Jedes Bundesland in Deutschland hat eigene Trachten, ja sogar einzelne Regionen und Städte. Hier groß über Deutschland Urteilen, aber Null Ahnung haben. Soll ich jetzt auch behaupten Balkaner hätten keine Kultur?
Ich könnt mich über so ne Scheiße aufregen...arg..
Deutschland
Das Interesse an Trachten erwachte in vielen Regionen in Deutschland im späten 19. Jahrhundert, als man sich im Zuge der
Heimatbewegung auf regionale Besonderheiten und die (in der Form sicher nie existent gewesene) ländliche
Romantik besann.
„Als Tracht wird die Kleidung der ländlichen Bevölkerung bezeichnet, deren Verbreitung regional, zeitlich und konfessionell begrenzt ist. Sie wechselt in den ihr vorgeschriebenen Grenzen nach Anlass und Trauerstufe und spiegelt den sozialen Status wider.” (Definition aus den Richtlinien des Landestrachtenverband Niedersachsen)
Diese Definition der Tracht erklärt in kurzer Form ihre Wesenszüge und grenzt die Kleidungsform von der bürgerlichen Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder nur wenig gebunden sind.
Die Tracht ist Ausdruck einer meist dörflichen Gemeinschaft und eines gemeinsamen Lebens in dieser Ordnung. Im Mittelpunkt steht nicht die Trägerin oder der Träger, sondern die Kleidung dient zur Präsentation von Besitz und Wohlstand. Je mehr Stoff in der Tracht Verwendung fand, je mehr Knöpfe auf den Westen saßen, desto reicher war der Träger oder die Trägerin der Tracht. In manchen Regionen wurden daher die Westenknöpfe so eng nebeneinander gesetzt, dass sie kaum Platz hatten; die Röcke so tief in Falten gelegt, dass sie eine nahezu unzumutbare Schwere erreichten. Die Ausprägung der Tracht hatte natürlich finanzielle Grenzen, die die soziale Schichtung der Bevölkerung deutlich machte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die Grenzen der einzelnen dörflichen Gesellschaftsschichten nicht übertreten durfte, selbst wenn die finanzielle Basis gegeben war, sich eine aufwendige Tracht anzuschaffen.
Die Kleidung lieferte dem kundigen Betrachter eine Vielzahl von Informationen. Sie zeigte deutlich an:
- aus welcher Region die Tracht stammt
- aus welchem Dorf der Träger / die Trägerin stammt
- die augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse
- die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft
- den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet, verwitwet und heiratswillig), vor allem bei Frauen in der Art wie die Schürze mit der Schleife gebunden wurde (links - ungebunden und ledig, rechts - gebunden und verheiratet, mittig - Zeichen der Jungfräulichkeit, hinten gebunden - verwitwet)
- die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit)
- den Anlass (Abendmahl, sonntäglicher Kirchgang, gewöhnlicher Sonntag, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.)entsprechend gekleidete Frauen
Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass es sich bei der Tracht um ein recht kompliziertes Thema handelt. Die Verwirrung wird sich nicht aufklären, wenn man bedenkt, dass die Tracht keine Uniform mit unverrückbaren Strukturen war. Sie folgte ihren eigenen Modegesetzen. Es gab also zu jeder Zeit „unfine” Trachtenstücke, die man nicht mehr tragen konnte, ohne in den Ruf einer finanziellen Schwäche zu kommen.
Aus heutiger Sicht erscheinen diese modischen Vorlieben oftmals sehr uneinsichtig, denn es war kein Einzelfall, dass man in der modischen Fortentwicklung der Tracht billigen, weniger wertvollen Materialien den Vorzug gab, die kostbaren alten Stücke als untragbar in den Schrank legte oder an Personen verkaufte, denen es aufgrund ihrer sozialen Stellung recht gelegen kam, auf diese Weise in den Besitz z. B. einer Kappe oder Mütze einer reichen Bäuerin zu kommen.
Diese Modeströmungen wurden zum Teil auch von der Industrie beeinflusst, die beispielsweise manche Stoffe oder Bänder nicht mehr herstellte und einen Ersatz dafür anbot. Nur noch in wenigen Regionen Deutschlands haben sich Trachten in ihrer ursprünglichen Form erhalten und werden auch noch heute im alltäglichen Leben getragen. Dies ist, um nur ein Beispiel zu nennen, im Landkreis Schaumburg (Niedersachsen) der Fall. Dort trifft man noch eine durchgängige Trachtentradition an, auch wenn sich die im Aussterben begriffene Tracht in ihrem Endstadium gegenüber ihrer Ursprungsform eher bescheiden ausnimmt.
