebte, wurde der Widerstand in den religiösen Bruderschaften, den sufi-Orden und den traditionellen Schulen der islamischen Gelehrsamkeit wachgehalten. Von hier gingen die Impulse zu einer Reihe begrenzter aber heftiger und oft blutiger Aufstände und Revolten aus.
Antikolonialismus und Moderne: Al-Afghani und Muhamad Abduh
Der Iraner Al-Afghani und der Ägypter Muhammad Abduh, zwei Religionsgelehrte, sind diejenigen gewesen, die am Ende des 19. Jahrhunderts dem Widerstand der Muslime gegen den Westen und die koloniale Bevormundung eine neue Stoßrichtung gaben. Von ihrer Arbeit und ihre Ideen gehen sowohl die Modernisten als auch die Fundamentalisten des Islams aus. - Es wird sich weiter unten noch zeigen, dass der sogenannte "Fundamentalismus" eigentlich ein verdeckter Modernismus ist!
Als Ursache für die Schwäche der Muslime sehen beide die Degeneration der Politik und der Religion. Die Politik ist deshalb heruntergekommen und die Muslime sind deshalb schwach, weil es keine Einheit der Muslime gibt. Die Religion ist deshalb in Stagnation und Aberglauben abgeglitten, weil ein einfaches Dogma, die Einheit und Einzigkeit Gottes und das Beispiel des Propheten erstickt wird unter den Kommentaren der Vorfahren die mehr Autoritäten genießen als die Quellen des Glaubens.
Der Islam wäre dem Westen eigentlich überlegen, weil er der Vernunft Raum gibt und für die Aufnahme auch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bereit ist. Der Westen, genauer gesagt das Christentum habe sowohl die Naturwissenschaften, die es von den mittelalterlichen Muslimen als Geschenk empfangen habe, als auch die Muslime selbst in Kreuzzügen bekämpft. Der Kolonialismus sei nur eine Neuaufnahme der Kreuzzüge durch den Westen, der nun seine Gelegenheit sähe, weil die Muslime schwach seien. Deshalb gälte es, die Errungenschaften des Westens, die Naturwissenschaften und die Technologie zu übernehmen und die Erziehung der Muslime voranzutreiben.
In der Religion gilt es, die Befreiung von Koran und Sunna aus der Gefangenschaft der Kommentatoren durchzusetzen. Es gäbe einen Kern der Botschaft der sich nicht ändere, der aber neu freigelegt werden müsse. Dieser Kern der Botschaft sei in der Generation der Gefährten des Propheten am deutlichsten sichtbar gewesen. Indem diese Vergangenheit der ersten Jahrhunderte des Islams verherrlicht wird, wird damit ein Schritt in Richtung Befreiung zur Moderne getan, aber auch ein Schritt in Richtung Verengung, da man sich so des Reichtums der historischen Erfahrungen entledigt.
Die Muslimbrüder: Hasan Al-Banna
Zum Eigentum einer breiten Bewegung, werden Teile dieser Ideen durch Hasan Al-Banna, einem ägyptischen Volkschullehrer, der 1928 die ikhwân al-muslimîn, die "Muslimbrüder" gründet. Die Nachfolgeorganisationen der Muslimbrüder finden sich heute in fast allen Staaten des nahen Ostens, wo sie gutfunktionierende und zum Teil mit saudischem Kapital finanzierte Wohlfahrts- und Bildungseinrichtungen betreiben.
Europa ist für Al-Banna das abschreckende Beispiel für Materialismus, ideologischen Fanatismus, verrottete Moral und Imperialismus. Dagegen fordere das Modell Islam, als dritter Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus die solidarische und moralisch gefestigte Gesellschaft der Muslime. Garant dieser Gesellschaft ist die islamische Ordnung, deshalb gilt die strenge Durchsetzung der scharia', des religiösen Gesetzes in allen Bereichen. Für alle gesellschaftlichen Probleme gibt es eine moralische Lösung: den Islam und seine sozialen Ordnungsmaßstäbe. Diese sind im Text des Korans und dem Beispiel der Gefährten des Propheten direkt greifbar. Deshalb muss dieser Text und dieses Beispiel beim Wort genommen werden.
