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Alles über Ismail Kadare

albaner schrieb:
komisch das die nicht gesagt haben warum die wütend sind :roll:
wer ist überhaupt kadare , erzähl mal.

Ja, das kam gestern be rtk, habe nicht so aufgepasst, ist mir heute so in den Sinn gekommen:

Hier, kannste lesen:

Ismail Kadare wurde am 28. Januar 1936 im südalbanischen Gjirokastra geboren, als Sohn eines bescheidenen Gerichtsboten, doch mit einem gebildeten und wohlhabenden Großvater mütterlicherseits. Über Kadares Kindheit und die Stadt, in der er sie verlebte, schreibt er in seinem Roman »Chronik in Stein«.

Als in Albanien das kommunistische Nachkriegsregime errichtet wurde, war Ismail Kadare acht Jahre alt: Er ist in dieses Regime, das er erlebt und mit dem er sich auseinandergesetzt hat, hineingewachsen. Nach Talentproben schon im Schüleralter studierte er in der albanischen Hauptstadt Tirana und dann für kurze Zeit am Moskauer Gorki-Institut Literaturwissenschaften.
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Literarischer Ruhm

In den 1960er Jahren war er vor allem als Lyriker populär, während er heute diesem Genre angesichts eines Überangebots mittelmäßiger Poeten im Osten und dem geringen Interesse an Gedichten im Westen eher skeptisch gegenübersteht. Seinen eigentlichen literarischen Durchbruch hatte Kadare 1964 mit dem berühmt gewordenen und mehrfach (unter anderem mit Michel Piccoli und Marcello Mastroianni) verfilmten Roman Der General der toten Armee. Zahlreiche weitere Romane folgten, die schnell auch im Ausland Beachtung fanden. Wenn er auch systembedingt in seinem Schaffen zahlreichen Einschränkungen und Zensurmaßnahmen unterworfen war, machte ihn sein Ruhm im Ausland für das Regime bis zu einem bestimmten Grad unantastbar, da es seine Reputation für sich nutzen wollte. Im Oktober 1990 suchte und fand Kadare mit seiner Familie aus Protest gegen die Verschleppung der Demokratisierung durch den Übergangsmachthaber Ramiz Alia in Frankreich, wo er sich zuvor mehrmals aufgehalten hatte, politisches Asyl. 1999 kehrte er in seine Heimat zurück. Jetzt lebt er in Tirana, hat aber auch noch eine Wohnung in Paris.
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Kritik

Vor der »Wende« in Albanien zu Beginn der 1990er Jahre feierte die Literaturkritik seine Werke fast überschwänglich als große, die stupiden Regeln des »sozialistischen Realismus« links liegend lassende Literatur. Danach schlug das Urteil um, und teilweise die gleichen Kritiker, die ihn eben noch hoch gelobt hatten, werfen ihm seiner Nähe zum stalinistischen Regime vor, was bis zu dem Wort von der »Hoxha-Kadare-Diktatur« ging. Dabei mag eine gewisse Enttäuschung darüber mitgeschwungen haben, dass Ismail Kadare sein internationales Ansehen nicht gegen das Regime verwandt hatte. Als Mitglied der Partei der Arbeit und Parlamentsabgeordneter (1970-1982) war er sicherlich ein Teil des Systems. Andererseits äußerte er mehr Kritik als sich das sonst jemand in Albanien erlauben konnte, geschützt durch seine internationale Bekanntheit und vermutlich auch von Enver Hoxha selber.

