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Besuch bei Parlamentariern, die versuchen, den NSU-Skandal aufzuklären

Marcin

Spitzen-Poster
[h=2]Neonazismus[/h] [h=1]Kontrolle ist besser[/h] Besuch bei Parlamentariern, die versuchen, den NSU-Skandal aufzuklären

[h=4]20.12.2012 – von Olaf Sundermeyer[/h]
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»Bei den Sicherheitsbehörden müssen grundlegende Strukturen geändert werden«: Sebastian Edathy
[h=4]© dpa[/h]
Ein Besuch im Büro von Sebastian Edathy ist für Nichtraucher in etwa so angenehm, wie für einen Verfassungsschützer eine Aussage vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss zum »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU), dem der 43-jährige SPD-Innenpolitiker seit Anfang dieses Jahres vorsitzt. In eine Rauchwolke gehüllt, erklärt Edathy die Aufgabe seines Ausschusses, nämlich das Versagen der Sicherheitsbehörden in den NSU-Ermittlungen aufzuklären. Dabei fällt häufig der Begriff »Kontrolle«, den der studierte Soziologe sehr ernst nimmt.

versäumnisse Schließlich hat die Exekutive im Umgang mit der rechtsextremen Gewalt in Deutschland in den vergangenen Jahren komplett versagt, auch weil niemand die Sicherheitsbehörden – allen voran den Verfassungsschutz – richtig kontrollierte. Die zehn NSU-Morde stehen dabei stellvertretend für mindestens 139 weitere Todesopfer rechtsextremer Gewalt im vereinigten Deutschland seit 1990.

Darunter sind viele Fälle, in denen das Versagen der Sicherheitsbehörden ähnlich eklatant war wie im Fall NSU. Wenigstens diesen Komplex arbeiten der Bundestaguntersuchungsausschuss und ähnliche parlamentarische Gremien in Sachsen und Thüringen jetzt akribisch auf.

Auch in Dresden, wo Sabine Friedel für die SPD als Mitglied im Untersuchungsausschuss »Neonazistische Terrornetzwerke in Sachsen« sitzt. »Das gleicht der Arbeit in einem Kiesbett, sagt sie: »Es gibt nicht den einen großen Stein, den wir umdrehen müssen, sondern es gilt, jeden einzelnen kleinen Stein umzudrehen.« Immerhin: Auch wenn noch viele Versäumnisse der Verfassungsschutzbehörden aufzuarbeiten seien, »fangen die hierarchisch strukturierten Behördenapparate langsam an, ihre Arbeit und ihr Handeln zu hinterfragen.«

Sechs Behördenleiter des Verfassungsschutzes mussten mittlerweile ihren Abschied nehmen: im Bund, in Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Nordrhein-Westfalen. Dort überall musste in den vergangenen Monaten konstatiert werden, dass der Verfassungsschutz als angeblich »unverzichtbares Frühwarnsystem« versagt hatte. Als solches hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die Behörde noch einige Monate vor Bekanntwerden des NSU-Debakels gepriesen, und ihr »gute und wertvolle Arbeit« attestiert.

Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein, angesichts der fragwürdigen V-Leute-Praxis, der Manipulation von Computerdateien und der umfangreichen Aktenvernichtungen. Längst ist klar, dass die bislang in den NSU-Ermittlungen involvierten Sicherheitsbehörden kein Interesse an der Aufklärung ihrer Versäumnisse haben.

enttäuschung Und so überwiegt bei Edathy die Enttäuschung über die Arbeit der Verfassungsschutzbehörden, die zu spät auf eindeutige Hinweise reagiert hätten. »Es ist keine Lösung, nur Personal auszutauschen, bei den Sicherheitsbehörden müssen grundlegende Strukturen geändert werden«, konstatiert der Abgeordnete. Das dürfte die nächste politische Aufgabe sein, nachdem Beate Zschäpe und vier mutmaßlichen Helfer und Unterstützer des Terrortrios demnächst vor dem Oberlandesgericht München angeklagt werden.