"Der Islam ist die Lösung"
Zulauf erhielt diese Bewegung in den 60er Jahren. Statt der versprochenen Modernisierung und Demokratisierung der arabischen Welt durch die halbdemokratischen Regime kam es durch die wachsende Abhängigkeit von ausländischen Märkten, dem Bevölkerungsdruck und der Wanderung vom Land in die Stadt zu soziale Spannungen. Die verarmten Massen sahen sich durch korrupte und unfähige Regierungen und dem mit ihnen verbündeten Westen in Stich gelassen. Schien nach dem Zweiten Weltkrieg noch Teilhabe am Reichtum des Westens und Demokratisierung nach seinem Vorbild eine realistische Hoffnung der muslimischen Welt zu sein, so wandte man sich jetzt enttäuscht ab: "Der Islam ist die Lösung" heißt es jetzt. Vorrangiges Ziel ist jedoch die Umgestaltung einer Gesellschaft und die Vertreibung der korrupten Regime. Der Kampf gegen den Westen wird nur verbal geführt.
Fundamentalismus
Die Muslimbrüder und verwandte Organisationen werden in Deutschland und im englischsprachigen Raum stets unter dem Titel "Fundamentalisten" geführt. Die Franzosen sprechen von "Integristen". Im arabischen Raum werden die ihre Anhänger oft als salafi bezeichnet, diejenigen, die sich Vorbild der "frommen Vorfahren" des ersten Jahrhunderts des Islams orientieren.
Der Begriff "Fundamentalismus" bezeichnete zunächst eine amerikanische christlich-evangelikale Bewegung der Wende zum 20. Jahrhundert, die zurück zu den "fundaments" des christlichen Glaubens finden wollte, indem sie sich stärker an das Wort des Evangeliums binden wollte. Die Ablehnung des säkularen Modells, der Trennung von Religion und Gesellschaft und ein wörtliches Schriftverständnis zeichnete sie aus.
Diese Ablehnung der generellen Öffnung und der Pluralisierung der modernen Gesellschaft und ein literalistisches Verständnis der heiligen Texte zeichnet auch den islamischen Fundamentalismus aus. Kennzeichnend für alle fundamentalistischen Bewegungen ist weiterhin ein manichäisches Weltbild, die vermeintliche und nicht zu hinterfragende Sicherheit der Dogmen, Verschwörungsmythen die jede Niederlage nicht auf eigenes Versagen, sondern auf Machenschaften der Gegner zurückführen und endzeitliche Visionen von einer strahlenden Zukunft für die ganze Menschheit, wenn der Kampf gegen das Böse erst gewonnen sei.
Fundamentalistische Bewegungen sind nicht zwangsläufig gewalttätig. Es gibt eine Reihe von frommen und friedlichen Muslimbrüdern, für die soziales Engagement und persönliches Vorbild einziges Mittel für die Umgestaltung der Gesellschaft ist. Aber das einfache Feindbild, die einfachen Lösungen und die eschatologisch aufgeladene Gesellschaftskritik machen sie anfällig für etwas, was der Islam sonst verabscheute: Maßlosigkeit bei der Wahl der Mittel.
"Der Dschihâd ist die Lösung"
Mit der demütigenden Niederlage gegen Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 hatten sich die nationalistischen arabischen Regimes in den Augen ihrer Untertanen vollends als unfähig erwiesen. Die Verschärfung des Palästinakonflikts, das als einseitig empfundene Engagement des Westens für Israel und der unerwartete Erfolg der Islamischen Revolution im Iran der 70er Jahre lassen die Option "Der Islam ist die Lösung" immer attraktiver und die Angebote des Westens immer unglaubwürdiger erscheinen.
Israel wird als postkoloniales Implantat der westlichen Welt empfunden. Dem "kleinen Teufel" Israel steht der "große Teufel" USA bei, der nur ein Ziel hat, die Demütigung der arabischen Welt und die Vernichtung des Islams, der ihm als einzige gesellschaftliche und politische Kraft noch zu widerstehen vermöchte.
