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Der Stellvertreter

papodidi

Geek
Angeregt durch die Diskussion im Thema Papst gegen Titanic hab ich mal in meiner Erinnerung und im Netz gestöbert:

Pius XII.
(bürgerlicher Name Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli, * 2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war vom 2. März 1939 bis Oktober 1958 Papst der römisch-katholischen Kirche.

Pius XII. ist wegen seines Verhaltens gegenüber den Nazis der wahrscheinlich umstrittenste Papst der Neuzeit. Noch heute wird kontrovers diskutiert, und das, obwohl das Verfahren zu seiner Seligsprechung fast abgeschlossen ist – nur der Nachweis einer Wunderheilung fehlt noch.
Die Debatte wurde im Februar 1963 mit der Uraufführung des Stückes „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth in der Berliner „Freien Volksbühne“ eröffnet, ich habe es wenige Wochen später auch gesehen.
Das „christliche Trauerspiel“ thematisierte die Haltung des Vatikans zum Holocaust, vor allem dessen Schweigen, und rief weitreichende Kontroversen hervor.
Seitdem ist diese Diskussion nicht verstummt, vor allem, weil von interessierter Seite versucht wird, das negative Papstbild zu schönen. 2010 sendete die z.B. die ARD einen dreistündigen Film über Leben und Wirken dieses Papstes, und die „Welt“ befragte Rolf Hochhuth dazu. Hier einige Aussagen des Schriftstellers:

1958 hat sich kein Mensch die Frage gestellt: Wieso konnte jemand, der sich für den Stellvertreter Gottes auf Erden hält, die Schnauze halten, als in seiner eigenen Stadt Rom 8000 Menschen nach Auschwitz deportiert wurden? Diese Frage habe ich zuerst gestellt.

WELT ONLINE : Wie kamen Sie auf dieses Thema?
H
ochhuth : Durch Hitlers letzten Botschafter beim Heiligen Stuhl, Ernst von Weizsäcker, Vater des späteren Bundespräsidenten, der in einem fast triumphierenden Brief aus dem Vatikan ans Auswärtige Amt schrieb, und ich zitiere: "Der Papst hat sich, obwohl von vielen Seiten bestürmt, zu keiner demonstrativen Äußerung gegen den Abtransport der Juden aus Rom hinreißen lassen." Damit sei das unangenehme Problem, so Weizsäcker wörtlich, "liquidiert"...

Hochhuth zur Reaktion der katholischen Kirche:
Gemischt. Manche bellten wie die Hunde, andere haben mich vehement in Schutz genommen. Das Stück ist ja nicht gegen den Katholizismus gerichtet. Es ist sogar gewidmet zwei katholischen Märtyrern im Kampf gegen den Nazismus: Maximilian Kolbe und Edith Stein. Es ist ja keine Frage, dass sich die katholische Kirche in vielen Einzelfällen auch in Nazideutschland sehr anständig verhalten hat. Sie war ja auch bedroht. Die Nazis haben unzählige Priester und Nonnen eingesperrt und sogar hingerichtet. Mein Stück ist keinesfalls antikatholisch. Denn es zeugt ja von einer hohen Meinung vom Papst, wenn man glaubt, er hätte mit seiner Stimme Hitler bremsen können beim Holocaust...

Hochhuth zu dem ARD-Film:
Doch der grundlegende Unterschied zwischen Kino und Wahrheit bleibt: Mit keiner Silbe erfährt man im Film, dass Pius XII während des Krieges nicht ein einziges Mal öffentlich das verfemte Wort Jude in den Mund genommen hat...
Der Film – sehr gut James Cromwell als Pius XII und ihm gleichrangig die ganze Besetzung! – soll die Voraussetzungen schaffen, diesen Papst selig zu sprechen...
Das Schlusswort zu dieser ekelhaften Geschichte sage ich mit Sebastian Haffner: "Wie man schon jetzt weiß, dass von der ganzen Geschichte des Zweiten Weltkrieges nichts im Gedächtnis der Menschheit bleiben wird als die zwei Worte Auschwitz und Hiroshima, so weiß man: Von diesem Papst bleibt nichts, als die Tatsache, dass er schwieg."

Der Stellvertreter

Nationalsozialismus: Rolf Hochhuth

Abschließende Frage an die Katholiken hier: ist die Seligsprechung von Pius gerechtfertigt???
 
...nüchtern betrachtet...nein...wer weiß was passiert wäre hätte er nicht geschwiegen.....(im negativen sinne natürlich, positives hätte er nichts ausrichten können)....
 
...nüchtern betrachtet...nein...wer weiß was passiert wäre hätte er nicht geschwiegen.....(im negativen sinne natürlich, positives hätte er nichts ausrichten können)....

