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Von der Nationalmannschaft in den Dschihad
Von STEFFEN HEBESTREIT
Einst ein hoffnungsvoller Fußballer: Burak K. Foto: dpa![]()
Der Deutsche Burak K. gehört zu mindestens einem Dutzend hiesiger Islamisten, die im Syrischen Bürgerkrieg gekämpft haben – und getötet worden sind.
Am 11. Oktober dieses Jahres soll der frühere deutsche Fußball-Jugendnationalspieler Burak K. bei einem Bombenangriff auf die nordsyrische Stadt Azaz getötet worden sein, hieß es in deutschen Sicherheitskreisen am Montag in Berlin. Der 26-Jährige, der schon vor sechs Jahren seine Fußballkarriere beendet hatte, soll als Kämpfer auf Seiten der Islamisten in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen haben. Mehrere seiner Freunde bestätigten, dass sich K. in jüngerer Zeit immer stärker radikalisiert hatte. In einem Internet-Video, das wenige Tage später im Netz aufgetaucht ist und das nach Ansicht der Sicherheitsbehörden in der Türkei oder in Syrien aufgenommen worden ist, zeigte sich K. in Armee-Kleidung und mit einer Kalaschnikow.
Seit längerem blicken die deutschen Sicherheitsbehörden mit Sorge auf die wachsende Zahl von deutschen Islamisten, die sich zum Kämpfen nach Syrien begeben. „Es ist das Trendland schlechthin“, sagen die Fachleute. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sprach unlängst von knapp 150 zumeist jüngeren Deutschen, die seit Jahresbeginn in das Bürgerkriegsland aufgebrochen seien. Mindestens ein Dutzend von ihnen sei in dem Land auch bereits getötet worden, hieß es aus anderen Quellen.
Denn längst ist Syrien das bevorzugte Reiseland für Islamisten aus Westeuropa auf der Suche nach Fronterfahrung, nachdem vielen die Situation in den Terror-Ausbildungslagern im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet durch die US-Drohnenangriffe in jüngerer Zeit zu brenzlig geworden ist. Zunächst waren die westlichen Dschihadisten dann nach Ägypten ausgewichen, um sich von dort aus entweder in den Jemen durchzuschlagen oder in Richtung Mali, wo islamistische Kräfte die dortige Regierung vor einem Jahr massiv bedrängt hatten. Doch dieser Weg erwies sich vor allem für Islamisten aus Deutschland, Frankreich und Schweden als viel zu langwierig, verworren und gefährlich. Mit dem Eingreifen der französischen Streitkräfte in dem westafrikanischen Land stabilisierte sich aber die Lage in dem Wüstenstaat und Syrien rückte verstärkt in das Blickfeld.
Wie ein Terror-Reisebüro
Von Deutschland aus ist es vergleichsweise einfach, nach Syrien zu gelangen, was die Attraktivität für viele Islamisten noch steigert. Ein Charterflug in türkische Badeorte oder andere Städte ist günstig zu haben, für die Einreise genügt der Personalausweis. „Die Leute fahren dann zumeist per Bus weiter ins Grenzgebiet zu Syrien und werden über die Grenze geführt.“ Es soll ein funktionierendes islamistisches Netzwerk geben, dass die Reisetätigkeiten der Deutschen nach Syrien koordiniert, beinahe wie ein Terror-Reisebüro, sagte ein Ermittler.
Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz blicken deshalb so besorgt auf diese Entwicklung, weil viele dieser Terror-Touristen irgendwann auch wieder in die Bundesrepublik zurückkehren werden. Sie hätten dann nicht nur Erfahrung im Umgang mit Sprengstoff und Waffen und wären durch die Fronterfahrung weiter radikalisiert, sondern würden in den einschlägigen Szenen auch gehörigen Respekt und Einfluss erhalten, weil sie für die heilige Sache ihr Leben riskiert hätten. „Diese Personen genießen Heldenstatus – und können dann wiederum das Vorbild für andere werden, die ebenfalls eine solche Stellung erhalten wollen.“ Oder sie könnten ihre Erfahrung nutzen, um in Deutschland Anschläge zu verüben.
Die hiesigen Behörden können mit einigem Aufwand die Ausreise einzelner Verdächtiger verhindern, indem sie ihnen für eine Zeitlang den Reisepass abnehmen. Zudem können sie Rückkehrer unter bestimmten Umständen festnehmen, wenn ihnen die Beteiligung an dem Konflikt nachzuweisen ist beziehungsweise der Aufenthalt in einem ausländischen Terror-Ausbildungslager. „Natürlich geht nicht jeder gestärkt aus so einer furchtbaren Kriegserfahrung hervor“, heißt es in Sicherheitskreisen. Manch einer merke auch, dass er dort nicht die seltsame Kriegsromantik finde, die er sich erhofft habe – und lasse davon künftig die Finger, sagt ein erfahrener Beamter.
Syrien: Von der Nationalmannschaft in den Dschihad | Syrien - Frankfurter Rundschau
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