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Das Wunder vom Bosporus
Anlagechancen: Das Wunder vom Bosporus - Zertifikate - Finanzen - HandelsblattDas Wunder vom Bosporus
26.07.2011, 15:10 Uhr
Lange Zeit machte die Türkei mit politischem Streit und Finanzkrisen von sich reden. Doch das ist jetzt vorbei – das Land erlebt einen rasanten Aufschwung. Davon können auch Anleger profitieren.
Istanbul.Die Türkei werde eines Tages das „China Europas“, schwärmte Ömer Sabanci 2006. Nur fünf Jahre später soll der türkische Unternehmer Recht bekommen: Nachdem die türkische Wirtschaft 2010 um fast neun Prozent gewachsen ist, legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal dieses Jahres sogar um elf Prozent zu. Damit verzeichnete die Türkei das stärkste Wachstum unter den größeren Ländern weltweit, noch vor China (9,7 Prozent).Ein Ötanker befährt den Bosporus vor dem Altstadtbezirk von Istanbul. Quelle: AP![]()
Die Türkei schreibt so eine beeindruckende Erfolgsstory fort. In den vergangenen zehn Jahren ist die Wirtschaft im Schnitt um jeweils fünf Prozent gewachsen, trotz eines Einbruchs in den Krisenjahren 2008 und 2009. Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich in dieser Zeit von 3 000 auf 10 000 Dollar mehr als verdreifacht. Der Boom ging einher mit einer Konsolidierung der öffentlichen Finanzen; die Staatsverschuldung wurde von über 80 auf 42 Prozent des BIP abgetragen, das Haushaltsdefizit dürfte in diesem Jahr zwei Prozent des BIP entsprechen – Zahlen, von denen viele Euro-Staaten träumen.
Getragen wird das Wachstum vor allem von privaten Investitionen und dem Binnenkonsum. Am stärksten konnten zuletzt der Groß- und Einzelhandel sowie die Bauwirtschaft zulegen. Größtes Kapital des Landes ist seine junge Bevölkerung. Das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren, 40 sind es im Rest Europas. Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerungszahl von 73 auf voraussichtlich 100 Millionen steigen. Schon diese Zunahme lässt ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum erwarten. Nach einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das türkische BIP zwischen 2011 und 2016 um 45,3 Prozent wachsen.Türkei-InvestmentsAuf die Auswahl kommt es an
Die türkische Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um neun Prozent. Das ist mehr als alle europäischen Volkswirtschaften zu leisten vermochten.
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Bis in die 1980er-Jahre war die Türkei ein agrarisch geprägtes Land. Aber inzwischen steuert die Industrie rund dreimal so viel zum BIP bei wie die Landwirtschaft. Auch ausländische Investoren haben längst die Wachstumspotenziale des Landes erkannt. In der Türkei arbeiten rund 27 000 ausländische Unternehmen, darunter etwa 4 300 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. Die Geschichte von Siemens und der Deutschen Bank in der Türkei etwa reicht zurück bis ins Osmanenreich.
Die Automobilhersteller MAN und Mercedes produzieren seit Mitte der 1960er-Jahre in Anatolien. Interessant sei der Standort Türkei vor allem wegen „einer Vielzahl von sehr gut ausgebildeten und hoch motivierten Mitarbeitern, wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen und hoher Produktivität“, sagt Wolf-Dieter Kurz, CEO von Mercedes-Benz Türk. Auch Zulieferer Bosch expandiert: „Bis 2013 werden wir weitere 400 Millionen Euro investieren und unsere Mitarbeiterzahl von 9 000 auf 11 000 steigern“, sagt Hermann Butz, Türkeichef von Bosch.