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nur für skendergay:
Der europäische Patient
Die EU tritt an, um das Kosovo in eine blühende Volkswirtschaft zu verwandeln. Ist das zu schaffen?
...Ein Durchschnitts-Kosovare verdient im Jahr 1.500 Euro, weniger als jeder andere Europäer. Fast jeder siebte Bewohner des Zwergstaats lebt in extremer Armut und muss mit rund 90 Eurocent pro Tag auskommen. »Sind wir ökonomisch vorbereitet auf die Unabhängigkeit?«, fragt rhetorisch Shpend Ahmeti, der eloquente Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts GAP in Prishtinë. »Wir sind es nicht.«...
....Die Herrschaft des Rechts gibt es im Kosovo bis heute nicht. Nach den Statistiken von Transparency International steht das Land auf der globalen Rangliste der Korruption an viertletzter Stelle, übler geht es nur in Kamerun, Kambodscha und beim Nachbarn Albanien zu. Daran tragen die Vereinten Nationen Mitschuld. Zwar verweist deren oberster Repräsentant Joachim Rücker auf rund 40 anhängige Korruptionsverfahren mit über 100 Verdächtigen, unter anderem gegen den Chef des Flughafens Prishtinë. Auch in umfangreichen Geldwäschefällen werde ermittelt. Aber es verwundert schon, dass mit Kambodscha und dem Kosovo ausgerechnet jene Staaten zu den korruptesten der Welt gehören, in denen die internationale Gemeinschaft seit Jahren so aktiv ist wie sonst nirgends auf dem Globus.....
...
Überall im Kosovo findet man Tomaten aus Makedonien, Käse aus Bayern oder Pfirsichsaft aus Slowenien, alles Produkte, die genauso gut im eigenen Land produziert werden könnten, wenn es die Produzenten gäbe. Auf dem Land leben rund drei Viertel der Bevölkerung, aber nur neun Prozent des Sozialprodukts werden hier erwirtschaftet. Zugleich fehlt es an Industrie. Gerade einmal zehn Prozent aller Betriebe sind im verarbeitenden Gewerbe tätig. All das führt dazu, dass das Kosovo 2007 nach den Angaben Ahmetis 15mal mehr Waren ein- als ausführte. Noch immer ist Schrott das wichtigste Exportprodukt.....
....Zwar hofft Beqaj, dass die Unabhängigkeit den jungen Staat nun endlich auch auf den Radarschirm internationaler Investoren bringt. Kosovarische Arbeiter sind billig, und »zwischen Europa und China« sei das Land ein guter Standort, findet der Wirtschaftsmann. Aber bisher haben sich nur zwei ausländische Unternehmen – ein slowenischer Bierbrauer und ein kasachischer Nickelverarbeiter – in großem Stil im Kosovo engagiert. Auch bei einem deutschen Automobilzulieferer, der sich kürzlich im Land umschaute, rangiert das Kosovo auf der Rangliste potenzieller Standorte nach eigenem Bekunden noch immer ziemlich weit hinten.....
.... Allerdings ist auch Trepça nur eine traurige Hülle früherer Größe, Stan Tërg nur ein Schatten einstiger Wirtschaftskraft. Die Technik in der Mine sei überwiegend ein halbes Jahrhundert alt, sagt Hyseni, 30 bis 40 Millionen Euro würden gebraucht, um neue Vorkommen zu erschließen. Für die Modernisierung des ganzen Konzerns werden mindestens 200 Millionen Euro veranschlagt – und das schließt nicht die riesigen Schulden ein, die auf dem Konglomerat lasten.
Zudem ist Trepça politisch umstritten. Ein Teil seiner Bergwerke liegt nördlich der entlang des Ibar-Flusses durch Mitrovicë laufenden Demarkationslinie, die den serbisch dominierten Norden des Kosovos vom albanischen Süden trennt.....
