[h1]Terim: "Mentalitätswechsel, den ich Revolution nenne!"[/h1]
(FIFA.com) Montag 18. Februar 2008
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Im Fussball gilt es als eines dieser unbestätigten Klischees, wonach Liberos in ihrer zweiten Karriere die besten Trainer seien. Fatih Terim ist eines dieser Beispiele. Der Nationalcoach der Türkei war lange Jahre als Abwehrchef aktiv, ehe er sich entschied, nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn die Geschicke von der Seitenlinie aus zu leiten. Es sollte sich als eine richtige Entscheidung erweisen, denn der heute 54-Jährige hat jede Menge Erfolg auf der Trainerbank.
In seinem Heimatland, das dank der großen Leidenschaft seiner Fans und dem schier unerschöpflichen Repertoire an vielversprechenden Talenten schon lange als schlafender Fussball-Riese gilt, war er es, der das Erwachen beschleunigt hat. Unter Terim qualifizierte sich die Türkei für die UEFA Europameisterschaft 1996 und machte damit ihre erste Endrunden-Teilnahme bei einem großen Turnier seit der FIFA WM 1954 perfekt. Dieser Erfolg sollte den Stein für die türkische Nationalmannschaft ins Rollen bringen, um beim FIFA Weltpokal Japan/Korea 2002™ schließlich sogar sensationell Dritter zu werden.
Nach zwischenzeitlichen Trainer-Engagements bei Galatasaray Istanbul, dem AC Florenz und dem AC Mailand kehrte er 2005 als türkischer Nationalcoach zurück, legte dann im Januar 2006 zwar sein Amt nieder, wurde aber nur elf Tage später überredet, den Posten abermals zu übernehmen. Nun schickt sich Terim an, mit den Türken bei der UEFA EURO 2008 in Österreich und der Schweiz für Furore zu sorgen. Für
FIFA.com nahm sich der Mann, der in seiner Heimat aufgrund bemerkenswerter Führungsqualitäten nur der "Imperator" genannt wird, Zeit für ein Exklusiv-Interview.
Herr Terim, Ihr Land kann auf eine große Fussballtradition zurückblicken. Würden Sie für uns mit ein paar Worten beschreiben, was Fussball für die enthusiastischen Menschen in der Türkei bedeutet?
Die Türkei ist in jeder Hinsicht eine Fussballnation. Die Einstellung zu beziehungsweise die Liebe für diesen Sport wird von der jungen Bevölkerung unseres Landes getragen. Fussball ist mehr als nur Unterhaltung und hat sich zu einer Leidenschaft in unserem Land entwickelt. Die Klubs sind finanziell gewachsen und das Fussball-Business ist ebenso im Aufschwung.
Beim FIFA Weltpokal Japan/Korea 2002™ schaffte es die Türkei bis auf den dritten Platz. Aktuell scheint sich der türkische Fussball auch wieder von seiner besten Seite zu zeigen. Fenerbahçe konnte erstmals überhaupt die K.o.-Phase der UEFA Champions League erreichen und Ihr Nationalteam hat sich das Ticket für die UEFA EURO 2008 gesichert. Was hat sich im türkischen Fussball geändert, um in die Erfolgsspur zurückzukehren?
Die Erfolgsgeschichte der Türkei auf internationaler Ebene begann mit der Qualifikation für die Europameisterschaft 1996. Das Potential, dass wir damals geschaffen hatten, brachte unserem Land schließlich auch den Erfolg, bei der WM 2002 Dritter zu werden. Unsere Ziele sind, bei jedem großen Turnier dabei zu sein und eine türkische Fussballschule mit dem Namen "e'cole" aufzubauen. Der Erfolg von Fenerbahçe in der Champions League ist natürlich zusätzlich sehr wichtig für den türkischen Fussball - genauso wie es mit anderen Klubs der Fall ist.
Eine persönliche Frage: Nationaltrainer Ihres Heimatlandes zu sein, ist das der perfekte Job für Sie?
Es ist wahr, dass ich als Coach der Nationalmannschaft natürlich die Verantwortung habe, über den Weg des türkischen Fussballs zu entscheiden und Ziele zu bestimmen. Aber trotzdem beinhaltet die Aufgabe eines Nationaltrainers natürlich noch weit mehr als nur das.
In ihrer aktiven Laufbahn waren Sie lange Zeit Rekordnationalspieler der Türkei. Mittlerweile sind Sie der bekannteste türkische Fussballtrainer. In welcher Rolle haben Sie sich wohler gefühlt: Als Spieler oder als Trainer?
