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Die Barbaren des Nordens

Albanesi2

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Der arabische Historiker al-Masudi hatte im 10. Jahrhundert ein umfassendes Werk über die Geschichte und Geographie der bekannten Welt verfasst

http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-589/_nr-10/i.html

Die muslimische Wahrnehmung Europas im Mittelalter

Die Barbaren des Nordens



Derb und weißhäutig, den Tieren ähnlich, von minderer Intelligenz - so beurteilten die Araber des Mittelalters die Bewohner Europas. Das Zentrum der Welt waren für sie die islamischen Länder. Mona Naggar stellt einige arabische Historiker vor.

"Der warme Humor fehlt ihnen; ihre Körper sind groß, ihr Charakter derb, ihre Sitten schroff, ihr Verständnis stumpf und ihre Zungen schwer. Ihre Farbe ist so extrem weiß, dass sie blau aussehen. Ihre Haut ist dünn und ihr Fleisch rauh. Auch ihre Augen sind blau und entsprechen ihrer Hautfarbe; ihr Haar ist der feuchten Nebel wegen glatt und rötlich. Ihren religiösen Überzeugungen fehlt Beständigkeit, und das liegt an der Art der Kälte und dem Fehlen von Wärme. Je weiter nördlich sie sich aufhalten, desto dümmer, derber und primitiver sind sie."

So schreibt der arabische Historiker und Geograph al-Masudi über die Völker Europas. Genauer gesagt über die Slawen, Franken und ihre Nachbarn. Al-Masudi lebte im Bagdad des 10. Jahrhunderts und seine Bemerkungen spiegeln die geographischen Vorstellungen seiner Zeit wieder.

Die arabischen Geographen teilten die bewohnte Welt in sieben Zonen ein. Diese Aufteilung hatte mit der geographischen Wirklichkeit nichts zu tun, doch sie entsprach den Landkarten, die bei den Griechen und später im arabisch-islamischen Mittelalter in Umlauf waren.

Intellektuelle Leistungen als Unterscheidungsmerkmal

Etwa hundert Jahre, nachdem al-Masudi sein umfassendes Werk über die Geschichte und Geographie der bekannten Welt geschrieben hatte, verfasste der Richter Said Ibn Ahmad aus der andalusischen Stadt Toledo ein Buch über die Kategorien der Völker.

Das entscheidende Merkmal für ihn waren die intellektuellen Leistungen. Said ibn Ahmad teilte die Völker in zwei Gruppen ein: Jene, die sich mit Wissenschaften befasst und jene, die es nicht getan hätten. Zu der ersten Gruppe zählte er die Inder, Perser, Chaldäer, Griechen, Byzantiner, Ägypter, Griechen, Araber und die Juden.

Außerdem strich der andalusische Richter die Leistungen der Chinesen und der Türken heraus. Diese Völker machen den Hauptteil der Abhandlung aus. Was von der Menschheit übrig bleibt, klassifizierte Said Ibn Ahamd als nördliche und südliche Barbaren. Über die Barbaren des Nordens schrieb er:

"Die anderen Völker dieser Gruppe, welche die Wissenschaften nicht gepflegt haben, gleichen eher Tieren als Menschen. Für jene von ihnen, die am weitesten nördlich liegen, zwischen dem letzten der sieben Klimas und den Grenzen der bewohnten Welt, lässt die übermäßige Entfernung von der Sonne im Verhältnis zur Zenitlinie die Luft kalt und den Himmel wolkig werden. Ihr Charakter ist deshalb kühl, ihr Humor primitiv, ihre Bäuche sind fett, ihre Farbe ist bleich, ihr Haar lang und strähnig. So mangelt es ihnen an Verstandesschärfe und Klarheit der Intelligenz, und sie werden von Unwissenheit und Apathie, fehlender Urteilskraft und Dummheit überwältigt."

Der andalusische Richter verfügte über fast keine Informationen über Europa und seine Bewohner. Bei al-Masudi verhielt es sich ähnlich. Die mittelalterliche islamische Historiographie und Geographie war zwar sehr umfangreich, doch sie boten ihren Lesern über Europa nur spärliches und unzuverlässiges Material.