Die Ermordung des ägyptischen Präsidenten Sadats in den 80erJahren ist das Fanal für eine neue Qualität der Auseinandersetzung. Die Islamisten bewaffnen sich und führen den Kampf mit aller Härte und Entschlossenheit gegen die Vertreter der Regimes und die säkularen Kritiker des Islamismus in der eigenen Gesellschaft.
Die Attentäter Sadats berufen sich auf die zeitgenössische Schrift eines Theologen mit dem Titel al farida al gha'iba, "Die vernachlässigte Pflicht". Sie ruft alle Muslime zum dschihâd gegen die Ungläubigen und ihre muslimischen Helfershelfer auf, die gleich mit zu kafirun, "Ungläubigen", erklärt werden. Alle Muslime seien verpflichtet den bewaffneten Kampf gegen die Feinde des Islams aufzunehmen. Dabei greift man auf theologische Positionen zurück, wie sie zur Zeit der Mongoleneinfälle vertreten wurden. Es wird behauptet der dschihâd als bewaffnete Kampf sei die vergessene sechste Säule der bisher nur fünf ausgeübten Kardinalpflichten der Muslime. "Der Dschihâd ist die Lösung" heißt es nun.
Der Golfkrieg, der in erster Linie als der Krieg christlicher Länder gegen ein islamisches Land gesehen wird und die Präsenz amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien, im Herzland des Islams, bringen dieser neuen Losung immer mehr Sympathien ein. Die zunehmende Dämonisierung des Islams in westlichen Medien tut ein übriges, man sieht sich dadurch in seiner Ablehnung noch bestätigt.
Von Saudi-Arabien, in dem von Seiten des absolutistischen Herrscherhauses ein rigider und puristischer Islam propagiert wird, erhalten die dschihâd-Bewegungen wie die Hizbollah im Libanon, die FIS in Algerien und die Hamas in Palästina jetzt heimlich oder offen finanzielle Rückendeckung. Viele Saudis wollen wohl dadurch ihr schlechtes Gewissen erleichtern, Verbündete der verhassten USA zu sein.
"Der Terror ist die Lösung"
Die Attentate der Hizbollah im Libanon, Kuwait und Frankreich der 80er Jahre und die Verschärfung der intifada im Palästina der 90er Jahre zum "totalen Dschihâd" durch die Hamas mit Selbstmordattentaten zeigt den gewaltbereiten Extremisten: Es ist mit minimalem Einsatz ein maximaler Einsatz an Schrecken und Medienpräsenz möglich. Terroristische Selbstmörder stilisieren sich als schahîd und erzwingen mit ihrem Einsatz politische Reaktionen und stellen verhandlungswillige Palästinenser ins Abseits. Deshalb heißt es jetzt: "Der Terror ist die Lösung".
Und die Zukunft ... ?
Wenn man sich nun fragt, was die Zukunft bringen wird, eine nochmalige Steigerung oder Ausbreitung des dschihâd-Islams, oder einen Rückgang von Fundamentalismus und Extremismus, so ist die Entwicklung nicht eindeutig. Man sollte aber folgende Faktoren im Auge behalten:
Der Islam wird um die geistige, kulturelle und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit säkularer Gesellschaft, Pluralismus und individuellen Menschenrechten nicht herumkommen. Die Auseinandersetzung darum wird aber mittlerweile nicht mehr im Zentrum der islamischen Welt geführt. Sowohl die Gelehrten der traditionellen Lehranstalten als auch die Puristen und Fundamentalisten haben dabei ihr Pulver schon verschossen und können auf die alten Fragen keine neuen Antworten mehr geben oder haben ihre Glaubwürdigkeit teilweise schon eingebüßt. Die engagierteste Auseinandersetzung mit diesen Fragen findet jetzt an der Peripherie statt: in Indonesien, in der Türkei, in Frankreich und in den USA. Auch die Muslime des Westens werden in Zukunft ein größeres Gewicht bekommen. Dadurch könnte sich ein größerer Pluralismus der Standpunkte bilden. Auch die Frage nach dem Stellenwert staatlicher und gesellschaftlicher Gewalt könnte jenseits der traditionellen und "fundamentalistischen" Positionen neu diskutiert und bestimmt werden.