Also, vor allem liebe ich das Fussballspiel. Es ist nicht wichtig, ob ich selbst spiele oder mein Team spielen lasse. Was zählt ist, dass ich effektiv an diesem Spiel teilnehme.
Türkische Fussballspieler werden spielerisch, technisch und hinsichtlich der Ballbehandlung als eine der Besten in Europa betrachtet. Worauf führen Sie das zurück?
Als wir uns für die EURO 1996 qualifizieren konnten, gelang uns ein Mentalitätswechsel, den ich eine Revolution nenne. In dieser Zeit hatte die Türkei nicht einen einzigen Spieler, der im Ausland sein Geld verdiente. Mit diesem Mentalitätswechsel lehrten wir unseren Spielern, zu gewinnen statt nur zu versuchen, nicht zu verlieren. Dieser Umschwung sorgte dafür, dass türkische Akteure zu Klubs nach ganz Europa wechselten, und öffnete die Tür zum Erfolg bei der WM 2002.
Viele türkische Topspieler wie die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil, die bei den deutschen Topklubs Bayern München und Schalke 04 unter Vertrag stehen, wuchsen fernab der Türkei auf. Erkennen Sie einen Unterschied hinsichtlich der Mentalität und der fussballerischen Qualität zwischen diesen Akteuren und jenen Spielern, die in der Türkei aufgewachsen sind?
Es gibt mit Sicherheit wichtige Unterschiede zwischen den Spielern, die im Ausland aufwuchsen, und denen, die ihr ganzes Leben lang in der Türkei gelebt haben. Qualität ist allerdings individuell und einzigartig. Sie können auf der ganzen Welt an der Qualität arbeiten und kommen mehr oder weniger immer wieder zu den gleichen Resultaten. Andererseits ist die Mentalität aber eine sehr persönliche Sache. Sie beeinflusst die Leistung des Spielers basierend auf dessen sozialem Hintergrund und dem Umfeld.
Sprechen wir über die bevorstehende UEFA EURO 2008. Wie schätzen Sie ihre Ausgangslage in der Gruppe A mit den Gegnern Schweiz, Tschechische Republik und Portugal ein?
Wenn man einen Blick auf die FIFA [Coca-Cola] Weltrangliste wirft, kann man schnell sehen, dass unsere Gruppengegner in den letzten zwei Jahren relativ stabile Platzierungen haben - zwar kleine Veränderungen, aber keine drastischen Stürze oder Höhenflüge. Portugal ist Vize-Europameister und steht auf Platz acht der Weltrangliste. Der andere Gegner, die Tschechen, stand im Finale der EM 1996 und hat den sechsten Rang inne. Die Schweiz ist zwar nur 44., hat aber den Heimvorteil. Unser Ziel ist es, den Aufwärtstrend des türkischen Fussballs bei diesem Turnier weiter fortzuführen.
Wer sind für Sie die Turnierfavoriten?
Im heutigen Fussball können in meinen Augen alle 16 teilnehmenden Teams den Titel gewinnen. Ich denke nicht, dass es realistisch ist, eine Mannschaft als Favorit zu benennen, doch ich kann sagen, dass das Rennen um die europäische Krone von kleinen Details entschieden wird, denn auf diesem Niveau gibt es keine großen Unterschiede mehr zwischen diesen Mannschaften.
Wie lauten Ihre Ziele für die UEFA EURO 2008?
Das Ziel der türkischen Nationalmannschaft ist die bestmögliche Platzierung bei jedem Turnier, bei dem wir antreten. Wir haben ein gutes Team und wir haben starke Spieler. Wir werden unsere Qualität mit unserem Talent gepaart mit unserer harten Arbeit für den bestmöglichen Platz erreichen.
Wer sind die Schlüsselspieler in Ihrem aktuellen Kader?
Wie alle anderen Teilnehmer der EURO 2008 haben auch wir Schlüsselspieler. Doch im heutigen Fussball zählen Schlüsselspieler zwar, doch Schlüsselspiele sind wichtiger.
Lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen. Was ist hinsichtlich der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ möglich?
Alle Weltmeister kamen bisher aus Südamerika und Europa. 2010 ist das erste Mal, dass Afrika dieses prestigeträchtige Turnier ausrichten wird. Ich denke, dass die afrikanischen Teams mehr Chancen als jemals zuvor haben werden, dank Ihres immer größer werdenden Potentials das Turnier zu gewinnen. Doch wir wollen, dass wie bei der letzten WM wieder ein europäisches Team gewinnt...
Und man hat an den Nicks gesehen dass die meisten eh für ihr Land gestimmt haben. 
i to velika
