Eindeutige Belege für den illyrischen Ursprung des Albanischen lassen sich jedoch nur schwer beibringen, da es an aussagekräftigen Zeugnissen für diese antike Sprache fehlt. Das
Illyrische ist nur in wenigen Inschriften und Erwähnungen bei lateinischen und griechischen Autoren überliefert. T
rotz allem ist die Illyrerthese die wahrscheinlichste Erklärung für die Existenz der weder slawischen noch romanischen Sprache, zumal sich ihre grammatische Struktur deutlich vom Lateinischen einerseits und von den östlich des Illyrischen gesprochenen thrakischen Idiomen (soweit feststellbar) andererseits unterscheidet, aber eine Reihe von Ähnlichkeiten mit dem Griechischen hat.
Die ältesten schriftlichen Zeugnisse des Albanischen stammen aus dem 15. Jahrhundert. Von
Pal Engjëlli, albanischer Erzbischof von Durrës, ist der erste albanische Satz überliefert worden. Es handelt sich um die
Taufformel:
Un'te paghesont' pr'emenit t'Atit e t'Birit e t'Spirit Senit (dt.: Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes), die der Kleriker 1462 in einem Brief niedergeschrieben hat. Der aus Köln stammende Jerusalem-Pilger
Arnold von Harff, der auch Albanien durchquert hatte, überlieferte in seinem Reisebericht aus dem Jahr 1496 eine kurze albanisch-deutsche Wortliste. Das älteste albanischsprachige Buch,
Meshari, wurde 1555 von dem katholischen Kleriker
Gjon Buzuku geschrieben.
Erst im 19. Jahrhundert entstand, abgesehen von einigen wenigen Vorläufern, eine
albanische Literatur. Nach 1870 wurden die ersten Zeitungen und Zeitschriften gegründet. Zu dieser Zeit wurde das Albanische je nach konfessioneller Zugehörigkeit entweder in lateinischer oder in griechischer Schrift, seltener auch mit arabischen Buchstaben geschrieben. Die Unterstützer der albanischen Nationalbewegung bemühten sich Ende des 19. Jahrhunderts um die Vereinheitlichung der Schreibweise. Der brauchbarste Vorschlag war das so genannte "Stamboler Alphabet"
("Stambol" alb. für Istanbul) von
Sami Frashëri, einem bedeutenden albanischen Gelehrten, der in der osmanischen Hauptstadt lebte.
Im November 1908 trafen sich albanische Intellektuelle aus allen Teilen des Landes zum
Kongress von Monastir im heutigen
mazedonischen Bitola. Auf dieser Versammlung wurde endgültig beschlossen, dass die albanische Sprache fortan ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben werden sollte. Als Ausgangsbasis dienten das Stamboler Alphabet und das in Shkodra gebräuchliche von
Gjergj Fishta entwickelte "Bashkimi-Alphabet"
("Bashkimi" alb. für die Vereinigung). Man einigte sich außerdem auf eine streng phonetische Schreibweise mit nur zwei Sonderzeichen:
Ç/ç und
E/ë; dies waren die beiden Zeichen, die schon damals auf der französischen Schreibmaschinentastatur zu finden waren. Alle anderen Laute des Albanischen, die keine Entsprechung im lateinischen Alphabet haben, werden durch Buchstabenkombinationen ausgedrückt. Die Regelungen von 1908 sind bis heute gültig und man kann den Kongress von Monastir mit Recht als die Geburtsstunde der albanischen Orthografie bezeichnen, auch wenn es noch weitere 60 Jahre dauern sollte, bis man die Dialektformen aus dem Gegischen und Toskischen zu einer allgemeinen schriftsprachlichen Norm verschmolz.