Paprika
Jackass of the Week

Analysen und Gedanken zur Gegenwart - politische und kulturelle Reflexionen - über politische, soziale und kulturelle Strömungen - kritische Texte über Politik und Gesellschaft - über Religion, Politik und Gesellschaft
Renaud Camu
Renaud Camus’ Idee des „Großen Austauschs“ („Great Replacement“) wird oft im selben Atemzug mit den Identitären Bewegungen genannt. Doch es gibt einen Unterschied: Camus spricht vom Niedergang einer ganzen Zivilisation – vom Verschwinden der westlichen kulturellen und bürgerlichen Grundlagen – nicht von einem eng gefassten ethnischen Nationalismus.
Die Identitären Bewegungen in Österreich, Deutschland und Frankreich (z. B. Martin Sellners Gruppe, Génération Identitaire) haben Camus’ Sprache übernommen und sie in strikt ethnische und völkische Begriffe umgedeutet. Was bei Camus eine kulturelle und zivilisatorische Warnung war, verwandelten sie in eine nationalistische Parole von „wir“ gegen „sie“.
Als Camus von der westlichen Kultur sprach, meinte er weder Popkultur noch Geopolitik. Er meinte ein ganzes zivilisatorisches Gefüge: die Herrschaft des Rechts, die Werte der Aufklärung, den Säkularismus; die Kontinuität von Sprache und Literatur; die Schönheit von Architektur, Städten, Landschaften und Kunst; ja sogar die alltäglichen Gewohnheiten des öffentlichen Lebens – Cafés, Feiertage, gesellschaftliche Umgangsformen. Für ihn waren das keine Nebensächlichkeiten, sondern das lebendige Geflecht des Westens. Und genau dieses kulturelle Erbe, so glaubte er, sei vom Verschwinden bedroht.
Durch die Vereinnahmung seiner Ideen durch rechtsradikale Bewegungen wie die Identitären wurde Camus’ Konzept zu einem Freibrief für linke Regierungen und Medien, sein gesamtes Denken als „rechtsextrem“ abzutun – anstatt sich mit den unbequemen Fragen auseinanderzusetzen, die er aufwarf. Man muss Camus nicht zustimmen, um zu erkennen, dass es Zweifel daran weckt, ob echter Diskurs noch erwünscht ist, wenn man ihn verurteilt und von öffentlichen Plattformen ausschließt, während gleichzeitig postkoloniale Theorien, die den Westen ausschließlich als Täter darstellen, an Universitäten unangefochten gedeihen dürfen – oder ob blinde Konformität das Einzige ist, was noch erlaubt ist.
Camus hier zu zitieren bedeutet nicht, jedes seiner Worte zu unterstützen – es bedeutet zu fragen, warum manche Stimmen vollständig zum Schweigen gebracht werden, während andere ohne jede Kritik gefeiert werden. Es geht dabei nicht um ethnische oder eng nationale Fragen – es geht um den Westen als Ganzes. Und genau das ist der Grund, warum Camus stigmatisiert wird: weil es zu gefährlich wäre, wenn die Menschen im Westen erkannten, dass das, was auf dem Spiel steht, alle westlichen Gesellschaften betrifft, nicht nur einzelne nationale Probleme. Für die Linke ist dies längst ein globales Projekt – sie ist weltweit vernetzt. Doch auf der anderen Seite wird es viel zu oft als rein nationaler Kampf verstanden. Und dieser Unterschied ist entscheidend.
Renaud Camu
Renaud Camus’ Idee des „Großen Austauschs“ („Great Replacement“) wird oft im selben Atemzug mit den Identitären Bewegungen genannt. Doch es gibt einen Unterschied: Camus spricht vom Niedergang einer ganzen Zivilisation – vom Verschwinden der westlichen kulturellen und bürgerlichen Grundlagen – nicht von einem eng gefassten ethnischen Nationalismus.
Die Identitären Bewegungen in Österreich, Deutschland und Frankreich (z. B. Martin Sellners Gruppe, Génération Identitaire) haben Camus’ Sprache übernommen und sie in strikt ethnische und völkische Begriffe umgedeutet. Was bei Camus eine kulturelle und zivilisatorische Warnung war, verwandelten sie in eine nationalistische Parole von „wir“ gegen „sie“.
Als Camus von der westlichen Kultur sprach, meinte er weder Popkultur noch Geopolitik. Er meinte ein ganzes zivilisatorisches Gefüge: die Herrschaft des Rechts, die Werte der Aufklärung, den Säkularismus; die Kontinuität von Sprache und Literatur; die Schönheit von Architektur, Städten, Landschaften und Kunst; ja sogar die alltäglichen Gewohnheiten des öffentlichen Lebens – Cafés, Feiertage, gesellschaftliche Umgangsformen. Für ihn waren das keine Nebensächlichkeiten, sondern das lebendige Geflecht des Westens. Und genau dieses kulturelle Erbe, so glaubte er, sei vom Verschwinden bedroht.
Durch die Vereinnahmung seiner Ideen durch rechtsradikale Bewegungen wie die Identitären wurde Camus’ Konzept zu einem Freibrief für linke Regierungen und Medien, sein gesamtes Denken als „rechtsextrem“ abzutun – anstatt sich mit den unbequemen Fragen auseinanderzusetzen, die er aufwarf. Man muss Camus nicht zustimmen, um zu erkennen, dass es Zweifel daran weckt, ob echter Diskurs noch erwünscht ist, wenn man ihn verurteilt und von öffentlichen Plattformen ausschließt, während gleichzeitig postkoloniale Theorien, die den Westen ausschließlich als Täter darstellen, an Universitäten unangefochten gedeihen dürfen – oder ob blinde Konformität das Einzige ist, was noch erlaubt ist.
Camus hier zu zitieren bedeutet nicht, jedes seiner Worte zu unterstützen – es bedeutet zu fragen, warum manche Stimmen vollständig zum Schweigen gebracht werden, während andere ohne jede Kritik gefeiert werden. Es geht dabei nicht um ethnische oder eng nationale Fragen – es geht um den Westen als Ganzes. Und genau das ist der Grund, warum Camus stigmatisiert wird: weil es zu gefährlich wäre, wenn die Menschen im Westen erkannten, dass das, was auf dem Spiel steht, alle westlichen Gesellschaften betrifft, nicht nur einzelne nationale Probleme. Für die Linke ist dies längst ein globales Projekt – sie ist weltweit vernetzt. Doch auf der anderen Seite wird es viel zu oft als rein nationaler Kampf verstanden. Und dieser Unterschied ist entscheidend.