Nach Augenzeugenberichten verdichteten sich gestern die Anzeichen, dass die Ausschreitungen von der polizeilichen Einsatzleitung wenigstens anfangs toleriert worden sind. Die US-amerikanische und die kroatische Vertretung waren schon gegen Ende der Auftaktkundgebung vor dem Parlament angegriffen worden. Ein Teil der Demonstranten hatte sich in die breite, von Botschaften gesäumte Knez-Milos-Straße aufgemacht und war dabei offenbar nicht aufgehalten worden.
[h3]Polizei kam halbe Stunde später[/h3]
Erst eine halbe Stunde, nachdem Demonstranten den Zaun der US-Botschaft überklettert, Gitter von den Fenstern gerissen, auf dem Balkon die US-Flagge eingeholt und statt dessen die serbische gehisst hatten, ließen sich auf der Straße gepanzerte Fahrzeuge der Anti-Terror-Einheit blicken. Die Demonstranten zogen sich daraufhin zurück, sahen, dass die Polizei nichts unternahm und wagten sich dann wieder vor die Botschaft. Erst eine weitere Viertelstunde später zerstreute eine angerückte Polizei-Einheit die Versammlung mit Tränengas, wie serbische Reporter berichteten.
Unbewacht war offenbar auch die Botschaft Kroatiens, die ebenfalls schwer beschädigt wurde. Bis zu dem Eingreifen hatte die Polizei lediglich mit Kordons verhindert, dass die Demonstranten in Nebenstraßen einbogen. Gefragt, warum sie gegen die Krawalle nichts unternähmen, gaben einzelne Beamte den Reportern zur Antwort, sie hätten "keine Befehle".:help:
Mannheimer Morgen
23. Februar 2008