Die USA lagern einen Teil ihrer aktiven Atomwaffen in Europa. Nach Schätzungen von Experten handelt es sich derzeit um maximal 240 nukleare Bomben der Typen B-61-3 und B-61-4. Diese Waffen sind für NATO-Aufgaben und den Einsatz durch Jagdbomber der USA sowie einiger europäischer Nationen vorgesehen, die sich an der nuklearen Teilhabe der NATO beteiligen. Das sind Belgien, Deutschland, die Niederlande und derzeit noch Italien.
Eingesetzt werden dürfen die US-Atomwaffen nur, wenn der US-Präsident sie freigegeben hat und auf einem gesonderten amerikanischen Befehlsweg der Freigabecode für die Sicherheitssysteme auf ihrem europäischen Standort eingegangen ist. Die USA behalten sich zudem auf nationaler Ebene das Recht vor, ihre in Europa gelagerten Atomwaffen auch zur Unterstützung des für den Nahen und Mittleren Osten zuständigen, regionalen Oberkommandos CENTCOM einzuplanen. Das erklärt, warum sich der Schwerpunkt der Lagerung seit Ende der 90er Jahre immer deutlicher zur NATO-Südflanke verschoben hat.
Über die Jahre hat sich sowohl die Zahl der Lagerorte für Nuklearwaffen in Europa als auch die Zahl der Staaten, die aktiv mit Flugzeugen bei der nuklearen Teilhabe mitmachen, immer weiter verringert. Geschlossen wurden in den letzten zehn Jahren die Lager Nörvenich, Memmingen und 2004 Ramstein in Deutschland, Lakenheath in Großbritannien, Araxos in Griechenland sowie Akinci und Murted in der Türkei. Rund 60% der verfügbaren modernen Lagerstätten für Atomwaffen in Europa wurden dabei stillgelegt. Aus der nuklearen Teilhabe ausgeschieden sind neben Kanada auch Griechenland und zuletzt die Türkei. In Italien könnte dieser Schritt bevorstehen, wenn auch der Stützpunkt Ghedi seine nukleare Funktion verlieren sollte.
Nuklearwaffen werden auf europäischen Flugplätzen in geschützten unterirdischen Magazinen, sogenannten Weapons Storage Vaults (Grüften oder Unterflurmagazinen– siehe Photo am Ende des Textes) aufbewahrt, die in den Boden von Flugzeugschutzbauten auf ausgewählten Fliegerhorsten eingebaut wurden. Jedes Magazin kann maximal vier Waffen aufnehmen und wird mit spezieller Technik fernüberwacht. Die Magazine wurden so konstruiert, dass sie theoretisch sowohl einem Feuer als auch einem bewaffneten Angriff solange standhalten sollen (~30 Minuten), bis Feuerwehr und /oder stärkere Sicherheitsmannschaften eingetroffen sind.
In Deutschland können heute noch bis zu 44 nukleare Bomben in Büchel, dem Standort des Jagdbombergeschwaders 33 der Bundeswehr, gelagert werden. Es ist mittlerweile der einzige verbliebene aktive Lagerort in Deutschland. Vorhanden sind dort vermutlich nur 10-20 Waffen.
Für die Wartung und den Zugang zu den Atomwaffen sind an den Standorten , auf denen sich europäischer Luftwaffen an der technisch-nuklearen Teilhabe beteiligen, jeweils 130-140 US-Spezialisten zuständig. Sie tun in speziellen Einheiten Dienst, den Munition Support Squadrons (701.-704. MUNSS). Die vier Squadrons unterstehen der 38. Munitions Maintenance Group (MMG) in Spangdahlem, die ihrerseits Teil der 38. Combat Support Wing in Sembach/Ramstein ist. Die insgesamt rund 550 Soldaten sind auch dafür zuständig, dass nie ein einzelner Soldat oder gar ein Europäer ohne Begleitung durch US-Soldaten Zugang zu einer Atomwaffe bekommt. Die Fliegerhorste, auf denen Atomwaffen stationiert sind, haben zudem eine zusätzliche Wachmannschaft.
Blaue Markierungen bedeuten inaktive Nuklearwaffenlager,
braune Markierungen aktive Lager.