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Das Leben meiner Großmutter

Fitnesstrainer NRW

Serbian Cosmopolitan
Meine Oma ist eine geborene Cancar. Geboren in Mala Brusnica bei Bosnaski Brod im bosnischen Teil der Posavina. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr lebte sie dort glücklich in ihrer Famlilie. Ihr Vater hat einen Fähre betrieben, welche auf dem Fluss Save Menschen und Transportgut von einem Ufer zum anderen brachte.

1941 brach auch in Jugoslawien I der 2. Weltkrieg herein und nach der Machtübernahme der faschistischen Ustasa veränderte sich die Situation für die Serben in deren Einflussgebiet dramatisch. Kroatien wurde mit Bosnien und Herzegowina zu Großkroatien zusammengefasst. Serben wollte man in diesem Staat nicht haben.
Meine Oma ist zusammen mit ihrer Schwester die einzige Überlebende ihrer Familie des 2. WK. Die Ustasa hatten damals selbst den erst 2 Jährigen Bruder von ihr gelyncht. Sie selbst war 16 und wurde wie ihre Schwester und mein Grossvater (den sie damals noch nicht kannte) nach Deutschland verschleppt, wo sie in Dormagen 3 1/2 Jahre Zwangsarbeit ableisten mußte. Kurz vor Kriegsende wurde sie mit anderen Zwangsarbeitern nach Wien gebracht, wo sie von russischen Soldaten befreit wurden.
Da die Infrastruktur völlig kaputt war und es keine Fahrmöglichkeit gab, gingen sie in Gruppen zu Fuss von Wien bis nach Bosnaski Brod.
Als meine Oma dann kurz darauf meinen Opa heiratete wurden ihnen vom Tito-Regime Land zugeteilt, allein dafür habe ich schon ein Hochachtung für Tito.

Im letzten Krieg wurde dann leider schon wieder meine Grosseltern Opfer, aber Gott sei Dank, hatten sie dieses mal "nur" ihr Haus in Klakar bei Bosanski Brod verloren. Ein anderes Haus in Slavonski Brod, Kroatien, blieb ihnen erhalten. Obwohl ihr Sohn dort, mein Onkel, mit einer Kroatin verheiratet ist, wurden sie selbst dort von kroatischen Nationalisten belästigt, welche draussen vor der Haustür Parolen gerufen haben und meinen Grossvater welcher, zu dem Zeitpunkt schon schwer krank war (mittlerweile verstorben) als Cetnik beschimpft. Aber man muss dort den kroatischen Nachbarn meiner Grosseltern damals in Slavonski Brod zu Gute Halten das sie sich voll auf die Seite meiner Grosseltern gestellt haben. Gott sei Dank. Die kroatischen Nachbarn meiner serbischen Verwandten, welche zu dem Zeitpunkt in der bos. Posavina (Klakar, V. Brusnica) waren, waren offensichtlich leider ganz anders eingestellt.

Heute lebt meine Oma zusammen mit ihrem Sohn, dessen Frau leider verstorben ist, in dem gleichen Haus in Slavonski Brod. Die Töchter meines Onkels sind ebenfalls mit Kroaten verheitatet un haben auch schon Nachwuchs. Wir haben alle ein sehr gutes Verhältniss zueinander.

Auf jeden Fall hat meine Oma ein Leben gelebt das es wert wäre verfilmt zu werden.

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Ich hoffe das einige die meine Beiträge in den letzten Tagen kritisiert haben, meine Position nun etwas besser verstehen können.
 
1. du brauchst dich niemandem zu rechtfertigen.
2. Gut geschrieben
3. guter Thread

Meine Ur-Oma

Sie kam in Bjelopavlovici (Montenegro) zur Welt. Wurde verheiratet, bekam 2 Söhne.
Leider war ihr Ehemann ein sehr schlechter Mensch, hat sie misshandelt, unterstützt wurde sie von niemanden.

Irgendwann konnte sie nicht mehr...nachdem er ihr öfter gedroht hatte sie umzubringen wenn sie es wagen sollte ihn zu verlassen, hat sie sich schweren Herzens von ihren 2 Kindern verabschiedet und ist in einer Nacht und Nebelaktion in den Kosovo geflüchtet.

Dort wurde sie von einer albanischen Familie aufgenommen, sie hat als Haushaltshilfe für sie gearbeitet. Da sie sehr schön war gab es sehr viele Freier die beim Hausherrn um ihre Hand angehalten hatten.