Unterdessen laufen in Sebastian Edathys Büro weiterhin Informationen, Anfragen und Hinweise zusammen, mit denen die Ausschussmitglieder die vorgeladenen Zeugen der verschiedenen Sicherheitsbehörden konfrontieren. Auch zur Bundesanwaltschaft besteht Kontakt. In Fachkreisen hat sich der Bundestagsuntersuchungsausschuss viel Anerkennung erarbeitet. Auch bei den Opfern: »Ja, endlich klären sie all das auf, was die Polizei in den vergangenen Jahren versäumt hat, in denen wir keine Opfer sein durften«, sagt eine enge Familienangehörige eines Kleinunternehmers, der mutmaßlich von Mundlos und Bönhardt erschossen wurde.

Opferfamilien Auch Barbara John (CDU), die Ombudsfrau für die Hinterbliebenen der Opfer des NSU-Terrors, tauscht sich mit Edathy aus; gemeinsam vermitteln sie zwischen Opfern, Politik, Zivilgesellschaft und der Polizei. So kritisierte John zu Beginn des Jahres, dass die Polizei kaum Verbindung in die Opferfamilien hinein halte, obwohl diese dringend Aufklärung und Gewissheit bräuchten. Inzwischen kümmern sich in einigen Tatort-Städten die Polizeipräsidenten höchstpersönlich um die betroffenen Familien. »Aber was bringt das alles? Es ist doch jetzt Jahre zu spät!«, sagt die Opfer-Angehörige.

Es ist zu spät für die NSU-Opfer, aber nicht zu spät für einen gesellschaftlichen Wandel: »Ich wünsche mir von den Untersuchungsausschüssen, von der Politik insgesamt, dass sie allmählich dem menschenfeindlichen Klima in Deutschland entgegen wirken, in dem immer noch täglich Menschen zu Opfern rechtsextremer Gewalt werden«, sagt Claudia Luzar von der Opferberatungsstelle »Back Up« in Nordrhein-Westfalen, wo die NSU-Terroristen auch getötet haben.

Jüdische Allgemeine / POLITIK / Neonazismus - Kontrolle ist besser
 
[h=1]Bericht - NSU-Ausschuss bekommt keine Auskunft über V-Mann[/h] Sonntag, 3. Februar 2013, 15:32 Uhr

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Berlin (Reuters) - Das Bundesinnenministerium verweigert einem Zeitungsbericht zufolge dem NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag die Auskunft über einen wichtigen V-Mann.
Der Neonazi aus Sachsen-Anhalt soll für das Bundesamt für Verfassungsschutz von 1997 bis 2007 die rechtsextremistische Szene ausgespäht haben, wie die "Bild am Sonntag" berichtete.
Demnach wollte der Ausschuss zur Untersuchung der Morde der Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) die Namen sämtlicher Kontaktleute des Mannes beim Verfassungsschutz erfahren. Das Innenministerium lehne dies ab. Der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy (SPD) sagte dem Blatt, notfalls müsse die Sache gerichtlich geklärt werden. Er werde dann bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.
Ein Sprecher des Innenministeriums sagte am Sonntag, das Ministerium und die Obleute des Ausschusses würden sich am 20. Februar treffen, um über die Fragen zu sprechen. Das Innenressort arbeitete mit dem Ausschuss zusammen und habe schon viele Informationen zur Verfügung gestellt.
Die Gruppe NSU ermordete den Ermittlungen zufolge neun Einwanderer und eine Polizistin. Der rechtsextremistische Hintergrund wurde erst nach zehn Jahren und nur durch Zufall entdeckt. Als Konsequenz aus den Ermittlungspannen in dem Fall hat der Bundestag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Bericht - NSU-Ausschuss bekommt keine Auskunft über V-Mann | Inland | Reuters
 

[h=1]NSU-Untersuchungsausschuss Die Erinnerungslücken des Otto Schily[/h]
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15.03.2013 17:41 Uhr
von Christian TretbarIn Otto Schilys Amtszeit als Bundesinnenminister fielen die meisten Morde der Jenaer Terrorzelle. Was konnte er im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Ermittlungspannen beitragen?
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Ex-Innenminister Otto Schily (80) vor dem Untersuchungsausschuss - Foto: dpa

In seiner Amtszeit ist das rechtsextreme Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos, Beate Zschäpe untergetaucht. Sie haben sich zur rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zusammengeschlossen und unter anderem neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet sowie eine Polizistin. Sieben der zehn Morde fallen in seine Amtszeit, ebenso zwei Sprengstoffanschläge mit mehreren Verletzten. Otto Schily (SPD) war von 1998 bis 2005 Bundesinnenminister. Am Freitag musste er die Zeit rekapitulieren – als Zeuge vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages.