Kosovo : Der europäische Patient | Nachrichten auf ZEIT online
Der europäische Patient
Die EU tritt an, um das Kosovo in eine blühende Volkswirtschaft zu verwandeln. Ist das zu schaffen?
...Ein Durchschnitts-Kosovare verdient im Jahr 1.500 Euro, weniger als jeder andere Europäer. Fast jeder siebte Bewohner des Zwergstaats lebt in extremer Armut und muss mit rund 90 Eurocent pro Tag auskommen. »Sind wir ökonomisch vorbereitet auf die Unabhängigkeit?«, fragt rhetorisch Shpend Ahmeti, der eloquente Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts GAP in Prishtinë. »Wir sind es nicht.«...
....Die Herrschaft des Rechts gibt es im Kosovo bis heute nicht. Nach den Statistiken von Transparency International steht das Land auf der globalen Rangliste der Korruption an viertletzter Stelle, übler geht es nur in Kamerun, Kambodscha und beim Nachbarn Albanien zu. Daran tragen die Vereinten Nationen Mitschuld. Zwar verweist deren oberster Repräsentant Joachim Rücker auf rund 40 anhängige Korruptionsverfahren mit über 100 Verdächtigen, unter anderem gegen den Chef des Flughafens Prishtinë. Auch in umfangreichen Geldwäschefällen werde ermittelt. Aber es verwundert schon, dass mit Kambodscha und dem Kosovo ausgerechnet jene Staaten zu den korruptesten der Welt gehören, in denen die internationale Gemeinschaft seit Jahren so aktiv ist wie sonst nirgends auf dem Globus.....
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Überall im Kosovo findet man Tomaten aus Makedonien, Käse aus Bayern oder Pfirsichsaft aus Slowenien, alles Produkte, die genauso gut im eigenen Land produziert werden könnten, wenn es die Produzenten gäbe. Auf dem Land leben rund drei Viertel der Bevölkerung, aber nur neun Prozent des Sozialprodukts werden hier erwirtschaftet. Zugleich fehlt es an Industrie. Gerade einmal zehn Prozent aller Betriebe sind im verarbeitenden Gewerbe tätig. All das führt dazu, dass das Kosovo 2007 nach den Angaben Ahmetis 15mal mehr Waren ein- als ausführte. Noch immer ist Schrott das wichtigste Exportprodukt.....
....Zwar hofft Beqaj, dass die Unabhängigkeit den jungen Staat nun endlich auch auf den Radarschirm internationaler Investoren bringt. Kosovarische Arbeiter sind billig, und »zwischen Europa und China« sei das Land ein guter Standort, findet der Wirtschaftsmann. Aber bisher haben sich nur zwei ausländische Unternehmen – ein slowenischer Bierbrauer und ein kasachischer Nickelverarbeiter – in großem Stil im Kosovo engagiert. Auch bei einem deutschen Automobilzulieferer, der sich kürzlich im Land umschaute, rangiert das Kosovo auf der Rangliste potenzieller Standorte nach eigenem Bekunden noch immer ziemlich weit hinten.....
.... Allerdings ist auch Trepça nur eine traurige Hülle früherer Größe, Stan Tërg nur ein Schatten einstiger Wirtschaftskraft. Die Technik in der Mine sei überwiegend ein halbes Jahrhundert alt, sagt Hyseni, 30 bis 40 Millionen Euro würden gebraucht, um neue Vorkommen zu erschließen. Für die Modernisierung des ganzen Konzerns werden mindestens 200 Millionen Euro veranschlagt – und das schließt nicht die riesigen Schulden ein, die auf dem Konglomerat lasten.
Zudem ist Trepça politisch umstritten. Ein Teil seiner Bergwerke liegt nördlich der entlang des Ibar-Flusses durch Mitrovicë laufenden Demarkationslinie, die den serbisch dominierten Norden des Kosovos vom albanischen Süden trennt.....
Kosovo : Der europäische Patient | Nachrichten auf ZEIT online
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