Timur
Squatzilla
Ich habe mit meinem Mann einen Kurzurlaub über Weihnachten in Istanbul gebucht. Eine sehr schöne Stadt, und das Wetter ist auch ziemlich angenehm. Heute am frühen Abend (25. Dezember) waren wir auch unterwegs auf der Flaniermeile von Istanbul, der Istiklal Strasse. Es ist die berühmteste Einkaufsstraße (vergleichbar mit den Einkaufspassagen in den deutschen Großstädten) in der Nähe vom Taksim-Platz, und zu meiner Überraschung war es auch schön weihnachtlich geschmückt. Noch überraschter war ich, als ich in der Innenstadt mitten an der Einkaufsstraße eine prachtvolle katholische Kirche sah – die Basilika St. Antonius. Im Vorhof der Basilika hatte man einen Weihnachtsbaum aufgebaut, samt Krippe und allem, was zu Weihnachten dazugehört.
Vor der Kirche auf der Einkaufspassage verteilten mehrere Menschen die Bibel an die Fußgänger. Es war kein Stand aufgebaut, sondern die Menschen gingen direkt auf die Passanten zu, und versuchten ihnen eine Bibel in die Hand zu drücken. Das ging ca. 100 Meter so, und es schien die Menschen dort nicht sonderlich zu stören. Sie ignorierten es einfach.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Türken Angst vor einer schleichenden Christianisierung hätten, und diese Aktion sie sonderlich störte. Im Gegenteil: Man ließ die Christen ihre Feiertage genüsslich feiern, und die Kirche war voll von Einheimischen und Touristen.
Und dann fragte ich mich, ob das in meiner Heimatstadt in Deutschland ohne anti-islamische Demonstrationen, Warnungen vor einer möglichen Islamisierung Deutschlands etc. möglich wäre: Eine schön dekorierte Einkaufsstraße an einem muslimischen Feiertag, mit einer großen, prunkvollen Moschee an der Flaniermeile mitten in der Innenstadt, und Moslems, die in der Nähe den Koran verteilen.
In der Türkei, die wir so oft schelten, ist es möglich. Ich habe es gesehen, und erlebt. Am ersten Weihnachtstag.
Schöne Grüße aus Istanbul & ein Frohes Weihnachtsfest.
Bibelverteilaktion der Salachristen? | Turkishpress