Wie ist Schily im Ausschuss aufgetreten?
Stark angefangen und stark nachgelassen.

So kann man den Auftritt des 80-Jährigen beschreiben. Einen Aktenordner und eine Packung Taschentücher vor sich liegend, fand Schily zunächst deutliche Worte und übernahm die politische Verantwortung für die zahlreichen Versäumnisse bei den Ermittlungen. „Dass es den Sicherheitsbehörden nicht gelungen ist, der Mörderbande auf die Spur zu kommen, ist höchst schockierend und bedrückend“, sagte er. Das belaste ihn sehr. Für ihn sei der Fall NSU eine „schwere Niederlage des Rechtsstaates“. Schily sprach sich deshalb für eine stärkere Zentralisierung der deutschen Sicherheitsarchitektur aus. Die Landesämter des Verfassungsschutzes müssten in das Bundesamt integriert werden. Ihn berühre das Versagen in zweifacher Hinsicht. Denn der Kampf gegen den Rechtsextremismus sei eine der wichtigsten Aufgaben von Rot-Grün gewesen, aber auch „persönlich mein vorrangiges Anliegen“. Es mag an einer Erkältung gelegen haben, vielleicht auch am fortgeschrittenen Alter, dass Schily, der bekannt war für seine mitunter ruppigen Auftritte, ruhig und an einigen Stellen reumütig wirkte. Doch als es bei der Befragung ins Konkrete ging, verließ ihn die Klarheit. Viele seiner Antworten leitete er mit dem Satz ein: „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“

Hat er eigene Fehler eingestanden?
Zumindest dauerte es eine Weile, bis er persönliche Versäumnisse zugab. Auf die Frage, warum niemand die vielen Mordfälle zur Chefsache gemacht habe, sagte Schily: „Den Vorwurf, dass ich selbst hätte aktiver werden müssen, muss ich mir gefallen lassen.“ Allerdings verwies er darauf, dass nicht jede Mordserie an den Minister weitergegeben werde, vor allem dann nicht, wenn auf Länderebene ermittelt werde. Schily konnte sich auch nicht mehr erinnern, ob er mit den Morden dienstlich einmal zu tun hatte. „Eine Mordserie mit diesem Ausmaß hätte zur Chefsache erklärt werden müssen“, sagte CDU-Obmann Clemens Binninger. Schily sieht die konkreten Fehler eher aufseiten der Ermittler. Er gab zu, dass der Fahndungsdruck nach den drei 1998 untergetauchten Neonazis nicht groß genug gewesen sei. Außerdem seien nicht alle kriminalistischen Mittel ausgeschöpft worden. Schily fühlt sich also im großen Ganzen politisch verantwortlich, nicht aber im konkreten Detail.

Erbrachte die Anhörung neue Erkenntnisse?
Der Erkenntnisgewinn war, vor allem wegen Schilys Erinnerungslücken, nicht besonders groß. Intensiv wurde vor allem der Sprengstoffanschlag am 9. Juni 2004 in der vor allem von Türken bewohnten Kölner Keupstraße diskutiert. Dabei detonierte ein Sprengsatz mit hunderten Zimmermannsnägeln vor einem Friseurladen. 22 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Schily hatte damals am Tag nach dem Anschlag gesagt, dass „die Erkenntnisse nicht auf einen terroristischen Hintergrund deuten, sondern auf ein kriminelles Milieu“. Dem heute 80-Jährigen wird vorgeworfen, damit die Richtung der Ermittlungen vorgegeben zu haben. Das wies er aber zurück. Allerdings gab er, wie bereits vor einigen Monaten im Tagesspiegel, zu, dass es ein „schwerwiegender Irrtum“ war, fremdenfeindliche Hintergründe bei den Taten ausgeschlossen zu haben. Im Fall des Nagelbombenanschlags in Köln habe er den Sachstand wiedergegeben, den es zu jenem Zeitpunkt gegeben habe. Woher dieser Sachstand gekommen sei, könne er nicht mehr rekonstruieren. Er vermute, dass es der Lagebericht seines Hauses war. Doch Schily musste zugegeben, dass er die Erkenntnisse weder kritisch hinterfragt noch den Sprengstoffanschlag anschließend intensiv weiterverfolgt habe. CDU-Obmann Binninger wies darauf hin, dass es bei dem Sprengstoffanschlag in Köln wie kaum bei einer anderen NSU-Tat einige Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gegeben habe.