Intoleranz der europäischen Herrscher

Daraus lassen sich nicht nur die geographischen Vorstellungen der damaligen Zeit und das vorhandene Wissen ablesen. Es zeigt auch das Bild, das sich die Muslime des Mittelalters von sich und von den Anderen gemacht haben. Die islamischen Länder waren für sie das Zentrum der Welt. Die zivilisierte Welt hörte für sie nördlich von Andalusien auf.

Über die Grenzen des Glaubens hinweg gab es rege Handelskontakte mit nicht-islamischen Ländern. Muslimische, christliche und jüdische Händler aus dem Orient bereisten Byzanz, Italien, China, Südostasien und Schwarzafrika.

Auffällig ist, daß Westeruopa in Reisebeschreibungen aus dem islamischen Mittelalter und als Handelspartner fehlt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Güter, die Westeuropa zu bieten hatte, waren für den Orient nicht sehr reizvoll. Die einzigen Produkte, die manchmal in islamischen Quellen vorkommen, sind Waffen und Sklaven. Hin und wieder englische Wolle.

Ein weiterer Grund, der Muslime davon abhielt nach Westeuropa zu reisen, war die Intoleranz der Herrscher und der Bevölkerung. Es hatte sich herumgesprochen, wie es Juden im mittelalterlichen Europa ergangen war. Und man wusste auch von zurückeroberten Gebieten, Andalusien beispielsweise, dass die Muslime zwischen Bekehrung, Exil oder Tod hatten wählen müssen. Dauerhafte islamische Gemeinden hatten im christlichen Europa niemals entstehen können.

"Die Schönheit der Männer liegt in ihrem Bart"

Dennoch wagten sich einige Unerschrockene aus dem Orient ins finstere Europa vor. Einer von ihnen war Harun Ibn Yahya. Über sein Leben ist wenig bekannt. Er wurde von den Byzantinern in Konstantinopel als Kriegsgefangener gehalten. Nach seiner Freilassung reiste er - wahrscheinlich im Jahr 886 - nach Rom. In dieser Stadt, die von einem König namens Bab - Papst - regiert wurde, befremdete ihn am meisten die Gewohnheit der Römer, ihre Bärte abzurasieren:

"Ich fragte sie, weshalb sie sich ihre Bärte rasierten, und sagte zu ihnen: Die Schönheit der Männer liegt in ihrem Bart. Welchen Zweck verfolgt ihr, wenn ihr euch dies antut? Sie antworteten: Wer seinen Bart nicht rasiert, ist kein wahrer Christ. Denn als Simon und die Apostel zu uns kamen, hatten sie keine Schuhe, auch keine Stecken, sondern sie waren arm und schwach, während wir damals Könige waren, in Brokat gekleidet und auf goldenen Plätzen sitzend. Sie riefen uns zur christlichen Religion, aber wir antworteten ihnen nicht. Wir ergriffen sie und quälten sie und schoren ihnen Kopf und Bart. Und dann, als uns die Wahrheit ihrer Worte erschien, begannen wir, unsere Bärte zu scheren, um die Sünde wieder gutzumachen, dass wir ihnen die Bärte geschoren hatten."

Bedrohung aus dem Westen

Bagdad, im August 1099. Der Großkadi Abu Saad al-Harawi steht im Diwan des abbasidischen Kalifen al-Mustazhir Billah. Lautstark trägt der Richter von Damaskus seine Klage vor. Wenige Wochen zuvor war die heilige Stadt Jerusalem in die Hände der Kreuzfahrer gefallen. Sie wurden von den Muslimen generell als Franken bezeichnet.

Die Eindringlinge hatten unter den Bewohnern ein grausames Gemetzel angerichtet, Häuser geplündert und Moscheen verwüstet. Tausende von Flüchtlingen kamen nach Damaskus. Al-Harawi nahm sich ihrer an und bat den Kalifen in Bagdad um Unterstüztung. Der Kalif drückte sein tiefstes Mitgefühl aus, und dabei blieb es. Nur wenige Araber waren sich zu Beginn des ersten Kreuzzuges über das Ausmaß der Bedrohung aus dem Westen bewusst.