Es liegt auch an den westlichen Gesellschaften, ob sie diese Diskussion fördern oder versanden lassen will. Solange man den Muslimen im Westen mit Misstrauen begegnet und ihnen hier keine Gelegenheit zur Darstellung eigener Erfahrungen mit der säkularen und pluralistischen Gesellschaft gibt, ihnen die Schaffung von Lehrstühlen für islamische Theologie und islamisches Recht unterbindet oder den regulären islamischen Religionsunterricht nicht ermöglicht, solange werden die Muslime des Westens immer wieder zum Rückgriff auf die Positionen der Länder des Nahen Ostens verwiesen.
Fundamentalismus
Der Islam in Verteidigungshaltung
Mainstream-Islam und die Extremisten
Es ist sinnvoll, neben den Muslime, die einen traditionellen, an den Quellen des Islams und den lebendigen Rechtstraditionen orientierten Islam leben, und die zusammen mit im unterschiedlichen Maße sakularisierten und ihrer Religion teilweise gleichgültig gegenüberstehenden Muslimen der Moderne die überwältigende Mehrheit des Muslime bilden, folgende drei Gruppen zu unterscheiden:
Islamische "Fundamentalisten" oder "Islamisten" als Kritiker des Westens und "Reformer" der islamischen Gesellschaften, muslimische Radikale als Befürworter einer gewaltsamen Reform innerhalb dieser Gesellschaften und extremistische Terroristen als diejenigen, die diese Gewalt auch nach außen richten.
Bevor ich diese Gruppen im einzelnen vorstelle, möchte ich noch einmal in der Geschichte zurückgehen, ins Mittelalter. Denn es gilt nachzuschauen, ob diese Gruppen dort ihren Ursprung haben, wie so oft behauptet wird, wenn von ihrem "Rückfall ins Mittelalter" die Rede ist.
Mittelalter: Kreuzzug und Mongolensturm
Es gibt wohl kein geschichtliches Ereignis, das so stark mit der Konfrontation zwischen Islam und Abendland identifiziert wird, wie die Kreuzzüge des Hochmittelalters. Die unglückliche Erwähnung dieses Begriffes in einer Rede des amerikanischen Präsidenten hat die arabische und islamische Welt sofort aufhorchen lassen. Es erweckt bei Muslimen ähnliche Gefühle, Ängste und Verteidigungsbereitschaft wie der Begriff Dschihâd im Westen.
Für die "Franken" war die blutige Eroberung des "Heiligen Landes" und der Stadt Jerusalem, eine Tat, die sie in dem Mittelpunkt des Weltgeschehens zu stellen schien. Sie kamen darüber hinaus in Kontakt mit einer überlegenen und verfeinerten Zivilisation, in der sie nur die Nehmenden waren, der sie aber außer Blut und Leid nichts geben konnten.
Für die "Sarazenen" war Jerusalem wohl eine Stadt mit einem bedeutenden Heiligtum, dem Felsendom, aber das Land, das die Franken "Heiliges Land" nannten, war eher unbedeutend gegenüber den Kernländern islamischer Kultur, die darum herum gruppiert lagen: Syrien, Irak und Ägypten. Man empfand die Franken wohl als Ursupatoren, als ungebildete und grausame Barbaren, die keine Kultur hatten, aber gut und fanatisch zu kämpfen verstanden. Sie wurden aber nicht als tödliche Gefahr für die Welt des Islams empfunden, man hat mit ihnen sogar im Einzelfall Bündnisse und Stillhalteabkommen geschlossen.
Die Muslime empfanden sich den europäischen Barbaren gegenüber als Hüter der Zivilisation und in jeder Hinsicht überlegen - hier irgendwelche "Fundamentalisten" auszumachen, die den gängigen Vorstellungen entsprechen, wird uns nicht möglich sein.
