Besser spät als nie ein kleiner Reisebericht:
Ljubljana - hat zwar nicht den typischen Osteuropaflair, ist aber dennoch sehr schön in der Innenstadt. Auch eine Burgbesichtigung sollte nicht fehlen! Man spürt in Ljubljana sogar einen leichten deutschen Einfluss, weshalb man sich eher in Österreich fühlt als auf dem Balkan. Die Straßen sind bisher sehr gut
Zagreb - ist nicht sehr weit von Ljubljana entfernt, macht schon eher einen Eindruck nach Osteuropa. Uns begegnen viele chinesische Touristengruppen, wie in Ljubljana. Die Kathedrale ist super, jedoch wurde ein Turm renoviert und hat das Fotomotiv leicht gestört. Sehr zu empfehlen ist das Zagreb Eye, von dort kann man Zagreb von oben sehen und das für 2,50€ oder so (Tagesticket). Straßen sind weiterhin gut und auch an den Grenzen keine Probleme.
Timisoara/Temeschwar: Von Zagreb direkt nach Rumänien in einem Tag - ja, das geht! Kleiner Zwischenstopp in Zrenjanin, dort gibt es ein sehr gutes Restaurant. Die Preise werden billiger, die Portionen größer. Can we pay in Euro? - Mosche, mosche! Alles locker
Habe glaube alleine dort 2kg zugenommen. Mein Gefühl an der rumänischen Grenze: Die sind total glücklich, dass Touristen kommen! Bestechungsgeld??? Eher geben sie uns noch Geld aus Dankbarkeit!
Angekommen in Timosoara fällt auf: Hier hat es keine Touristen, zumindest sieht keiner so aus. Die Kathedrale wie auch der Marktplatz (Piata Victoriei) sind sehr schön, die Kathderale war zu jeder Zeit voll von Gläubigen. Finde es schön, dass das Christentum dort noch gelebt wird, anders wie in Deutschland. Besonders zu empfehlen ist die Iulius Mall (billig Shoppen) und das Dokumentationszentrum der rumänischen Revolution (für 2€ große Ausstellung und Film über die Revolution 1989). Besonders gut gefällt mir, dass Rumänisch sehr viel leichter zu verstehen ist als die Yugo-Sprachen (nicht persönlich nehmen
). Ich hatte lange Zeit Latein in der Schule und dies hilft bei Rumänisch einfach ungemein. Die Straßen sind immer noch gut, selbst beim Durchfahren von Serbien war es schon okay.
Belgrad: Weiter ging es nach Belgrad. Man merkt sofort, dass diese Stadt deutlich größer ist als die bisher. Auch der Verkehr ist deutlich krasser! Sveti Sava, Skadarlije, das Stadion von roter Stern und Kalemegdan standen auf dem Programm und haben uns nicht enttäuscht! Sveti Sava wurde leider jedoch renoviert, dennoch sehr schön! Geheimtipp beim Stadion: auch wenn es geschlossen sein sollte, lauft einfach mal rum und sucht die VIP-Lounge, von dort kann man ins Stadion bzw. in den VIP-Bereich problemlos durchlaufen und dort in aller Ruhe Bilder machen. In Deutschland wäre das wohl niemals möglich, die Entspanntheit auf dem Balkan gefällt mir sowieso schon jetzt.
Bijeljina: An der serbisch-serbischen (Republika Sprska) Grenze will man uns 120 RSD abknöpfen für irgendeine Gebühr. Wegen 1€ eigentlich egal, aber wir stellen uns auf dumm und nach einer Minute Diskussion in Deutsch/Englisch/Serbisch zerreist der ältere Herr den Zettel und sagt: Gute Reise! Nur kurz nach der Grenze, treffen wir auf das Etno Selo Stanišići", wo wir hin wollten. Das Ding kostet keinen Eintritt (was einen als Deutscher schon mal wundert) und ist schlicht und ergreifend: Sehr sehr geil! Zwischen den Holzhäuzsern sind kleine Teiche und Brücken, es sieht aus wie im Märchen, eine kleine Kapelle ist auch dort. Selbst die Schwäne sind zutraulich und nicht aggressiv. Auch das Essen ist ein Traum dort, Preise sowieso bestens. Wenn ihr mal heiraten wollt, macht es dort
Für mehr Info:
Etno Selo "STANIŠII" - Bijeljina
Sarajevo: Die Fahrt durch Sarajevo wird kurz unterbrochen, weil unser Mietauto eine Meldung macht, das Handbuch auf Kroatisch macht uns auch nicht schlauer. Kurz vor Zvornik halten wir bei einem Autoservis an, die nach 30min herausgefunden haben, was los ist. Wir hätten nur einen Knopf drücken sollen...sie verlangen kein Geld, wir geben ihnen dennoch etwas. Auch hier kein Problem trotz kroatischem Kennzeichen. Man erkennt aber auch schnell, dass wir Touris sind. Auf Deutsch werden wir freundlich verabschiedet. Angekommen in Sarajevo erleben wir einen mittleren Kulturschock. Man fühlt sich eher wie im Orient als in Europa. Moscheen haben wir bisher nicht gesehen auf unserer Reise. Wir besuchen die Lateinerbücke, die Bascarsije (leider in Renovierung) und schauen uns in den Gassen um. Wir sehen türkische Flaggen und fragen uns, ob wir irgendwo falsch abgebogen sind. Am Abend schauen wir Champions League mit dem Vermieter unseres Apartmens. Er erzählt uns, dass er mal in Deutschland zum Probetraining war. Er erzählt, dass er damals in Bielefeld mit Heiko Westermann trainiert hat. Überhaupt kennt er sich in der Bundesliga aus, er kennt alle Spieler der letzten 20 Jahre!
Mostar: Nach Sarajevo geht es weiter über bosnische Landstraßen (wie man dort Autobahnen bauen sollen, weiß ich nicht) nach Mostar. Dort will man uns einen Parkplatz für 20KM andrehen, wir handeln den Preis runter. Schließlich wollen wir nur die Brücke sehen und weiterfahren. Mostar fühlt sich an wie Klein-Istanbul, das Flair ist mehr als orientalisch. Von der Brücke springen immer wieder Männer runter, die um Spenden bitten.
Split: Wir passieren die letzte Staatsgrenze auf unserer Reise und müssen auch dort nichts bezahlen oder haben irgendeinen Stress. Fast schon langweilig
In Split nimmt die Touristendichte deutlich zu, das Flair ist nun wieder westeuropäisch. Wir besuchen den Diokletianpalast, den Hafen und einen Aussischtspunkt über Split. Am Tag darauf geht es zurück zum Flughafen Zadar.
Fazit: Für 400€ pro Person haben wir 5 Länder gesehen, sind 2000km gefahren und bereuen nichts. Insbesondere das Etno Selo, Ljubljana und Timisoara haben es mir angetan. Auch alle anderen Städte sind sehenswert, überall war man freundlich zu uns, außer in Mostar, wo man uns doch leicht abzocken wollte. Die Reise ist jedem zu empfehlen, der die ganzen Balkan-Klischees nicht glaubt und sich selbst ein Bild machen will.
Weitere Planung: Nachdem der Nordbalkan erkundet wurde, könnte bald eine Südbalkanreise folgen. Mögliche Route: Skopje - Sofia - Saloniki - Bitola - Tirana - Podgorica - Pristina - Skopje. Falls es soweit ist, melde ich mich aber.
Falls ihr noch Fragen habt, schreibt mir!