Die Kreuzzüge dauerten 200 Jahre. Abgesehen von der militärischen Konfrontation bedeutete diese Zeit eine bis dahin noch nie dagewesene Möglichkeit der direkten Begegnung zwischen der abendländlischen und der islamischen Welt.

Amputation als Behandlung

Bis dahin liefen die direkten Kontakte meistens über Spanien und Sizilien. Nun drangen die Franken ins Zentrum der islamischen Welt vor. Ein Zeuge dieser Zeit war der syrische Ritter Usama Ibn Munqidh (1095-1188), ein Zeitgenosse von Salah al-Din al-Ayyubi (Saladin).

Er nahm an Schlachten gegen die Kreuzritter teil, erlebte aber auch längere Phasen der Waffenruhe. Usama nutzte diese, um die Franken näher kennenzulernen. In seinen autobiographischen Erinnerungen sammelte der syrische Ritter eine Fülle von Erfahrungen und Anekdoten.

Immer wieder strich Usama Ibn Munqidh das "rohe" und "tierhafte" Verhalten der Europäer heraus, vor allem aber ihre Kulturlosigkeit. Ein Beispiel sei die fränkische Heilkunde. Fassungslos berichtete er darüber, wie ein Arzt den Abszess am Bein eines Ritters behandelte: Er ließ das Bein mit einem Axthieb einfach abhauen. Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit den Frauen:

"Die Franken kennen weder Ehrgefühl noch Eifersucht. So kommt es vor, daß ein Franke mit seiner Frau auf der Straße einhergeht und einen anderen Mann trifft, der die Frau zur Seit nimmt und sich mit ihr unterhält, während ihr Ehemann abseits steht und wartet, bis die Frau ihre Unterhaltung beendet. Wenn es ihm zu lange dauert, lässt er sie mit ihrem Gesprächspartner allein und geht seiner Wege."

Mona Naggar

© Qantara.de 2005
 
Soll das eine Provokation sein, oder was?
So war es vor 900 Jahren. Ich sags dir nochmal Albanesi2: Wenn dir die Errungenschaften des heutigen Europa nicht gefallen, dann musst du deine Koffer packen und Richtung Asien abdüsen.
 
master_of_sociology schrieb:
Soll das eine Provokation sein, oder was?
So war es vor 900 Jahren. Ich sags dir nochmal Albanesi2: Wenn dir die Errungenschaften des heutigen Europa nicht gefallen, dann musst du deine Koffer packen und Richtung Asien abdüsen.

:lol: :lol: :lol: :lol:
 
@Master of...

Albanesi2 kann eben nicht realisieren, das der Islam in der heutigen Zeit das Sinnbild des Feudalismus ist und lebt noch immer im jahre 1000 :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
 
1. Dass die Araber damals gesellschaftlich und sozial weiter entwickelt waren als die Westeuropäer stimmt schon, nur ist es heute anders herum der Fall. Das Osmanische Reich z.B. trägt einen Großteil dazu bei, dass wir Südosteuropäer noch so zurückgeblieben sind.

2.
Griechen, Byzantiner, Ägypter, Griechen
Mal abgeshen davon, dass du dich gerne wiederholst wie eine kaputte Schallplatte, kannst du theoretisch die Griechen auch als Byzantiener zählen. Da Byzanz ein Vielvölkerstaat war, zählten als Byzantiner nicht nur Griechen, sondern auch Bulgaren, Serben, Abaner und Mazedonier. Das war ähnlich wie damals mit Ex-YU.

3. Ich verschiebe diesen Thread in Geschichte&Kultur. :arrow:
 
Athleti_Christi schrieb:
@Master of...