Als ernstzunehmende Gefahr empfanden die Muslime nicht die Europäer, sondern die Mongolen des Dschingis-Khan und seiner Nachfolger, die das blühende Leben in Mittelasien, dem Iran und dem Irak zum Erliegen brachten, die Bewohner der Städte umbrachten oder verschleppten und aus den Moscheen und Medressen Pferdeställe machten. Gegenüber dieser Vernichtung und kulturellen Auslöschung ganzer Landstriche in Namen einer pax mongolica, einer gewaltigen "Globalisierung" Innerasiens, waren die Ritter des Kreuzes nur eine Episode.
Erst die muslimische antikolonialistische Propaganda des 19. Jahrhunderts hat die Kreuzzüge als tödliche Bedrohung aufgewertet, um den eigenen Kampf gegen die Kolonialmächte als Fortführung eines ewigen Kampfes zwischen Dschahiliya, westlichem "Heidentum" und Islam aufzuwerten.
Der Schock der Moderne
Die folgenden Jahrhunderte des Mittelalters und der frühen Neuzeit waren im Orient durch ein Überlegenheitsgefühl der Muslime gegenüber dem Westen gekennzeichnet. Man hatte die Kreuzfahrer vertrieben und die Mongolen überlebt, bzw. sogar islamisiert und assimiliert. Man sah keinen Grund darin, sich für den Westen und seine stürmische Entwicklung in Technik, Wirtschaft und Philosophie zu interessieren. Die eigene Entwicklung dagegen stagnierte.
Umso größer war der Schock, als Napoleon Bonaparte 1798 die als unbesiegbar geltende Mamlucken-Armee in Ägypten schlug. Innerhalb eines Jahrhunderts gelang es den Franzosen, Engländern und Holländern die islamischen Herrscher zu entmachten und den dar al-islam in Kolonien oder Protektorate Europas zu verwandeln. Einzig das Osmanische Reich und Afghanistan konnten sich ihre arg bedrängte Unabhängigkeit sichern.
Die Massen der Muslime erfuhren den Kolonialismus konkret als Bedrohung ihrer kulturellen und religiösen Identität. Europäisches Recht, europäische Kleidung, europäische Bildung und europäische Technologien wurden der Bevölkerung von den Kolonialmächten oder den lokalen Eliten zum Teil gegen erheblichen Widerstand aufgezwungen. Dazu kam noch die Bevorzugung von einheimischen religiösen Minderheiten wie Juden und Christen durch die Europäer, die sie oft bewusst als ihre Interessenvertreter gegenüber der muslimischen Mehrheit einsetzten.
Der Widerstand gegen die Kolonialmächte entzündete sich nicht zuletzt aus dem Gefühl dieser tiefen Demütigung gegenüber den einst verachteten Franken, die der islamischen Welt immer wieder ihre Ohnmacht präsentierte. Dieser Widerstand artikulierte sich als religiöser Widerstand, als Widerstand der Muslime gegen die Christen, da sich die Völker des Orients gegenüber den Europäern nicht als Nation, sondern nur als religiöse Gemeinschaft absetzen konnte. Während lokale Eliten mit den Kolonialherren kollaborierten und die Gebildeten nach dem Wissen und den Errungenschaften des Westens strebte, wurde der Widerstand in den religiösen Bruderschaften, den sufi-Orden und den traditionellen Schulen der islamischen Gelehrsamkeit wachgehalten. Von hier gingen die Impulse zu einer Reihe begrenzter aber heftiger und oft blutiger Aufstände und Revolten aus.
Antikolonialismus und Moderne: Al-Afghani und Muhamad Abduh
Der Iraner Al-Afghani und der Ägypter Muhammad Abduh, zwei Religionsgelehrte, sind diejenigen gewesen, die am Ende des 19. Jahrhunderts dem Widerstand der Muslime gegen den Westen und die koloniale Bevormundung eine neue Stoßrichtung gaben. Von ihrer Arbeit und ihre Ideen gehen sowohl die Modernisten als auch die Fundamentalisten des Islams aus. - Es wird sich weiter unten noch zeigen, dass der sogenannte "Fundamentalismus" eigentlich ein verdeckter Modernismus ist!