War Schilys Auftritt politisch aufgeladen?
Auch die Ausschusssitzung am Freitag verlief wie die bisherigen in sachlicher Atmosphäre. Nur einmal gerieten Ausschussvorsitzender Sebastian Edathy (SPD) und Grünen-Obmann Wolfgang Wieland hart aneinander. Wieland warf Edathy vor, der „Verteidiger von Herrn Schily“ zu sein und versucht zu haben, eine Ausführung Wielands umzuinterpretieren, um Schily zu schützen. Edathy wies das zurück. Und Schily, ganz Jurist, fragte Wieland, ob er jetzt Angeklagter sei. Minutenlang diskutierten beide. Anschließend nannte Wieland das Verhalten Edathys „beispiellos“. Edathy wollte das nicht kommentieren.
 
21. März 2013 16:41 Gedenkstätte für NSU-Opfer Vier Bäume für die Toten


Mahnmal für Opfer der NSU-Terrorzelle: Zahlreiche Menschen nehmen an der Einweihung in Nürnberg teil.

(Foto: dpa)


Von Katja Auer,
Nürnberg Enver Simsek war das erste von zehn Opfern der NSU. Ausgerechnet in Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze. Nun wird dort eine Gedenkstätte eingeweiht. Politiker geben sich demütig und versprechen Aufklärung. Doch bei allem Gedenken wird auch Kritik laut.
Das Foto war Semiya Simsek wichtig. Damit ihre Mutter es auch sehen kann: Die noch kahlen Ginkgo-Bäume vor der Nürnberger Stadtmauer und die Stele, auf der zehn Namen stehen. Ganz oben der ihres Vaters: Enver Simsek, 11. September 2000, Nürnberg.
An jenem Samstagmittag wurde er an einem seiner Blumenstände in Nürnberg erschossen. Der 38-jährige war das erste von zehn Opfern der rechtsextremen Zwickauer Terrorzelle. Was damals niemand wusste. Es hat Jahre gedauert und die Angehörigen mussten Gerede und falsche Verdächtigungen aushalten, bis man die Täter entlarvte. Am Donnerstag wurde in Nürnberg, in der Stadt, wo gleich drei Menschen von den Terroristen ermordet wurden, ein Gedenkort eingeweiht.
"Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung", ist auf der Stele zu lesen. Der Text lautet in allen Städten gleich, in denen die Rechtsextremisten des Nationalsozialistischen Untergrunds mordeten.
Semiya Simsek findet das Mahnmal am Kartäusertor, am Ende der Straße der Menschenrechte, passend und angemessen. Mehr will sie an diesem Tag nicht sagen. Sie macht lieber ein Foto.
"Verantwortung in die nächste Generation tragen"

"Diese Verbrechen haben uns schockiert", sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). Es sei beschämend, dass der deutsche Staat sein im Grundgesetz verankertes Versprechen nicht eingehalten habe, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.
Gerade Nürnberg, die Stadt der Menschenrechte, die sich - inzwischen - beispielhaft ihrer finsteren Vergangenheit als Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze stellt, haben die drei Morde aus Fremdenhass erschüttert. So kam die Initiative für das Mahnmal von der Stadt, und die Angehörigen waren eng eingebunden, was vereinzelte Kritik am Standort des Gedenkortes bald wieder verstummen ließ.
Das Pflanzen der Bäume, von denen drei für die Nürnberger Opfer Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar stehen und einer für die anderen Opfer rassistisch motivierter Gewalt, sei kein einmaliger symbolischer Akt, sagte Maly. Dadurch, dass sich der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) zur Pflege der Bäume bereit erklärt habe, "werden Erinnerung und Verantwortung in die nächste Generation getragen".
Innenminister Joachim Herrmann räumt ein, dass die "tödlichen Gefahren gewaltbereiter Rechtsextremisten" offensichtlich unterschätzt worden seien und verspricht alles daran zu setzen die Mordserie lückenlos aufzuklären. Das Ziel sei es, den Rechtsterrorrismus noch stärker zu bekämpfen. "Die NSU-Morde waren ein großer Schlag gegen die Demokratie in Deutschland", sagt die türkische Generalkonsulin Ece Öztürk-Cil. Deswegen erhoffe sie sich vom anstehen Prozess gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe auch ein eindeutiges Ergebnis.
Bei allem Gedenken wird auch Kritik laut. An den "sich irrenden Behörden" wie es Michael Helmbrecht formuliert, der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg. Er kritisiert die "unglaubliche Banalisierung der Gefährlichkeit der rechtsextremistischen Szene" und die "Stigmatisierung und Kriminalisierung von Migranten-Milieus", die zusammen "das Desaster der Ermittlungen" erklärten.
Die zweigeteilten Blätter der Gingko-Bäume symbolisieren für Helmbrecht die "Einheit der Verschiedenheit". Um die Bäumchen, die sehr alt werden können, wollen sich die Jugendlichen vom CVJM kümmern. Wie Ludwig. "Wir wollen ein Stück unseres Lebens denen widmen, denen das Leben genommen wurde, indem wir die Bäume pflegen", sagt er.