Das Ding ist doch: jeder weiss, dass der Papst keine Armee hat, niemand hat also in dieser Hinsicht etwas erwartet ... alles was er hat ist das Wort, aber das hat er im entscheidenden Moment nicht gebraucht, er hätte klar Stellung beziehen müssen - wozu braucht man einen geistigen/geistlichen Führer, der quasi per Direktleitung mit dem himmlischen Vater in Verbindung steht aber im Moment höchster Dringlichkeit nur zaudert und ängstlich und opportunistsich denkt? Das kann jeder, dazu braucht man keinen Papst ...
 
Das Ding ist doch: jeder weiss, dass der Papst keine Armee hat, niemand hat also in dieser Hinsicht etwas erwartet ... alles was er hat ist das Wort, aber das hat er im entscheidenden Moment nicht gebraucht, er hätte klar Stellung beziehen müssen - wozu braucht man einen geistigen/geistlichen Führer, der quasi per Direktleitung mit dem himmlischen Vater in Verbindung steht aber im Moment höchster Dringlichkeit nur zaudert und ängstlich und opportunistsich denkt? Das kann jeder, dazu braucht man keinen Papst ...

...naja das ist doch mehr die frage ob die kirche einen stellvertreter braucht und nicht ob er gegen das nazi-regime hätte was sagen sollen....
 
Das Ding ist doch: jeder weiss, dass der Papst keine Armee hat, niemand hat also in dieser Hinsicht etwas erwartet ... alles was er hat ist das Wort, aber das hat er im entscheidenden Moment nicht gebraucht, er hätte klar Stellung beziehen müssen - wozu braucht man einen geistigen/geistlichen Führer, der quasi per Direktleitung mit dem himmlischen Vater in Verbindung steht aber im Moment höchster Dringlichkeit nur zaudert und ängstlich und opportunistsich denkt? Das kann jeder, dazu braucht man keinen Papst ...

Was soll man da noch hinzufügen....ausser: hey, klar hat der Papst 'ne "Armee". Sogar die beste der Welt: die Schweizer Garde.

Und was die Selligsprechung betrifft. Wer braucht denn sowas überhaupt? Das ist ja nichts weiter als die Erlaubnis, jemanden in religiösem Sinne verehren zu dürfen (was für'n Käse). Wenn Pius selig ist, dann darfste offiziell beten: "Oh, Pius, bitte für uns japsende Sünder!", denn der Pius ist dann sozusagen bei Gott angekommen und nicht in seinem Vorhof hängengeblieben.
 
...naja das ist doch mehr die frage ob die kirche einen stellvertreter braucht und nicht ob er gegen das nazi-regime hätte was sagen sollen....
Diese Frage kann man sich durchaus stellen, es gibt so einige Katholiken, die mit der päpstlichen Rolle so nicht einverstanden sind - aber so lange es ihn gibt und er im allgemeinen von den Gläubigen akzeptiert wird, sollte er wie ich finde auch durchgängig im Rahmen des Erbarmens und der Nächstenliebe zumindest reden. Wenn er sich das nicht traut, dann weiß ich auch nicht wer was sagen könnte ...
 
Diese Frage kann man sich durchaus stellen, es gibt so einige Katholiken, die mit der päpstlichen Rolle so nicht einverstanden sind - aber so lange es ihn gibt und er im allgemeinen von den Gläubigen akzeptiert wird, sollte er wie ich finde auch durchgängig im Rahmen des Erbarmens und der Nächstenliebe zumindest reden. Wenn er sich das nicht traut, dann weiß ich auch nicht wer was sagen könnte ...

...da gebe ich dir recht, nur hand aufs herz.....wir wissen alle wie die nazis waren...an ihrer grausamkeit gibt es keinen zweifel....aber man stelle sich nur folgendes (und durchaus realistisches) szenario vor:...pius sagt öffentlich "hört auf mit dem morden und dem krieg"....die nazis kommen....zerren 40 priester und 50 nonnen heraus und erschießen sie an ort und stelle und fragen dann:...möchten sie noch was sagen eure heiligkeit?.....
 
Diese Frage kann man sich durchaus stellen, es gibt so einige Katholiken, die mit der päpstlichen Rolle so nicht einverstanden sind - aber so lange es ihn gibt und er im allgemeinen von den Gläubigen akzeptiert wird, sollte er wie ich finde auch durchgängig im Rahmen des Erbarmens und der Nächstenliebe zumindest reden. Wenn er sich das nicht traut, dann weiß ich auch nicht wer was sagen könnte ...

Oh ja, von den Gläubigen akzeptiert. Nicht umsonst wird Jesus als der gute Hirte bezeichnet. Schafe zählen bekannterweise nicht zu gottes intelligentesten Geschöpfen. Es sind wohl zu wenige Katholiken, die an des Papstes Rolle etwas auszusetzen haben. Aber: wie sagt ausgerechnet der Römer? Se Cristo vedesse..!
 
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