Als Ursache für die Schwäche der Muslime sehen beide die Degeneration der Politik und der Religion. Die Politik ist deshalb heruntergekommen und die Muslime sind deshalb schwach, weil es keine Einheit der Muslime gibt. Die Religion ist deshalb in Stagnation und Aberglauben abgeglitten, weil ein einfaches Dogma, die Einheit und Einzigkeit Gottes und das Beispiel des Propheten erstickt wird unter den Kommentaren der Vorfahren die mehr Autoritäten genießen als die Quellen des Glaubens.
Der Islam wäre dem Westen eigentlich überlegen, weil er der Vernunft Raum gibt und für die Aufnahme auch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bereit ist. Der Westen, genauer gesagt das Christentum habe sowohl die Naturwissenschaften, die es von den mittelalterlichen Muslimen als Geschenk empfangen habe, als auch die Muslime selbst in Kreuzzügen bekämpft. Der Kolonialismus sei nur eine Neuaufnahme der Kreuzzüge durch den Westen, der nun seine Gelegenheit sähe, weil die Muslime schwach seien. Deshalb gälte es, die Errungenschaften des Westens, die Naturwissenschaften und die Technologie zu übernehmen und die Erziehung der Muslime voranzutreiben.
In der Religion gilt es, die Befreiung von Koran und Sunna aus der Gefangenschaft der Kommentatoren durchzusetzen. Es gäbe einen Kern der Botschaft der sich nicht ändere, der aber neu freigelegt werden müsse. Dieser Kern der Botschaft sei in der Generation der Gefährten des Propheten am deutlichsten sichtbar gewesen. Indem diese Vergangenheit der ersten Jahrhunderte des Islams verherrlicht wird, wird damit ein Schritt in Richtung Befreiung zur Moderne getan, aber auch ein Schritt in Richtung Verengung, da man sich so des Reichtums der historischen Erfahrungen entledigt.
Die Muslimbrüder: Hasan Al-Banna
Zum Eigentum einer breiten Bewegung, werden Teile dieser Ideen durch Hasan Al-Banna, einem ägyptischen Volkschullehrer, der 1928 die ikhwân al-muslimîn, die "Muslimbrüder" gründet. Die Nachfolgeorganisationen der Muslimbrüder finden sich heute in fast allen Staaten des nahen Ostens, wo sie gutfunktionierende und zum Teil mit saudischem Kapital finanzierte Wohlfahrts- und Bildungseinrichtungen betreiben.
Europa ist für Al-Banna das abschreckende Beispiel für Materialismus, ideologischen Fanatismus, verrottete Moral und Imperialismus. Dagegen fordere das Modell Islam, als dritter Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus die solidarische und moralisch gefestigte Gesellschaft der Muslime. Garant dieser Gesellschaft ist die islamische Ordnung, deshalb gilt die strenge Durchsetzung der scharia', des religiösen Gesetzes in allen Bereichen. Für alle gesellschaftlichen Probleme gibt es eine moralische Lösung: den Islam und seine sozialen Ordnungsmaßstäbe. Diese sind im Text des Korans und dem Beispiel der Gefährten des Propheten direkt greifbar. Deshalb muss dieser Text und dieses Beispiel beim Wort genommen werden.
"Der Islam ist die Lösung"
Zulauf erhielt diese Bewegung in den 60er Jahren. Statt der versprochenen Modernisierung und Demokratisierung der arabischen Welt durch die halbdemokratischen Regime kam es durch die wachsende Abhängigkeit von ausländischen Märkten, dem Bevölkerungsdruck und der Wanderung vom Land in die Stadt zu soziale Spannungen. Die verarmten Massen sahen sich durch korrupte und unfähige Regierungen und dem mit ihnen verbündeten Westen in Stich gelassen. Schien nach dem Zweiten Weltkrieg noch Teilhabe am Reichtum des Westens und Demokratisierung nach seinem Vorbild eine realistische Hoffnung der muslimischen Welt zu sein, so wandte man sich jetzt enttäuscht ab: "Der Islam ist die Lösung" heißt es jetzt. Vorrangiges Ziel ist jedoch die Umgestaltung einer Gesellschaft und die Vertreibung der korrupten Regime. Der Kampf gegen den Westen wird nur verbal geführt.