In Deutschland fand die Volkstracht bis ins 20. Jahrhundert eine weite Verbreitung und grenzte sich von der bürgerlichen Kleidung ab. Die traditionelle Volkstracht wird heute noch in einigen Regionen (meist zu Volksfesten und besonderen Anlässen) getragen. Die heutige Tracht hingegen geht auf die Jagd- und Wanderbekleidung zurück.
Baden-Württemberg
Tracht aus Gutach, Wolfach-Kirnbach und Hornberg-Reichenbach im Südschwarzwald um 1900
Schwarzwälderin
Älbler-Trachten
Bayern
Als
Bayerische Tracht wird zuallererst wohl die
oberbayerische Gebirgstracht verstanden, mit der
Lederhose für den
Buam und dem
Dirndlgwand für das
Madl. Diese Gebirgstracht wurde durch
Trachtenvereine und durch Arbeitsmigration auch in Regionen außerhalb der Berge heimisch.
Heute kann man sechs Typen von Gebirgstrachten unterscheiden:
Miesbacher Tracht
Goaßlschnalzer in der
Chiemgauer Tracht
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Trachten in Bayern
Brandenburg
Im Land Brandenburg gibt es zwei Trachtengebiete, die sich beide im Süden des Bundeslandes befinden. Zum einen die
Lausitz, mit dem
Spreewald, und nördliche Teile Sachsens. Das zweite Trachtengebiet stellt der
Fläming dar, zu dem auch östliche Teile Sachsen-Anhaltes gehören.
Spreewaldbäuerin um 1948
Frauentrachten im Fläming vor 1881
Festtagstracht von Mädchen in Jüterbog vor 1900
Bremen
Bremische ländliche Tracht, erste Hälfte 19. Jahrhundert
Bremische ländliche Tracht, erste Hälfte 19. Jahrhundert
Weitere Informationen unter:
Bremer Tracht
Hessen
Im
Hessischen Hinterland, im Marburger Raum und in der
Schwalm entstanden schwarze Trachten mit farbenfreudigen Applikationen. Sie werden zu den ältesten deutschen Trachten gezählt.
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Hinterländer Trachten, Marburger Tracht, Schwälmer Tracht
Schwälmer Tracht
Kirchgangstracht
Kehlnbach,
Blankensteiner „Untergericht“
"Erntetracht" Wommelshausen, Blankensteiner „Obergericht“
Abendmahlstracht
Wommelshausen, Blankensteiner „Obergericht“
Sonntagstracht
Bottenhorn, Blankensteiner „Obergericht“
Mecklenburg-Vorpommern
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Trachten in Pommern
Niedersachsen
Trachten aus dem Alten Land (Stade)
Tracht aus dem
Braunschweiger Landgebiet
Evang. und kathol. Trachtenfrauen aus der Grafschaft Bentheim
Alltagstrachten aus dem Kirchspiel
Scheeßel, Niedersachsen
Niedersachsen ist neben Hessen das Bundesland mit einer Trachtenvielfalt, die ihres Gleichen in Deutschland sucht. Dabei sind die wesentlichen Trachtengebiete wie folgt zu gliedern:
- Altes Land
- Ammerland
- Artland
- Grönegau
- Hannöversches Wendland
- Ostfriesland
- Scheeßel
- Stader Geest
- Winsen
Und diese einzelnen Trachtengebiete teilen sich natürlich noch weiter auf. So können zum Beispiel die einzelnen Trachten von Kirchspiel zu Kirchspiel hier und da noch Unterschiede aufweisen.
Trachten aus dem Hannöverschen Wendland
Ostfriesische Tracht
Trachten aus
Schaumburg, Kirchspiel Lindhorst
Geestbäuerin aus Frelsdorf in Festtagstracht, Stader Geest
Braut aus dem Kirchspiel Scheeßel
Braut aus der Börde Elsdorf
Kranzmaike aus dem Kirchspiel Lindhorst
Brautjungfer aus Meerbeck, Bückeburg
Goldhauben, die zur Tracht verheirateter Frauen aus
Bad Iburg-Glane gehörten (Heimatmuseum
Averbecks Speicher)
Bückeburger Trachten, getragen bei einer Tourismus-Ausstellung in der Niedersächsischen Landesvertretung in Bonn
Nordrhein-Westfalen
Im
Münsterland starb die Volkstracht schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus.
