K
Kelebek
Guest
Der Bericht gefällt mir sehr. Pure Diktatur.ZENSUR IN DER TÜRKEI
Zündstoff aus Papier
Ein Buch über die mächtige Gülen-Sekte macht die Türkei nervös. Sonderstaatsanwälte ermitteln. Der Buchautor, der investigative Journalist Ahmet Sik, sitzt in Haft.
ISTANBUL taz | Der Fall ist selbst für türkische Verhältnisse beispiellos: Seit Tagen fahnden Sonderstaatsanwälte und ganze Polizeieinheiten nach einem Buch, das es noch gar nicht gibt. Ein noch unveröffentlichtes Manuskript zu verbieten, den Besitz unter Strafe zu stellen und Druckereien und Buchläden schon einmal präventiv massive Strafen anzudrohen, falls sie auf die Idee kommen sollten, das Manuskript tatsächlich zu veröffentlichen, das, so Ragip Zakarolu, Verleger und altgedienter Kämpe für Meinungsfreiheit, "hat es in der Türkei noch nicht einmal nach dem Putsch 1980 gegeben".
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Bei dem "gefährlichsten Buch des Landes" handelt es sich aber nicht um Anleitungen zum Bombenbau oder andere Tipps für Terroristen, sondern um eine journalistische Recherche über die derzeit einflussreichste islamische Sekte des Landes, der Gülen-Bewegung, deren Chef Fetullah Gülen in den USA lebt. Das Manuskript mit dem Titel "Die Armee des Imam" beschreibt nach Angaben von Freunden des Autors, die die Gelegenheit hatten es zu lesen, bevor es konfisziert wurde, wie die Sekte schrittweise die türkische Polizei und Justiz unterwandert.
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"Armee des Imams"
Obwohl auch die meisten Regierungskritiker davon ausgehen, dass es durchaus einen harten Kern von Putschisten gibt, wird der Vorwurf, Mitglied oder Unterstützer von Ergenekon zu sein, immer inflationärer gehandhabt. Vor allem regierungskritische Journalisten wurden immer häufiger unter diesem Vorwurf inhaftiert, jetzt soll schon die Kenntnis eines unveröffentlichten Manuskripts Werbung für eine Terrororganisation sein.
Doch mit dem Fall Ahmet Sik und seinem Buch "Armee des Imams" haben AKP-Regierung und Sonderjustiz jetzt wütende Proteste im ganzen Land ausgelöst.
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Nur Ministerpräsident Tayyip Erdogan ist von der Kritik völlig unbeeindruckt. "Die EU soll sich an ihre eigene Nase fassen", sagte er auf dem Weg in den Irak, "wir setzen unseren Weg zu unserer Demokratie weiter fort."
Zensur in der Türkei: Zündstoff aus Papier - taz.de