Fundamentalismus
Die Muslimbrüder und verwandte Organisationen werden in Deutschland und im englischsprachigen Raum stets unter dem Titel "Fundamentalisten" geführt. Die Franzosen sprechen von "Integristen". Im arabischen Raum werden die ihre Anhänger oft als salafi bezeichnet, diejenigen, die sich Vorbild der "frommen Vorfahren" des ersten Jahrhunderts des Islams orientieren.
Der Begriff "Fundamentalismus" bezeichnete zunächst eine amerikanische christlich-evangelikale Bewegung der Wende zum 20. Jahrhundert, die zurück zu den "fundaments" des christlichen Glaubens finden wollte, indem sie sich stärker an das Wort des Evangeliums binden wollte. Die Ablehnung des säkularen Modells, der Trennung von Religion und Gesellschaft und ein wörtliches Schriftverständnis zeichnete sie aus.
Diese Ablehnung der generellen Öffnung und der Pluralisierung der modernen Gesellschaft und ein literalistisches Verständnis der heiligen Texte zeichnet auch den islamischen Fundamentalismus aus. Kennzeichnend für alle fundamentalistischen Bewegungen ist weiterhin ein manichäisches Weltbild, die vermeintliche und nicht zu hinterfragende Sicherheit der Dogmen, Verschwörungsmythen die jede Niederlage nicht auf eigenes Versagen, sondern auf Machenschaften der Gegner zurückführen und endzeitliche Visionen von einer strahlenden Zukunft für die ganze Menschheit, wenn der Kampf gegen das Böse erst gewonnen sei.
Fundamentalistische Bewegungen sind nicht zwangsläufig gewalttätig. Es gibt eine Reihe von frommen und friedlichen Muslimbrüdern, für die soziales Engagement und persönliches Vorbild einziges Mittel für die Umgestaltung der Gesellschaft ist. Aber das einfache Feindbild, die einfachen Lösungen und die eschatologisch aufgeladene Gesellschaftskritik machen sie anfällig für etwas, was der Islam sonst verabscheute: Maßlosigkeit bei der Wahl der Mittel.
"Der Dschihâd ist die Lösung"
Mit der demütigenden Niederlage gegen Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 hatten sich die nationalistischen arabischen Regimes in den Augen ihrer Untertanen vollends als unfähig erwiesen. Die Verschärfung des Palästinakonflikts, das als einseitig empfundene Engagement des Westens für Israel und der unerwartete Erfolg der Islamischen Revolution im Iran der 70er Jahre lassen die Option "Der Islam ist die Lösung" immer attraktiver und die Angebote des Westens immer unglaubwürdiger erscheinen.
Israel wird als postkoloniales Implantat der westlichen Welt empfunden. Dem "kleinen Teufel" Israel steht der "große Teufel" USA bei, der nur ein Ziel hat, die Demütigung der arabischen Welt und die Vernichtung des Islams, der ihm als einzige gesellschaftliche und politische Kraft noch zu widerstehen vermöchte.
Die Ermordung des ägyptischen Präsidenten Sadats in den 80erJahren ist das Fanal für eine neue Qualität der Auseinandersetzung. Die Islamisten bewaffnen sich und führen den Kampf mit aller Härte und Entschlossenheit gegen die Vertreter der Regimes und die säkularen Kritiker des Islamismus in der eigenen Gesellschaft.
Die Attentäter Sadats berufen sich auf die zeitgenössische Schrift eines Theologen mit dem Titel al farida al gha'iba, "Die vernachlässigte Pflicht". Sie ruft alle Muslime zum dschihâd gegen die Ungläubigen und ihre muslimischen Helfershelfer auf, die gleich mit zu kafirun, "Ungläubigen", erklärt werden. Alle Muslime seien verpflichtet den bewaffneten Kampf gegen die Feinde des Islams aufzunehmen. Dabei greift man auf theologische Positionen zurück, wie sie zur Zeit der Mongoleneinfälle vertreten wurden. Es wird behauptet der dschihâd als bewaffnete Kampf sei die vergessene sechste Säule der bisher nur fünf ausgeübten Kardinalpflichten der Muslime. "Der Dschihâd ist die Lösung" heißt es nun.