Albanesi2 kann eben nicht realisieren, das der Islam in der heutigen Zeit das Sinnbild des Feudalismus ist und lebt noch immer im jahre 1000 :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Na ja, der Islam ist nicht identisch mit dem Feudalismus, aber in seiner Interpretation weißt er schon diktatorische Tendenzen auf und das war im Feudalismus nicht anders.
Und dass er bestimmte Sachen nicht realisieren kann, weil er so in seinem religiösen Weltbild verfangen ist, tja, diesen Eindruck kann man allerdings bekommen. :?
Albanesi2! Gerade die Befreiung von religiösen Weltbildern hat den Aufstieg Europas ermöglicht. Denk mal darüber nach und steck deine Nase auch mal in andere Bücher als den Koran oder nationalistisches Zeug.
 
http://www.elsie.de/pub/pdf_articles/A1998CelebiDt.pdf

Ein (eigenartiges)Bericht eines türkischen Reisenden über die Albaner:

“Was ihre Sprache angeht, so sprechen sie alle albanisch, was keiner anderer Sprache
ähnelt. Ursprünglich waren die Albaner einer der arabischen Stämme von Qureysh in Mekka.
Aus diesem Grund gebrauchen sie noch einige arabische Worte. Als diese albanischen Stämme
aus den Bergen von Shkodra und Vlora herauskamen, mischten sie sich mit den Italienern und
Franken und produzierten so, während des Kalifats von ‘Omar9 eine Sprache zwischen dem
Arabischen und dem Fränkischen
.
Wir werden die Gründe hierfür und den Ursprung der
Albaner anderswo erklären. Hier gebührt es zur Sprache der Albaner zu sagen, daß die Perser
sie ‘âr-nâ-bûd (“es möge keine Schande geben”) nannten, und einige Chronisten schreiben es
so
. Es ist eine wunderschöne Sprache, die voller Demut und Sanftheit gesprochen wird, wenn
sie einander mit Respekt anreden. Sicherlich geben sich die Ungläubigen unter ihnen als
Christen aus aber dies auch nur, weil die Spanier und Venezianer darauf bestehen. Sonst sind
sie ein Haufen buchloser Ungläubiger und Hurensöhne, welche, genau wie die Zoroastrier,
nichts von dem ‘Buch’ und von der letzten Versammlung wissen. Ihre Sprache ist wie folgt:



Obgleich
die Albaner grobe Ausdrücke nicht so häufig wie ihre südslawischen Nachbarn zu verwenden
pflegen, gibt es in ihrer Sprache wie vermutlich in jeder Sprache natürlich eine ganz Palette von
Vulgaritäten.
Hier
sind einige grobe Ausdrücke, doch Reisende müssen sie kennen, denn sie könnten angegriffen
oder belächelt werden: hak mut ‘Friß Scheiße,’ t2kifÕat2 t;ámu ‘Ich ficke deine Mutter,’
t2kifÕat2 Õoke ‘Ich ficke deine Frau,’ t2 piriÕte b2hund ‘Ich furze dir in die Nase,’ t2kifÕat2
büt52 ‘Ich ficke dir in den Arsch,’ iç q2v2rd2m ‘du Stricher.’ Kurz gesagt, wenn Derwische auf
der Reise sind, müssen sie auch solche Ausdrücke kennen und, um Probleme zu vermeiden,
nicht dort hingehen, wo sie beleidigt werden.”

Evliya Çelebi war ein kreativer Schriftsteller und stellt eine wesentliche
Informationsquelle über das tägliche Leben im Albanien des siebzehnten Jahrhunderts dar. Sein
einmaliges türkisch-albanisches Lexikon, das er 1662 während seiner Reise in Shkodra
zusammenstellte, bietet in der Tat das, was ein Derwisch wissen müßte, wenn er durch die
Länder der Ungläubigen reist. Die Worte und Ausdrücke in dem Lexikon sind für den heutigen
Albaner zum größen Teil gut erkennbar und verständlich und könnten von einem ausländischen
Besucher auch heute noch mit einer gewissen Erfolgswahrscheinlichkeit verwendet werden. Es
wird allerdings zu Vorsicht und Zurückhaltung gemahnt.
Bibliographie





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