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„Ich fürchte mich vor unserer Mentalität“

Du gibst dir selbst, weil alleine hier im Forum Deutsche Gesetze keine Rolle spielen, da kein Deutsches Forum aber nicht einmal das weißt du :D
 
@skenderbegi

Man kann sich Vucic's "Wandlung" auch anders erklären, aber dazu muss man die politische Situation der letzten 20, 30 Jahre in Serbien genau zurückverfolgen und analysieren.

-als Milosevic an die Macht kam, gab es schon jahrzehntelang das Problem mit dem Kosovo, und die serbische kommunistische Partei hat nichts unternommen und bewusst das Problem unter dem Teppich gekehrt. Die serbischen Kommunisten haben auch geschwiegen, als das Kosovo und die Vojvodina 1974 eine weitreichende Autonomie von Tito erhalten haben. In diesem Moment (ende der 80er) war das serbische Volk nach einem "Leader" durstig, der endlich das "nationale Problem" als Priorität ansehen und das Problem mit eiserner Hand durchgreifen wird.

-als Kostunica die politische Bühne betreten hat, wollte das Volk einen "ehrlichen" Leader, einen Politiker der nicht die Wahlen manipulieren und die politischen Gegner mit den brutalsten Mitteln bekämpfen wird. Hier war Kostunica für sie genau der richtige, der Politiker für den "kleinen, einfachen Bürger" dieses Landes. Er ist im Gegensatz zu Vucic und Nikolic seiner Linie treu geblieben (nach der Anerkennung des Kosovos, von nicht wenig wichtigen Ländern), und bis heute einer der letzten ehrlichen Gegner der EU in der serbischen Politik. Das Problem bei ihm war, dass er die Reformen (die dringend waren) immer hinausgeschoben/verzögert hat. Aber nach der Milosevic-Ära, war der Lebensstandard in Serbien gerade in der Zeit von Kostunica (2006-2008) am höchsten. Die Arbeitslosigkeit ständig am sinken, das BIP am wachsen, die Schulden wurden immer kleiner und der Dinar war relativ stabil.

-später kam Tadic dazu, der nicht unbedingt die Massen elektrisiert hat wie damals Milosevic und Kostunica. Er betrat die Bühne als ein kultivierter und anständiger Politiker. Die serbische Politik suchte endlich einen "professionellen" Politiker (und die Szene war damals mehr als chaotisch und der reinste Zirkus). Tadic wirkte sehr anständig, kultiviert, wählte gezielt die Worte, wirkte aber auch "europäisch" und mit Manieren eines Elite-Politikers - er wusste halt sehr gut, wie man sich zu verkaufen hat. Er war damals eine "Erfrischung" mit seiner neuen, Modernen Rhetorik, die er im Gegensatz zu Kostunica und Nikolic hatte, auch wenn vieles davon leere Phrasen waren, aber diente hervorragend um die Wählerstimmen zu gewinnen. Auch hier mit Erfolg. Die Wirtschaftspolitik war dagegen ein Desaster.

-und jetzt am Schluss haben wir den "verwandelten" Vucic, der genau weiss, was das jetzige Volk und die Bürger dieses Landes sehen wollen. Das Kosovo ist nicht mehr das Hauptthema, keine Ideologien-Streitigkeiten, sondern das Volk ist durstig nach "Gerechtigkeit", sie wollen Köpfe rollen sehen von verschiedensten Politikern, verdächtig überreichen Chefs oder anderen in kriminellen Machenschaften verwickelten Personen. Und genau das ermöglicht ihnen zurzeit Vucic. Er gibt dem kleinen Mann dieses Landes die Möglichkeit, dass er sich am Leid eines Miskovics erfreut, auch wenn sie persönlich davon keinen Nutzen haben. Vor 20 Jahren wäre er mit dieser Politik innerhalb von wenigen Stunden von der Bildfläche verschwunden.

Kurz und knapp, die Politiker passen sich nur den jeweils gegebenen politischen Situation an. Die wissen schon meistens wie man das Volk mehr oder weniger in Schach haltet. Und Vucic bedient sich einem Thema dass in den letzten 20, 30 Jahren praktisch nie angesprochen wurde: die Korruption!


:thumbleft:
 
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