Der Golfkrieg, der in erster Linie als der Krieg christlicher Länder gegen ein islamisches Land gesehen wird und die Präsenz amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien, im Herzland des Islams, bringen dieser neuen Losung immer mehr Sympathien ein. Die zunehmende Dämonisierung des Islams in westlichen Medien tut ein übriges, man sieht sich dadurch in seiner Ablehnung noch bestätigt.
Von Saudi-Arabien, in dem von Seiten des absolutistischen Herrscherhauses ein rigider und puristischer Islam propagiert wird, erhalten die dschihâd-Bewegungen wie die Hizbollah im Libanon, die FIS in Algerien und die Hamas in Palästina jetzt heimlich oder offen finanzielle Rückendeckung. Viele Saudis wollen wohl dadurch ihr schlechtes Gewissen erleichtern, Verbündete der verhassten USA zu sein.
"Der Terror ist die Lösung"
Die Attentate der Hizbollah im Libanon, Kuwait und Frankreich der 80er Jahre und die Verschärfung der intifada im Palästina der 90er Jahre zum "totalen Dschihâd" durch die Hamas mit Selbstmordattentaten zeigt den gewaltbereiten Extremisten: Es ist mit minimalem Einsatz ein maximaler Einsatz an Schrecken und Medienpräsenz möglich. Terroristische Selbstmörder stilisieren sich als schahîd und erzwingen mit ihrem Einsatz politische Reaktionen und stellen verhandlungswillige Palästinenser ins Abseits. Deshalb heißt es jetzt: "Der Terror ist die Lösung".
Und die Zukunft ... ?
Wenn man sich nun fragt, was die Zukunft bringen wird, eine nochmalige Steigerung oder Ausbreitung des dschihâd-Islams, oder einen Rückgang von Fundamentalismus und Extremismus, so ist die Entwicklung nicht eindeutig. Man sollte aber folgende Faktoren im Auge behalten:
Der Islam wird um die geistige, kulturelle und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit säkularer Gesellschaft, Pluralismus und individuellen Menschenrechten nicht herumkommen. Die Auseinandersetzung darum wird aber mittlerweile nicht mehr im Zentrum der islamischen Welt geführt. Sowohl die Gelehrten der traditionellen Lehranstalten als auch die Puristen und Fundamentalisten haben dabei ihr Pulver schon verschossen und können auf die alten Fragen keine neuen Antworten mehr geben oder haben ihre Glaubwürdigkeit teilweise schon eingebüßt. Die engagierteste Auseinandersetzung mit diesen Fragen findet jetzt an der Peripherie statt: in Indonesien, in der Türkei, in Frankreich und in den USA. Auch die Muslime des Westens werden in Zukunft ein größeres Gewicht bekommen. Dadurch könnte sich ein größerer Pluralismus der Standpunkte bilden. Auch die Frage nach dem Stellenwert staatlicher und gesellschaftlicher Gewalt könnte jenseits der traditionellen und "fundamentalistischen" Positionen neu diskutiert und bestimmt werden.
Es liegt auch an den westlichen Gesellschaften, ob sie diese Diskussion fördern oder versanden lassen will. Solange man den Muslimen im Westen mit Misstrauen begegnet und ihnen hier keine Gelegenheit zur Darstellung eigener Erfahrungen mit der säkularen und pluralistischen Gesellschaft gibt, ihnen die Schaffung von Lehrstühlen für islamische Theologie und islamisches Recht unterbindet oder den regulären islamischen Religionsunterricht nicht ermöglicht, solange werden die Muslime des Westens immer wieder zum Rückgriff auf die Positionen der Länder des Nahen Ostens verwiesen.