Harte Strafe für Juve und Co.
Nach dem WM-Triumph folgte nun der Albtraum für den italienischen Fußball. Juventus Turin, Lazio Rom und AC Fiorentina müssen wegen der Verwicklung in den Manipulationsskandal in die Serie B absteigen.
Der ebenfalls angeklagte AC Milan bleibt zwar in der Serie A, muss aber auf Grund eines Punkteabzuges auf die Teilnahme an der Champions League verzichten.
Außerdem werden Rekordmeister Juventus die beiden jüngsten Meistertitel 2005 und 2006 aberkannt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa weiter.
Berufung möglich
Diese Urteile gaben die Richter im Sportverfahren des Italienischen Fußballverbandes (FIGC) nach wochenlangen Verhandlungen am Freitagabend in Rom bekannt. Eine Berufungsverhandlung ist Ende kommender Woche möglich.
Bis zum 25. Juli muss Italien endgültig seine Teilnehmer für die Europacup-Bewerbe nominieren.
30 Minuspunkte für kommende Saison
Zudem gibt es harte Strafpunkte: Dem Urteil zufolge erhält Juventus in der kommenden Saison in der Serie B 30 Minuspunkte. Für Fiorentina gibt es zwölf, für Lazio sieben Strafpunkte.
Milan wird in der vergangenen (44) und in der nächsten Saison (15) mit Punkteabzug bestraft, sodass der zweite Tabellenplatz für die Champions League verloren geht.
Meistertitel für Inter Mailand
Zum Nutznießer der Lage könnte Inter Mailand werden. Dem urspünglichen Tabellendritten und Cupsieger wurde der Meistertitel 2006 zugesprochen. Zum Champion 2005 wurde der damalige Vizemeister Milan erklärt.
Nach derzeitigem Stand würden Inter, AS Roma (Fünfter), Chievo Verona (Siebenter) und Palermo (Achter) für Italien in der Champions League 2006/07 starten.
Bleiben die Stars?
Bei Juventus stehen die Weltmeister Gianluigi Buffon, Gianluca Zambrotta, Fabio Cannavaro, Mauro Camoranesi und Alessandro Del Piero unter Vertrag.
Der Zwangsabstieg bedeutet auch finanziell einen schweren Schlag, TV-Sender halten bereits geplante Zahlungen für die Übertragungsrechte der Liga-Spiele zurück.
Es heißt, andere europäische Spitzenvereine wie Real Madrid würden schon ihre Hände nach Juve-Stars ausstrecken.
Sperren für Moggi, Carraro und De Santis
Eine harte Strafe fasste auch der frühere Juventus-Manager Luciano Moggi, der als Drahtzieher der Manipulationen gilt, aus: Er erhält fünf Jahre Berufsverbot im Verband.
Liga-Präsident Franco Carraro wird mit viereinhalb Jahren Berufsverbot betraft, die gleiche Sperre erhält unter anderem Schiedsrichter Massimo De Santis. Insgesamt waren 26 Funktionäre angeklagt, aber keine Spieler.
Anklage wollte härtere Strafen
Allerdings fällt das Urteil in erster Instanz milder aus als die Forderungen der Anklage: Diese hatte für Juventus den Abstieg in die dritte oder in eine noch tiefere Liga gefordert.
Neben Lazio und Fiorentina sollte auch Milan in die zweite Liga geschickt werden, hatte Chefankläger Stefano Palazzi gefordert. Die Anwälte des Rekordmeisters hatten in dem Prozess selbst einen Abstieg in die zweite Liga ins Spiel gebracht.
Schiedsrichter "befohlen"
Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge soll Moggi Kopf einer Mafia-ähnlichen Vereinigung gewesen sein. Zu seinen engsten Komplizen gehörte demnach Schiedsrichter De Santis.
Es heißt, "Big Luciano" habe befohlen, welche Schiedsrichter die Juve-Partien pfeifen sollten. Durch gezielte Verteilung von Gelben Karten sollten die Referees Juve-Gegner schwächen.
Amnestie abgeschmettert
Seit dem WM-Sieg hatten zahlreiche Stimmen aus Sport und Politik Milde und Nachsicht gefordert: Der italienische Fußball dürfe jetzt nicht bestraft und geschwächt werden.
Vor allem die wirtschaftlichen Folgen eines Zwangsabstiegs seien unabsehbar, hieß es. Allerdings sprach sich Ministerpräsident Romano Prodi noch kurz vor dem Urteil gegen eine Amnestie aus.
Berlusconi "außer sich"
AC-Milan-Präsident und Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hatte sich immer wieder gegen eine Bestrafung seines Vereins zur Wehr gesetzt: "Ich bin außer mir. Wir haben niemals Vorteile genossen. Im Gegenteil: Wir sind zum Opfer geworden."
Auch Moggi sagte zuletzt, er trage keine Schuld. Es habe kein Mafia-ähnliches Betrugssystem gegeben.
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