Serbien ist Chinas Schlüsselpartner am Westbalkan und profitiert am stärksten von chinesischen Krediten und Direktinvestitionen. Mehr als 5,5 Milliarden Euro, in erster Linie in Form von begünstigten Krediten, wurden bisher in Projekte wie – die Sino-Serbische Freundschaftsbrücke in Belgrad (170 Mio €), – den Ausbau und die Modernisierung der Eisenbahnstrecke Belgrad-Budapest – oder das Wärmekraftwerk in Kostolac gesteckt. Aber auch in Montenegro, Albanien, und Bosnien und Herzegowina werden mithilfe chinesischer Kredite Autobahnen gebaut und Bahnstrecken modernisiert.
Kommt der lang ersehnte wirtschaftliche Aufschwung endlich mit Chinas Hilfe in Schwung, oder läuft man hier mit Anlauf und treffsicher in eine Schuldenfalle?
In Bezug auf Chinas Einfluss und Interessen, nicht nur auf dem Balkan, sondern der Einfluss in fast ganz Mittel- und Osteuropa ist die Folge der letzten grossen Finanzkrise vor mehr als 10 Jahren die die dazu geführt hat, dass Peking aufgrund des Rückgangs der Kapitalinvestitionen der führenden Wirtschaftsmächte der Europäischen Union die richtige Gelegenheit erhalten haben, sich am Markt in Mittel- und Osteuropa ernsthaft zu beteiligen.
Besonders erfolgreich war der chinesische Markteintritt in Ländern, die noch nicht Mitglied der Europäischen Union sind. Der Vorteil gegenüber den Ländern, die sich bereits in der Europäischen Union befinden, waren logischerweise die niedrigeren Steuern, geringes Lohneinkommen der qualifizierten Arbeitskräfte, direkter Zugang zum gesamten europäischen Markt und die Tatsache, dass diese Staaten als "Sprungbrett" dienen können (man darf auch nicht vergessen, dass Chinas Overseas Projekt, um die Autobahn von Warschau nach Berlin zu bauen, keinen Erfolg gebracht hat, wo man durchaus Lehren gezogen hat), wo chinesische Unternehmen industrielle Reife und technologische Raffinesse für den Eintritt in die westlichen Märkte erlangen, ihr Modell für den Aufbau eines europäischen Marktes anpassen und ihre Manager so ausbilden, damit sie die lokalen Geschäftsregeln und Wirtschaftsmodelle verstehen.
Als das grosse Gipfeltreffen unter China "16 + 1" in Belgrad stattfand, lag das grösste Augenmerk auf die Unterzeichnung der Vereinbarung, ein multilaterales Projekt für den Bau der schnellen "Superluxusbahn" für die Strecke Belgrad-Budapest. Der eigentliche Plan besteht darin die Strecke bis nach Skoplje auszubauen, bzw. mit dem Ziel den Hafen von Piräus zu erreichen, wo China bereits Milliarden Dollar in die Kapazität des Hafens investiert hat und andererseits in Richtung Wien zu verlagern, um die grossen internationalen Häfen von Rotterdam und Hamburg zu erreichen. Durch den Bau der Transversale "Athen-Wien" wird eine Land-See-Expresslinie von China nach Europa gebaut, wodurch sowohl die Transportkosten als auch die Zeit reduziert werden, die die Produkte benötigen, um irgendeine beliebige Stadt in Europa ohne Probleme erreichen soll. Es wurde auch bestätigt, dass Serbien eine führende Rolle, bzw. ein koordiniertes Zentrum für Verkehr und Infrastruktur in diesem Teil von Europa sein wird und hoffe sehr, das man diese Gelegenheit auch richtig nutzen wird.
Wenn wir von grossen, konkreten und nützlichen Investitionen auf dem Gebiert von Ex-Yu (in meinen Beispielen gehe ich jetzt nur auf Serbien ein) sprechen, muss ich da eins ganz besonders hervorheben, das im Eingangspost bereits genannt wurde: Das Wärmekraftwerk Kostolac an der Donau, in der Nähe von Pozarevac. Der erste Paketvertrag wurde vor zehn Jahren unterzeichnet, als noch Vuk Jeremic Aussenminister war und die Weichen für dieses Megaprojekt gestellt hat. Der Gesamtwert des Projekts beläuft sich auf über 1 Milliarde US-Dollar, mit zinsgünstigen Darlehen. Mit diesem Projekt erhöht Serbien den Wert der "Elektroprivreda" und löst das Problem des Elektrizitätsmangels, um den Import aus dem Ausland zu reduzieren.
Als Ergänzung, die oben erwähnte "Freundschaftsbrücke" ist die Mihailo-Pupin-Brücke zwischen Zemun und Borca an der Donau, deren Bau die regionalen Verbindungen verbessern und den Korridor 10 mit Korridor 4 verbinden und besser überqueren soll, der Westeuropa über Rumänien mit dem Schwarzen Meer verbindet. Der damalige Präsident Tadic legte den Grundstein für den Bau dieser Brücke, obwohl dass von der jetzigen Vucic Regierung negiert wird, die sämtliche Projekte mit den Chinesen auf ihr "Konto gutschreiben" lassen und quasi das Rad neu erfunden haben.
Das dritte sehr wichtige Projekt ist der Bau mehrerer Autobahnstrecken des sogenannten Korridors 11, der von einem chinesischen Unternehmen durchgeführt wird. Es geht um die Kurzstrecken von Obrenovac nach Ub und von Lajkovac nach Ljig sowie den "Morava Korridor" im Wert von über 600 Millionen Dollar. Diese Autobahn-Abschnitte sind Teil der zukünftigen Autobahn von Belgrad zur Grenze zu Montenegro sowie Teil des Korridors 11, der Timisoara mit Rumänien durch Belgrad und den Hafen in Montenegro von Bar mit der italienischen Stadt Bari verbinden sollte.