Die Frauen trugen rote Wollröcke und schwarze Schürzen. Statt der Schürze trugen manche reichere Frauen einen Goldgürtel. Das Oberteil bestand aus einer weißen oder cremefarbenen Bluse und um die Schultern wurde ein weißes oder cremefarbenes mit Rosen besticktes Tuch getragen. Später kamen auch grüne Röcke hinzu.
Im Münsterland wurden später auch oft dunkelblau gefärbte Stoffe getragen; eine noch sehr bekannte traditionelle Kleidung ist die des
Kiepenkerls.
Rheinland-Pfalz
Eine Form der Tracht war bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Haarfrisur mit kunstvoll verschlungenen Zöpfen, zusammengehalten von dem
Tugendpfeil.
Eine
Haarnadel, auch Tugendpfeil genannt, aus der Umgebung von
Koblenz
Tugendpfeilträgerin. Detail aus Gemälde "Wallfahrt zum hl. Rock nach Trier". August Gustav
Lasinsky 1847
Sachsen / Erzgebirge
Die Trachten im Erzgebirge stammen größtenteils aus dem Umfeld des
Bergbaus.
Bergparade in
Marienberg(
Erzgebirge)
Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein gibt es mehrere Trachtengebiete wie
Nordfriesland,
Dithmarschen, die
Elbmarschen,
Angeln oder die
Probstei. Selbst nordfriesische Trachten können sich von Insel zu Insel stark unterscheiden.
Amrumer Tracht, Postkarte (um 1900)
Föhringer Tracht, Postkarte (um 1900)
Helgoländer Nationaltracht, um 1900
Ostenfelder Tracht, um 1895
Probsteier Tracht, um 1895
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Trachten in Schleswig-Holstein und
Trachten der Inseln Föhr und Amrum und der Halligen
Thüringen
Eine Thüringer Tracht im Volkskundemuseum Erfurt.
Die
Ruhlaer Tracht,
Tracht des Jahres 2007
Österreich
In einem Bericht der „Neuen Tiroler Stimme“ wird im Jahr 1900 die
Unterinntaler Festtagstracht wie folgt beschrieben:
„Der breite, goldbestickte Hut mit der Goldquaste an der verschlungenen Schnur, die prächtige, in zahlreichen Windungen den mehr oder weniger schlanken Hals umschließende Halskette mit breiter Schließe, das farbige, oft mit Goldstickereien versehene Busentuch, das aus dem tief ausgeschnittenen, schwarzen, mit Litzen benähten Korsett zierlich gefaltet hervorbricht, geschlossen mit einer schönen Brosche, der dunkle Rock und die in Farbenharmonie mit dem Busentuch stehende Schürze – sie kleiden schmuck sowohl die behäbige Dorfwirtin, als auch deren jugendlich schlankes Töchterlein.“ Siehe auch:
Tiroler Anzug,
Salzburger Anzug,
Goldhaube,
Janker,
Wiener Kathreintanz,
Steireranzug,
Gailtaler Tracht
Schweiz
Burefeufi Sonntags- und Werktagstracht (blau)
Zürcher Unterländer Tracht
In der Schweiz gibt es nicht nur unterschiedliche Trachten in jedem
Kanton, auch innerhalb des Kantons sind besonders die Frauentrachten regional oft unterschiedlich, wobei es praktisch überall Festtags- und Werktagstrachten gibt. Zu den bekanntesten Festtagstrachten gehören die
schwarze Bernertracht mit ihrem reichen Silberschmuck und die
Engadinertracht aus rotem Wollstoff. Im
Kanton Zürich sind die
Wehntalertracht mit der leuchtend blauen Schürze und die Tracht des
Knonauer Amtes, das
Burefeufi (so genannt wegen der am Rücken V-förmig gebundenen Schürze) am häufigsten zu sehen. Unter den Männertrachten sind der Berner
Mutz, eine schwarze, kurzärmlige bestickte Samtjacke, die
Appenzeller Sennentracht mit den gelben Hosen und dem silbernen Löffel im Ohr, und die bestickte blaue Trachtenbluse der Innerschweiz am bekanntesten.