Die Zeiträume sind hier entscheidend. Reden wir von der Zeit 1000 v.Chr. bis zur späteren türkischen Landeinnahme, dann haben die Griechen mit einer Vielzahl von Völkern koexistiert. Tatsache ist aber auch, dass das heutige Griechenland seit 195 v.Chr. von den Römern erobert wurde und stand bis zur Landeinnahme der Türken unter dem Einfluss des Römischen Reichs.
Du bringst hier ein paar Sachen durcheinander, die so nicht zusammengehören. 146 v. Chr. wurde das Gebiet des heutigen Griechenland römische Provinz. Schon seit früher Zeit aber hatte Rom viele Aspekte der griechischen Lebensweise und Kultur (Schrift, Literatur, Küche, Philosophie, Religion, etc.) absorbiert. Anfänglich über Vermittlung der Etrusker, später dann der griechischen Kolonien Süditaliens, des griechischen Mutterlandes und Makedoniens. So gilt z.B. der Dichter Lucius Livius Andronicus (griechisch: Libios Andronikos, † zwischen 207 und 200 v. Chr.) als Begründer der lateinischen bzw. römischen Literatur. Er stammte aus der griechischen Stadt Taras (Tarent) in Süditalien, war somit kein lateinischer Muttersprachler aber war als Sklave nach Rom gekommen. Das bedeutendste Werk des Livius Andronicus ist die Odusia, eine Übersetzung der griechischen Odyssee.
Schon zu Zeiten der Republik, aber erst recht während des römischen Kaiserreichs, war Griechisch auch im Westteil des Reiches Amtssprache, und vor allem Bildungssprache. Man kann sagen, dass die Oberschicht in Rom damals zweisprachig lateinisch/griechisch war. Auch war es Brauch die Jungen in Schulen nach Griechenland zu schicken, oder mindestens durch griechische Lehrer unterrichten zu lassen, welche als Sklaven aus Unteritalien oder dem griechischsprachigen Ostteil des Reichs eingeführt wurden. Hierzu gibt es den Ausspruch: Graecia capta ferum victorem cepit et artes / intulit agresti Latio, auf Deutsch, "Das eroberte Griechenland packte den wilden Eroberer und führte die Künste im bäuerischen Latium ein“, von Horaz aus den Epistulae. Im Ostteil war Griechisch spätestens seit Alexandrinischer Zeit verwurzelt, und blieb auch unter römischer Herrschaft als Amts- und Alltagssprache bestehen.
Als 395 Kaiser Theodosius das Reich in einen West- und einen Ostteil unter seinen Söhnen Honorius und Arcadius teilte, war es nicht die Idee die Reichseinheit aufzugegeben. Im Gegenteil, griff der Westkaiser wenn nötig im Osten ein, und der Ostkaiser im Westen - solange die politische und die militärische Kraft dazu ausreichend waren. Beispiele hierfür sind die Gotenkriege in Italien und die Kampagne gegen die Wandalen, unternommen im 6. Jh. von Kaiser Justinian.
Ausdruck dieser Kontinuität war die Selbstbezeichnung der Kaiser in Konstantinopel bis 1453, welche sich stets "Basileus ton Rhomaion" nannten, also Kaiser der Römer, und ihr Reich "Rhomania". Dies war aber eine politische Benennung, und keine ethnische. Denn in den 20er Jahren des 7. Jhts. passte Kaiser Heraclius den formellen Anspruch der Realität an, und machte die bis dahin schon immer im Oströmischen Reich vorherrschende griechische Sprache zur einzigen Amtssprache. Aber der Begriff "Römer" war damit zum Synonym für Grieche geworden. Das spiegelt sich noch heute in den griechischen Begriffen "Rhomios" für Grieche und "Rhomiosyni" für Griechentum wider. Hiermit beendeten die türkischen Osmanen formell eigentlich die Existenz des Römischen Reichs ...oder besser von dem, was davon übrig geblieben war.
"Anatolien" kommt übrigens aus dem Griechischen, und bedeutet "Osten (= Ανατολή)". Damit habt ihr Türken den Namen eures Landes nicht selber erfunden.
Heraclius