Für Ismail Kadare spricht die unbestreitbare literarische Qualität seines Werks im Ganzen, ganz abgesehen davon, dass nicht viele Bücher so klare Einsichten in das Funktionieren totalitärer Systeme vermitteln wie die Romane »Der Schandkasten« oder »Der Palast der Träume«.
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Zu den Inhalten der Werke

Doch Kadare ist nicht eigentlich ein politischer Autor, so wenig wie seine Bücher, die sich oft auf historische Begebenheiten beziehen oder doch bei solchen Begebenheiten ansetzen, historische Romane wären. Es lohnt zum Beispiel nicht, die Darstellung des Osmanischen Reiches, in dem viele Kadare-Romane spielen, auf historische Treue zu untersuchen, denn es geht dabei vor allem um den Prototyp eines Superreiches, in dem man, um mit dem Autor selbst zu sprechen, »alle menschlichen Rassen findet, alle Religionen, jedes Klima und jede Landschaft, alle Dramen der Völker und vor allem alle Mechanismen der totalitären Unterdrückung, vom Römischen Reich über Byzanz und die Mongolen bis zum Dritten Reich und dem Sowjetimperium«. Oder, noch anders gesagt, der Autor entführt uns in sein ganz eigenes Reich, dessen Grenzen ungeheure Distanzen in Raum und Zeit einschließen und vereinen. Hier kann Prometheus Mao Tse-tung begegnen, und zwischen Albanien und Stambul, der Hauptstadt, liegt ein Gebiet, das wir im Geografieunterricht nie kennen gelernt haben: die Zone des Kra-Kra. In Kadares Reich begegnen Legenden und Mythen dem Leben, vereinigen sich mit ihm, und aus dieser Verbindung gehen neue Legenden hervor und neues Leben, und die Grenzen dazwischen sind nicht scharf, so wenig wie die Grenzen zwischen dem Himmel und der Welt, der unterirdischen und der oberirdischen.

Ein Bruder entsteigt dem Grab, um bei seiner Schwester ein Versprechen einzulösen, ein General kämpft mit einer Armee aus Knochen im albanischen Lehm, die Geheimpolizei belauscht ihre Opfer bis ins Grab hinein. Doch die Macht der Herrschenden ist nicht beständig, sie scheitert immer wieder an der gleichgültigen Verachtung der Beherrschten. Der Kopf des Pascha, der eben noch die aufrührerische Provinz unterworfen hat, ist morgen schon blutig im Schandkasten der Hauptstadt ausgestellt.

Die Sonne scheint nicht oft in Kadares Reich, und die Mauern von Amtsgebäuden, Festungen und steile Städte aus Stein ragen abweisend empor. Doch wer sich als Leser davon nicht abschrecken lässt, erlebt auch viele Szenen von rührender Menschlichkeit und hinreißender Poesie, niedergelegt in einer einfachen, klaren, durchscheinenden Sprache, die sich jedoch rasch verdichten kann zu Bildern von ungewöhnlicher Kraft.
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Nationaler Schriftsteller

Ismail Kadare ist nicht nur Albaniens bekanntester Schriftsteller, sondern auch ein sehr albanischer Schriftsteller. Das hat ihm bisweilen den Vorwurf des Nationalismus eingebracht. Mag sein, dass bei ihm in den letzten Jahren und Werken der Drang, ein nationaler oder gar der Nationalschriftsteller zu sein, zur Überbetonung des patriotischen Elements geführt hat. Mit einem seiner Kritiker setzt sich Kadare in einem langen Interview mit Alain Bosquet, das in Frankreich als Buch erschienen ist, auseinander. Dieser Kritiker hatte geschrieben: Wenn es um seine Nation geht, ist Kadare so blind wie Homer.

Werke

* Der General der toten Armee (Gjenerali i Ushtrisë së Vdekur), 1963, ISBN 3423113065 und ISBN 3-250-60043-1
* Die Festung (Kështjella), 1970, ISBN 3423114770
* Chronik in Stein (Kronikë në gurë), 1971, ISBN 3423115548
* Der große Winter (Dimri i Madh), 1977, ISBN 3-423-11137-2
* November einer Hauptstadt (N‘ntori i nj‘ kryeqyteti), 1975, ISBN 3890290434
* Der Schandkasten, 1978, ISBN 3423122137
* Die Brücke mit den drei Bögen (Ura Me Tri Harqe), 1978, ISBN 3-250-60041-5
* Der Palast der Träume (Pallati i ëndërrave), 1980, ISBN 3250600423
* Der zerrissene April (Prilli i Thyer), 1980, ISBN 3-250-60040-7
* Doruntinas Heimkehr (Kush e solli Doruntinën?), 1980, ISBN 3-423125640
* Die Schleierkarawane (Sjellësi i fatkeqësisë - Islamo nox), 1984, ISBN 3-423-11909-8
* Konzert am Ende des Winters (Koncert në Fund të Dimrit), 1988, ISBN 3-7017-0715-4
* Das verflixte Jahr (Viti i mbrapsht), 1985, ISBN 3-250-60044-X
* Dosja H (Die Akte H.), 1990
* La Pyramide (Die Pyramide), 1992
* Tri këngë zie për Kosovën (Drei Trauerlieder für Kosova), 1998