http://www.sueddeutsche.de/bayern/gedenkstaette-fuer-nsu-opfer-vier-baeume-fuer-die-toten-1.1630468




http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/nurnberg-gedenkort-fur-nsu-opfer-eingeweiht-1.2765535
 
[h=2]NSU-Prozess: Türkische Medien gehen bei Platzvergabe leer aus[/h] Zeitungen und TV-Sender aus der ganzen Welt wollen vom Prozess gegen Beate Zschäpe berichten, doch der Platz im Münchner Oberlandesgericht ist begrenzt. Nun wurde die Liste der akkreditierten Medien veröffentlicht - türkische sind nicht darunter.


München - Türkische Medien sind bei der Verteilung der 50 garantierten Medienplätze für den Prozess gegen Beate Zschäpe leer ausgegangen. Die Akkreditierungen wurden laut dem Oberlandesgericht München strikt nach der zeitlichen Reihenfolge des Eingangs vergeben. Türkische Medien wie die Zeitungen "Hürriyet" und "Sabah" können nur nachrücken, wenn ein fest akkreditiertes Medium am jeweiligen Prozesstag bis 15 Minuten vor Beginn der Verhandlung nicht anwesend ist.


"Grundsätzlich kann man sicher vertreten, dass bei einem Prozess in Deutschland deutsche Medien anders behandelt werden als ausländische Medien", sagte CDU-Politiker Ruprecht Polenz der "Berliner Zeitung". "In diesem Fall hätte ich es aber besser gefunden, wenn man wegen der Abstammung der Opfer auch türkischen Medien eine Berichterstattung auf garantierten Plätzen ermöglicht hätte", so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags. Dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) werden rassistisch motivierte Morde an neun ausländischen Kleinunternehmern sowie an einer Polizistin zur Last gelegt. Acht der Opfer waren türkischstämmig, ein Opfer war griechischer Abstammung. Der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche NSU-Helfer beginnt am 17. April.
Die Akkreditierungsvergabe nach Eingang sei objektiv und unangreifbar, teilte das OLG München mit. Das Vorgehen sei vorher bekanntgegeben worden, so dass sich alle Medien darauf hätten einstellen können. Alternativ hätte man nur per Los entscheiden können, sagte Gerichtssprecherin Margarete Nötzel. Ein solches Verfahren hätte aber noch mehr Schwierigkeiten aufgeworfen.
123 Medien hatten sich um eine Akkreditierung bemüht, unter ihnen acht türkische. Sie erhalten nun eine Akkreditierungskarte, jedoch ohne sicheren Platz. Auch große internationale Medien wie die Nachrichtenagenturen AP und AFP, "New York Times", BBC und "International Herald Tribune" sind auf der Nachrückerliste. Feste Plätze bekamen hingegen einige freie Journalisten, die ihre Anfragen offensichtlich schneller geschickt hatten.
"Als eine Zeitung, die eine Redaktion hier in Deutschland hat, ist es wirklich schade, dass wir nicht unter den ersten 50 sind", sagte Ismail Erel, stellvertretender Chefredakteur der Europa-Ausgabe der liberalen Tageszeitung "Sabah", die ihren Sitz in der Nähe von Frankfurt am Main hat. "Wir sind seit Jahren hier", sagte Erel. "Für mich ist es absolut unverständlich."
Zuvor hatte das OLG München bereits eine Platzreservierung für den türkischen Botschafter abgelehnt.

hut/dpa

NSU-Prozess: Türkische Medien ohne feste Plätze - SPIEGEL ONLINE
 
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