Die Pakistanische Volkspartei (PPP) der ermordeten Oppositionsführerin und Ex-Premierministerin Benazir Bhutto hat deren 19-jährigen Sohn Bilawal zum neuen Parteivorsitzenden gekürt. Bilawal setzt damit die Familientradition an der Spitze der Partei fort. Nach der Ermordung seiner Mutter übernimmt der politische Newcomer ein schweres Erbe.
Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari wird an der Seite seines Sohnes Ko-Vorsitzender, wie ein PPP-Sprecher am Sonntag am Rande einer Sitzung der Parteiführung in Naudero in Bhuttos Heimatprovinz Sindh mitteilte.
Bilawal Bhutto sagte bei einer Pressekonferenz, die PPP werde den Kampf für Demokratie mit neuem Schwung fortführen. "Meine Mutter sagte immer: Demokratie ist die beste Rache", so der Sohn der Ermordeten.
Mehr Stimmen durch Mord?
Die PPP wird nach Ansicht von Experten zunächst von Sympathien durch die Ermordung Bhuttos profitieren. Die Stammanhängerschaft werde der Partei vorerst treu bleiben, auch wenn Bilawal an die Uni nach Oxford zurückkehren wird und de facto sein Vater Zardari die Parteigeschäfte übernimmt.
Zardari ist nicht unumstritten, da er zu Bhuttos Regierungszeit - wie seine Frau - bei der Vergabe von Staatsaufträgen fette Provisionen kassierte.
"Kurzfristig wird die Unterstützung für die PPP sicherlich gleich stark bleiben, auf lange Sicht müssen aber Vater und Sohn sich ihre eigenen Sporen verdienen", so der Ex-Minister und Politkommentator Shafqat Mahmood.
Partei nimmt an Wahl teil
Ein Mitglied des Exekutivkomitees der Partei teilte zudem mit, dass die PPP an der Wahl am 8. Jänner teilnehmen wird. Die zweite große Oppositionspartei, jene von Ex-Premier Nawaz Sharif, teilte kurz darauf mit, dass sie ebenfalls auf einen Wahlboykott verzichtet. Sharif hatte sein Vorgehen zuvor an jenes der PPP gekoppelt.
Bilawal sollte auch ein politisches Vermächtnis seiner Mutter verlesen, das diese noch zu Lebzeiten für den Fall ihres Todes vorbereitet haben soll.
Wahlverschiebung möglich
Die regimetreue Partei PML-Q (Muslimliga/Qaid-e-Azam) erwartete dagegen am Sonntag eine Verschiebung der Wahlen um zwei Monaten. Wenn man an dem geplanten Termin festhielte, würde die Wahl erheblich an Glaubwürdigkeit verlieren, sagte PML-Q-Sprecher Tariq Azim am Sonntag in Islamabad.
Die Partei unterstützt im Gegensatz zur PML-N die Politik von Staatschef Pervez Musharraf. Er erwartete, dass die Verschiebung der Wahl innerhalb der nächsten 24 Stunden bekanntgegeben werde, sagte Azim.
Spekulationen über Todesursache
Unterdessen gehen die Spekulationen über die Todesursache weiter. Nach Angaben eines Vertrauten wurde sie vor dem Anschlag auf ihr Fahrzeug durch einen Schuss schwer verletzt. Bhutto habe aus einer Wunde im Nacken geblutet, berichtete Safdar Abbassi der britischen Zeitung "Sunday Telegraph".
Abbassi widersprach nicht direkt den pakistanischen Regierungsangaben, wonach der Tod durch einen Schädelbruch infolge der Druckwelle einer Bombenexplosion verursacht wurde. Er betonte jedoch, dass sie zunächst angeschossen worden sei.
Bhutto wurde am Donnerstag bei einem Anschlag in Rawalpindi getötet. Sie hatte den Vorsitz der von ihrem Vater, dem ehemaligen Präsidenten und Regierungschef Zulfikar Ali Bhutto, gegründeten Partei übernommen, nachdem dieser 1979 unter der Militärdiktatur von General Mohammed Zia ul-Haq hingerichtet worden war. Sie bekleidete in den 80er- und 90er-Jahren zweimal das Amt des Regierungschefs.