Kloster Ardenica
Das
orthodoxe Kloster Ardenica (
albanisch Manastiri i Ardenicës) liegt im
Kreis Fier in der
mittelalbanischen Landschaft
Myzeqe. In der Nähe der Klosteranlage gibt es auch ein kleines Dorf gleichen Namens.
Man nimmt an, dass der byzantinische Kaiser
Andronikos II. 1282 das Kloster auf dem Hügel von Ardenica errichten ließ und dass diese Stiftung mit einem Sieg des Kaisers über die
neapoletanischen Truppen bei
Berat in Zusammenhang steht. Schon mindestens ein Jahrhundert lang gab es an gleicher Stelle eine Kapelle, die der Heiligen Dreifaltigkeit (
griechisch Αγία Τριάδα,
albanisch Shën Triadhë) geweiht war. Die neue Hauptkirche wurde aber unter das Patrozinium der Gottesmutter gestellt.
Es gibt eine Hypothese, dass diese Kapelle auf den Fundamenten eines antiken Tempels erbaut worden ist, der der Göttin
Artemis geweiht gewesen war. Von
Artemis soll sich der moderne Ortsname
Ardenica ableiten. In der Nähe des Klosters wurden tatsächlich antike Baureste gefunden, die vermutlich zu
Thermen gehörten.
In einem
osmanischen Defter der
Nahija Myzeqe aus dem Jahr 1431/32 wird das Dorf Ardenica als Ort mit acht steuerpflichtigen Häusern genannt. 1451 hat der berühmte albanische Fürst
Skanderbeg seine Braut Donika Arianiti in diesem Kloster geheiratet.
1743 ließ Method, Bischof von Berat, der aus Bubullima in der Myzeqe stammte, umfangreiche Um- und Erweiterungsbauten in Ardenica vornehmen. Im Wesentlichen entspricht der heutige Zustand des Klosters dieser letzten großen Bauphase im 18. Jahrhundert.
Etwa zur selben Zeit lebte der
Kleriker Nektarios Terpo (Mönchsname Hieronymus) im Kloster Ardenica. Der gelehrte Mönch schrieb in Griechisch, Latein, Albanisch und Aromounisch und er lehrte diese Sprachen auch den jungen Mönchen des Klosters. 1773 wurde in Venedig ein Religionslehrbuch von Terpo gedruckt.
1780 erhielt Ardenica eine griechischsprachige Grundschule; sie wurde 1817 zu einem Gymnasium erweitert und bestand als solches bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Bereits seit dem 17. Jahrhundert war das Kloster ein Zentrum der höheren Bildung. Es verfügte über eine mit zuletzt 32.000 Bänden sehr umfangreiche
Bibliothek. Darin fanden sich nicht nur Titel aus dem orthodoxen Kulturkreis, sondern auch Werke aus Westeuropa, Ungarn und Polen, die ein beredtes Zeugnis dafür ablegen, wie weit die geistigen Verbindungen der Mönche im 18. Jahrhundert reichten. Den größten Teil ihres Bücherschatzes bezog das Kloster Ardenica über die Handelsstadt
Voskopoja, die in jener Zeit neben Konstantinopel das wichtigste kulturelle Zentrum auf dem Balkan war. 1932 ist die gesamte Bibliothek von Ardenica einem Brand zum Opfer gefallen.
Die Klosteranlage nimmt eine Fläche von 2500 m² ein. Der Komplex umfasst neben der Marienkirche und der Dreifaltigkeitskapelle mehrere schmale Gebäude mit den Zellen für die Mönche, eine Ölmühle, eine Bäckerei, Stallungen und das Torhaus. Bei der Hauptkirche handelt es sich um eine Basilika, die alle für den byzantinischen Kirchentypus üblichen Räume (Exonarthex, Narthex, Naos usw.) aufweist. Die Steine zu ihrem Bau stammen zum großen Teil aus dem etwa 18 Kilometer entfernten Ruinenfeld von
Apollonia. Der Glockenturm mit annähernd quadratischem Grundriss ist 24 m hoch. An der Südseite der Kirche verläuft ein offener Portikus, der von auf kurzen Säulen lagernden Rundbögen überspannt ist. Das Kirchenschiff wird durch zwei hölzerne Säulenpaare in drei Teile gegliedert.
Ikone der
„Sieben Heiligen“ Cyrill, Method, Kliment, Naum, Gorazd, Sava und Angelaros, dazu oben rechts Johannes Kukuzeli