Warum Genf zur Belastungsprobe für die Ukraine – und für all jene wird, die ihr beistehen
In Genf sitzen Delegationen aus den USA und der Ukraine an langen Tischen, und beide Seiten sprechen von Fortschritten. Doch je mehr Worte fallen, desto deutlicher wird, dass niemand sagen will, was diese Fortschritte eigentlich bedeuten. Der Kapitulationsplan liegt wie ein Schatten über allen Gesprächen. Ein Papier, das der Ukraine große Teile ihres eigenen Landes abverlangt und Moskau Zugeständnisse zuschanzt, die in Kiew wie eine Einladung zu weiteren Angriffen wirken. Die Außenminister lächeln, reden von guten Momenten, aber jeder Satz klingt, als würde er einen anderen verschlucken.
Marco Rubio nennt den Tag „sehr lohnend“, doch er vermeidet konkrete Aussagen. Er sagt, man wolle „so schnell wie möglich“ eine Lösung, betont aber, dass der Donnerstag, den Trump als Frist gesetzt hat, „keine starre Grenze“ sei. Man könne weiterverhandeln, man könne später entscheiden, man könne das Ganze noch eine Ebene höher schieben. Und dann sagt Rubio einen Satz, der hängenbleibt: Man müsse das Ergebnis „natürlich Moskau vorlegen, die Russen haben hier ein Mitspracherecht“. In vielen europäischen Hauptstädten wird das nicht als technischer Hinweis verstanden, sondern als Warnsignal. Die ukrainische Delegation spricht von guten Gesprächen. Andrij Jermak sagt, man bewege sich in Richtung eines „gerechten und dauerhaften Friedens“. Doch diese Worte stehen im Raum, während gleichzeitig bekannt wird, dass eine Gruppe US-Senatoren den ursprünglichen Entwurf als „Wunschliste Moskaus“ beschrieben hat. Eine Darstellung, die das Außenministerium als „falsch“ zurückweist, aber der Schaden ist angerichtet: Niemand weiß mehr genau, wessen Plan hier eigentlich verhandelt wird – der einer Regierung oder der eines Angreifers.
Der Präsident selbst verschärft diese Unsicherheit. Trump beschwert sich öffentlich darüber, die Ukraine zeige „null Dankbarkeit“ für amerikanische Hilfe. Putin erwähnt er nicht, was nicht weiter überraschend ist. Er droht mit Deadlines, sagt dann wieder, dies sei nicht sein „letztes Angebot“. Selenskyj antwortet nüchtern und erinnert daran, dass es Russland war, das den Krieg begonnen hat, und dass die Ukraine „immer ihr Zuhause verteidigen“ werde. Er bedankt sich bei den USA, bei „jedem amerikanischen Herzen“, aber zwischen den Zeilen steht die Angst, im entscheidenden Moment zum Spielball zu werden.
In Genf sitzen Delegationen aus den USA und der Ukraine an langen Tischen, und beide Seiten sprechen von Fortschritten. Doch je mehr Worte fallen, desto deutlicher wird, dass niemand sagen will, was diese Fortschritte eigentlich bedeuten. Der Kapitulationsplan liegt wie ein Schatten über allen...
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