Einfach ein Hammerschreiber, seine Romane sind die besten die es gibt. Habe schon DIE FESTUNG, DER ZERISSENE APRIL UND DAS VERFLIXTE JAHR GELESEN, der Mann hats echt drauf. Neulich hat er auch den Best Man Booker Price bekommen.
 
Re: Albanische Muslime wütend auf Ismail Kadare?

Athleti_Christi schrieb:
Hallo zusammen, ich grüsse euch

Habe im Kosova Fernseh gesehen, das muslimische Albaner wütend auf Kadare sind, ... weiss jemand mehr davon? Stimmt das überhaupt?Wenn ja, wieso?

In diesem Sinne

Biba

Athleti Christi


Wer nicht weiss wer Kadare ist, hier ein Bild:

ak-ismail-kadare.jpg

Einige gute Quellen, was Isamil Kadare über die Kosovo - Politiker - Verbrecher sagt.

Albanesi schrieb:
Ismail Kadare, der in Paris lebende albanische Schriftsteller, kritisiert die gesellschaftlichen Zustände in Albanien und im Kosovo. Er warnt vor wachsendem Einfluss der Mafia.


DW-RADIO/Albanisch: Herr Kadare, Sie sind ein scharfer Beobachter und kritischer Mahner gegenüber der Entwicklung in Albanien und im Kosovo. In Albanien ist in den letzten Jahren die Korruption ein selbstverständlicher Teil des politischen Lebens geworden. Politiker, Medien und Öffentlichkeit reagieren darauf erschreckend gleichgültig. Wie erklären Sie sich das?


Ismail Kadare: Einer der größten Verluste, den Albanien erlitten hat, ist die Banalisierung des Schlechten. Das Schlechte ist so allgegenwärtig geworden, dass die Öffentlichkeit abgestumpft ist. Das ist ein Sieg des Schlechten, wenn es keine Alarmsignale mehr ausstrahlt, wenn es kein Echo mehr hervorruft. Im totalitären Regime war das so mit der Heuchelei, dass sie banalisiert worden war. Alle wussten es, dass von morgens bis abends gelogen wurde, die Presse, die Politiker und auch das Volk erwiderten eine Lüge mit der nächsten. Das ist ein für Diktaturen typisches Spiel. Leider hat aber auch die Demokratie ihre eigenen Spiele, in diesem Fall die Banalisierung des Schlechten, die Verkehrung des Schlechten in eine Norm, mit der wir leben können. Das ist einer der größten Verluste für ein Volk. Die Idee, dass wir ohne Moral leben können, ist gefährlich. Hoffen wir, dass wir etwas dagegen tun, um diese Phase so schnell wie möglich zu überwinden. Denn sie hat auch mit Korruption zu tun und Korruption ist etwas, dass die Sicherheit eines Landes gefährdet.



Wer ist schuld an dieser Entwicklung?


Es gibt viele Faktoren, die langsam entstehen und in der Summe zu einem moralischen Verfall führen. In Albanien gibt es leider einen Mangel an Verantwortungsgefühl, und das gleiche gilt auch für Kosovo. Das Entscheidende wird oft übersehen. Es gibt immer eine organisierte, eine planmäßige, Verwirrung der Meinungen in beiden Ländern. Für Kosovo würde ich sagen, dass es in letzter Zeit den Versuch gibt, eine Abkühlung zwischen Kosovo und dem Westen zu erzeugen. Es gibt Menschen und Strukturen, die daran Interesse haben.



