Atomstreit mit Teheran
Israel kauft Flugfeld nahe Iran
Aserbaidschan stellt laut US-Diplomaten Israel einen Luftstützpunkt zur Verfügung. Offiziell dementiert Baku und nennt die islamische Republik "Bruder und Freund" - doch durch den Deal würde ein israelischer Militärschlag machbarer.
Die israelische Regierung hat sich US-Vertretern zufolge einen Luftstützpunkt in Aserbaidschan gesichert - in unmittelbarer Nähe zum Erzfeind Iran. "Israel hat sich ein Flugfeld gekauft", zitiert das renommierte US-Magazin "Foreign Policy" einen von insgesamt vier hochrangigen amerikanischen Diplomaten. "Und dieses Flugfeld heißt Aserbaidschan."
Stimmt der Bericht, ist ein möglicher israelischer Militärschlag gegen iranische Atomanlagen ein großes Stück näher gerückt.
Israels F15- und F16-Kampfflugzeuge könnten nach einer Attacke direkt im Nachbarland landen und für den Rückweg auftanken. Das Auftanken in der Luft, für das dem israelischen Militär ausreichend Kapazitäten fehlen, wäre damit unnötig. Gleichzeitig könnten die Kampfflieger mit weniger Treibstoff auch mehr Waffen transportieren, und so die Erfolgschancen der Attacke erhöhen. Ein Flughafen in Aserbaidschan würde Israel "Treibstoff für 1300 Kilometer sparen", so Sam Gardiner, Militärexperte und Ex-US-Luftwaffen-Oberst.
Dadurch sei ein Angriff "machbarer". Die Entfernung und die große Anzahl an Zielen galt bisher als Haupthindernis für einen Militärschlag gegen den Iran. Von einem Luftstützpunkt im Nachbarland aus könnten zudem Rettungsaktionen durchgeführt werden, sollte der Angriff missglücken.
Im Weißen Haus sei man über die engen Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan "nicht glücklich", so ein Diplomat. Zumal Israel dem als Kleptokratie verrufenen Regime in Baku Waffen im Wert von 1,6 Mrd. Dollar verkauft hat. Darunter sollen israelische Drohnen sein, die zu den besten der Welt gehören, sowie Raketenabwehrsysteme.
Die aserbaidschanische Regierung in Baku dementierte am Donnerstag zwar, Landebahn Israels zu sein. Doch all zu ernst scheinen Experten in Washington solche Äußerungen nicht zu nehmen. Baku hat auch schon vorher beteuert, dass von Aserbaidschan aus niemals ein Schlag gegen den Iran ausgeführt würde. Man sehe die islamische Republik als "Bruder und Freund". Die Beziehungen zu Teheran sind indes in dem Maße abgekühlt, in dem man sich Israel angenähert hat.
Ernst werden könnte es, sobald sich abzeichnet, dass die für den 13. April terminierten Atomgespräche keinen Erfolg versprechen. Für den jüdischen Staat wäre ohnehin nur akzeptabel, dass der Iran sein Atomprogramm weitestgehend aufgibt - ein sehr unwahrscheinliches Szenario.
In Israel selbst fürchten schon jetzt viele Kommentatoren, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak zum Angriff längst entschlossen sind.
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