China unterdrückt religiöse Freiheiten
ERSTELLT 25.03.08, 21:35h, AKTUALISIERT 25.03.08, 21:38h
Ruprecht Polenz will einen Boykott nicht ausschließen.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Außenexperte Ruprecht Polenz will einen Boykott nicht vorzeitig ausschließen. Mit ihm sprach Ralph Kohkemper.Sind Sie für einen Boykott der Olympischen Spiele?
Darum ging es mir mit meiner Kritik an der Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes nicht. Nur: Ich halte eine Absage an einen Boykott für verfrüht.
Der DOSB hat das getan.
Ja, ich hätte es für klüger gehalten, dies nicht in dieser Ausschließlichkeit zu tun.
Die Nachrichtenlage aus Tibet ist dünn. Womöglich wird die Weltöffentlichkeit nicht viel Verlässliches bis zur Eröffnung der Spiele erfahren. Wären Sie angesichts dessen für einen Boykott.
Das ist eine hypothetische Frage, die man erst kurz vor dem Ereignis beantworten kann. Es geht neben der aktuellen Entwicklung in Tibet aber auch um andere Problemkreise, beispielsweise um die Freiheit der Berichterstattung, nicht nur über das Sportgeschehen. Wir werden beobachten müssen, wie beispielsweise von dem Fackellauf in China und Tibet berichtet werden darf. Die Lage in Tibet zeigt deutlich, wie China zu Fragen religiöser und persönlicher Freiheiten steht. Offenbar setzen die Machthaber in Peking dabei nach wie vor auf das Mittel der Unterdrückung.
Die grundsätzliche Entscheidung, die Spiele an China zu vergeben, halten Sie aber nach wie vor für richtig?
Ich kann zumindest die Position des Internationalen Olympischen Komitees nachvollziehen. Es gab damals zwei Denkschulen. Die eine sagte, man dürfe einem totalitären Regime wie China nicht die Spiele geben. Das IOC hat sich der anderen angeschlossen, die glaubt, die Spiele könnten eine Öffnung des Landes bewirken.
Ist das jetzt in China nicht möglich?
Das muss sich dann zeigen. Aber andererseits sollte sich der Sport nicht an der Errichtung einer Fassade beteiligen, die mit der politischen Wirklichkeit nichts zu tun hat und nur Propagandazwecken dient.
Und die einhellige Boykott-Absage kommt China nun entgegen?
Ich kann die Eile, mit der ein Boykott von vielen Seiten, auch aus der deutschen Bundesregierung, so kategorisch ausgeschlossen wird, nicht nachvollziehen.
Und jetzt weiß China, dass es einen Boykott nicht zu fürchten braucht?
Es besteht die Gefahr, dass dieser Eindruck in Peking entsteht. Ich habe die Sorge, dass die Entscheidungen gegen einen Boykott wie ein Blankoscheck wirken könnten. Solange das Risiko eines Boykotts für Peking besteht, kann das immerhin einen positiven Druck erzeugen. Das ist nun nicht mehr möglich.
Wie sollten sich westliche Regierungen jetzt verhalten? Sollen ihre Vertreter der Eröffnungsfeier fernbleiben?
Das hängt natürlich von der weiteren Entwicklung ab. Ich hoffe sehr, dass sich China angesichts der breiten internationalen Kritik so verhält, wie es der Gastgeber von volksverbindenden und friedlichen Spielen tun sollte.