Sie hatte aber nur eine Bitte...er soll sie nur keinem Türken geben...
Dies hat er absolut respektiert...
Bis mein Ur-Großvater kam...sie waren fast 60 Jahre glücklich verheiratet



Ich finde, sie war für die zeit damals eine sehr tapfere Frau. Schade find ich dass sie ihre Söhne zurücklassen musste..sie hat danach auch nie wieder nach ihnen gesucht :(
 
EDIT: ui hab mir dir Geschichten nicht durchgelesen, ist kein Thread für Scherze. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
@Babsi

Auch eine sehr tragische und traurige Geschichte.

Ich weiss, ich muss meine persönliche Position nicht rechtfertigen. Das tue ich sowieso schon in den betreffenden Threads im Politik-Bereich.

Aber ich finde das die Geschichte meiner Oma es wert ist erzählt zu werden, und das sie vielleicht bei einigen zu ein bisschen mehr Verständniss und eine differenzierte Betrachtungsweise verhelfen.
 
@Fitnesstrainer NRW und Babsi

Das mit euren Großeltern ist sehr traurig, einen großen Repsekt an ihnen.
 
@ Fitnestrainer

Was damals in der Posavina geschah ist sehr traurig, viele Familien sind heute noch sehr verhasst und was zuletzt in den 90er Jahren geschah hat die Sache noch mehr aufgedreht. In der Posavina gibt es sehr viele Mischehen, ich finde für so ein kleines Gebiet sind es sehr viele, auf jeden Fall hat dies eine große Bedeutung, durch die vermischten Familien sehen sich viele als Jugoslawen und akzeptieren trotz der grausamen Vergangenheit alle Völker des ehemaligen Jugoslawien und das ist eine gute Sache, bei Bosanski Samac alleine,( würde man nie glauben) Heiraten noch heute nach dem Krieg alle miteinander, jeden Sommer gibt es mindestens 3 bis 4 Hochzeiten die nicht ethnisch rein sind.
 
Ja, jeder hat so seine persönlichen Schicksaalsgeschichten...auch wenn das nichts rechtfertigt....


Meine Oma väterlicherseits durfte ich nie kennenlernen, sie starb kurz nachdem mein Opa, den ich übrigens auch nie kennengelernt habe, beim sammeln von Zündern um diese gegen was essbares einzutauschen getötet wurd.

Meine Oma mütterlicherseits wurde in einem Dorf in Dalmatien geboren, wo sie eine von zwei überlebenden war. Sie versteckte sich in einer Hühnerkiste und sah zu wie Ustase ihre einzige Schwestern vergewaltigten und ihr bei lebendigem Leib die Haut vom Kopf zogen....

Als sie nach Slawonien zog und heiratete starb ihr zweites Kind mit nur 14 JAhren...meine Oma hat das nie verkraftet und verbrachte daraufhin 3 JAhre! im Bett. Sie magerte auf unter 40 KG ab.

Als dann der Krieg ausbrach wurden meine Oma und mein Opa krank, seelisch krank, wie viele Menschen weil das niemand verstehen konnte. Noch schlimmer wurde es als ihr einziger Sohn früh morgens aus dem Bett geholt wurde und an die Front musste. Alle Männer des Dorfes versammelten sich im im Wald, mit ein zwei Feuerwaffen und vielen Heugabeln....gegen anrückende Panzer

Der beste Freund meines Opas, ein Serbe, und für mein Opa immer wie ein Bruder gewesen, flüchtete nach Serbien, obwohl im alle sagten das man ihn beschützen würde. Vergebens....das war der nächste Riesenschock für meinen Opa. Die Söhne seines Freundes blieben übrigens in Kroatien und kämpften auch auf kroatischer Seite. Dort leben sie heute noch und sind bestens mit unserer Familie befreundet. Der Vater ist leider verstorben.

Meinen Großeltern ging es immer schlechter und mein Opa verstarb letztendlich an einem Herzinfarkt.
Der Tod meines Opas löste bei meiner Oma eine schockreaktion aus. Ab dem Moment wusste sie nicht mehr das mein Opa gestorben ist, und auch sonst hatte sie alles verdrängt. Die Ärzte diagnostizierten Demenz.

Vor kurzem verstarb auch meine Oma...
 
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