Wer sind diese Kreise?


Es gibt sie innerhalb und außerhalb Kosovos. Sie sind miteinander verbunden. Sicherlich ist die politische Grundstimmung in Serbien, dass Kosovo seine große Chance verliert, die darin bestand, dass es die Symphatie des Westens genoss. Ziel ist, dass Kosovo seine Verbindungen verliert und dass diese möglichst sogar in Feindschaft umschlagen. Serbien ist aktiv, auch über seine Leute im Kosovo. Wer sind diese Leute? Das sind, erlauben Sie mir diese Phrase, auch Albaner, die nicht bei Sinnen sind oder Leute, die gekauft sind. Diese sind Teil der öffentlichen Meinung, in der Politik, Teil der kosovarischen Mafia. Marx hat einen Satz gesagt, der zu zweifelhaftem Ruhm gekommen ist: "Kommunisten haben kein Heimatland." Heute kann man sagen: Mafiosi haben kein Heimatland. Die serbischen, montenegrinischen und albanischen Mafiastrukturen arbeiten skrupellos zusammen. Von der Seite sind sie geradezu "modern". Ihnen gefällt diese Zusammenarbeit als eine Art der Besetzung und deshalb sind sie ganz sicher nicht daran interessiert, dass Kosovo nach Europa kommt und sich dem Westen annähert. Das gleiche gilt für Albanien. Da gibt es nur einen Unterschied: Dort handelt es sich um alte ‚Enveristen’, eingeschworene Kommunisten, die als Basis ihrer Ideologie, sozusagen in ihrer Psyche angelegt, geradezu genetisch, einen Hass gegenüber dem Westen haben. Und die träumen weiterhin davon, den Hass zwischen Albanien und dem Westen wieder zu beleben. Auch in Albanien wollen die Mafiakreise keine Annäherung an den Westen. Sie sagen das nicht offen, keiner nennt in Albanien offen seine Feindschaft gegenüber Amerika und Europa, denn das hätte katastrophale Folgen, sowohl für die Politiker, wie für die Mafiosi und die Geschäftsleute, die mit der organisierten Kriminalität verbunden sind. Aber die sind objektiv sehr daran interessiert, dass Europa nicht nach Albanien kommt und sie tun alles dafür, dass es nicht dazu kommt.



Sie haben die negativen Phänomene beschrieben. Gibt es nicht auch andere Tendenzen bei den Albanern?


Ja, die Albaner haben zwei sichere Embleme, die beweisen, dass sie nicht nur so sind, wie sie oft dargestellt werden: Mutter Teresa und Skenderbeg. Die Albaner müssen ihren Humanismus der Propaganda entgegenstellen, die sie als wild darstellt und ihre Untugenden betont. Deshalb müssen wir es schaffen, auch das Gute und Wahrhaftige, was wir haben, deutlich zu machen, - ohne zu protzen, wie wir es normalerweise tun. Das wäre ein wertvoller Tropfen, der sich vermehren müsste und ein neues Wertesystem auf dem Balkan schaffen könnte. Es ist das Gefühl der Freundschaft, das zwischen den Balkanvölkern kultiviert werden muss. Es gab viel Feindschaft auf dem Balkan. Aber vielfach wird diese übertrieben dargestellt, durch eine bestimmte Propaganda und als eine Art Eigenart der Region dargestellt. Das ist nicht wahr. Wir als Balkanvölker müssen uns gemeinsam dagegen wehren, auch wenn wir manchmal die Messer gegeneinander gewetzt haben. Aber wir sollten gemeinsam an unserem Image arbeiten, denn wir sind alle Teil des gemeinsamen großen Hauses, das Balkanhalbinsel heißt. Ich betone immer, dass wir in Freundschaft mit den anderen Balkanvölkern leben sollen, natürlich unter Beachtung der großen Grundsätze, die die wichtigsten sind: der Freiheit und der Demokratie.

http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1471269,00.html

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