Gefahr einer zweiten Republika Srpska
Weitaus heftiger wurde dann über den neuen Status der serbischen Gemeinden innerhalb des Kosovos debattiert. Die zwischen dem Kosovo und Serbien ausgehandelte Vereinbarung besagt, dass nach den Kommunalwahlen, sich die sechs südlichen und vier nördlichen serbischen Gemeinden zu einer „Gemeinschaft der serbischen Gemeinden“ mit erheblichen Selbstverwaltungsrechten zusammenschließen dürfen.
Diese Vereinigung, sagte Leon Malazogu, Direktor des think tanks „Democracy for Development“ in Priština, sei ein Trojanisches Pferd. Die Belgrader Regierung wolle eine Assoziation, eine Gemeinschaft bilden, die in Serbien und im Kosovo den Status der Legitimität genieße. Dadurch würden die Parallelstrukturen im Gesundheitswesen, der Bildung, in der Polizei und der Justiz eben nicht abgeschafft. „Die Gemeinschaft der serbischen Gemeinden“ innerhalb des Staates Kosovo sei ein Irrweg und bewege sich Richtung dem Vorbild der Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina. Dies sei eine nicht akzeptable und gefährliche Entwicklung.
Auch Petar Miletić, serbisch-kosovarisches Parlamentsmitglied, sieht die Gefahr einer neuen Republika Srpska im Kosovo. Allerdings sei der Status dieser neuen „Gemeinschaft der serbischen Gemeinden“ im Brüsseler Abkommen nicht genau definiert worden. Alles sei völlig unklar, man wisse zum Beispiel noch nicht, wem das staatliche Vermögen und Eigentum gehöre und wie die Universität organisiert werde. Man könne einfach noch nicht sagen, welche Rolle diese Vereinigung in Zukunft spielen wird.
Ebenso wie seine zwei Vorredner betonte Dr. Dušan Janjić das Konfliktpotential dieser neuen Körperschaft. Man müsse aufpassen, sagte er, dass sich die Serben nicht aus dem Staat Kosovo herauslösen. Allerdings sehe er in der Vereinigung auch die Chance zu einem serbischen Regionalismus mit Minderheitenrechten innerhalb eines multiethnischen Kosovos. In Zukunft müsse man diese Perspektive stärken und ausbauen. Um zu einer Normalisierung, die noch in weiter Ferne liege, zu gelangen, sagte Janjić, müsse man insbesondere den zivilgesellschaftlichen Dialog innerhalb des Kosovos fördern.