Demonstranten schicken Hilferufe – via Twitter
Die Lage im Iran eskaliert. 22 Tote bei Demonstrationen, unzählige Verletzte! Offizielle Angaben über die Situation – Fehlanzeige. Ausländische Journalisten dürfen nur noch eingeschränkt berichten. Jetzt schicken die tapferen Demonstranten ihre Hilferufe auf Umwegen an die Welt – via Internetdienst Twitter.
MaryLeslyne aus Teheran schreibt: „BESTÄTIGT! Die Armee rückt in Teheran gegen Demonstranten vor.“
Onibutterfly twittert: „Streitkräfte marschieren in Teheran ein.“
AbbieH5: „Ich verstehe nicht, warum uns Amerika nicht hilft? Wir wollen Freiheit, nichts anderes.“
Bestätigungen für den Wahrheitsgehalt dieser Nachrichten gibt es nicht. Gesicherte Informationen von Seiten der Regierung sind mehr als spärlich.
Die iranische Regierung hat ausländischen Journalisten verboten, von der Straße aus zu berichten. Keine Augenzeugen-Dokumente mehr, keine Interviews, keine Bilder. Das übernimmt nun die Bevölkerung. Immer wieder werden die Schranken der Zensur umgangen, um Informationen an die Welt zu verschicken.
Meinungsfreiheit ist im Iran ein Fremdwort – aber nicht für alle. Sowohl die Jugend, als auch die Opposition machen sich moderne Kommunikationstechniken zunutze, um sich die organisieren, sich zu informieren, sich auszutauschen. Vor allem mit Twitter umgehen sie immer wieder die staatliche Zensur.
Nutzer teilten über Twitter etwa Adressen von Proxy-Servern mit, um Sperren im iranischen Internet umgehen zu können. Ein Nutzer mit dem Pseudonym „Persiankiwi“ organisierte am Montag offenbar sogar Hackerangriffe auf offizielle iranische Internetseiten.
Twitter selbst verschob angesichts der Ereignisse im Iran für den Montagabend geplante Wartungsarbeiten.
Mitbegründer Biz Stone erklärte in einer Twitter-Nachricht, der Firmenpartner NTT America sei der Überzeugung, dass Twitter im Iran derzeit ein „wichtiges Kommunikationsmittel“ sei und deshalb zunächst nicht abgestellt werden solle.
Viele Iraner berichten, Internet- und Telefonnetze seien am Wahltag gekappt worden. Schon während des Wahlkampfes habe die Opposition nur eingeschränkt Zugang zu staatlichen Medien gehabt, mobilisierte ihre Wähler deshalb via SMS, Twitter und Facebook.