Der Begriff König oder Kaiser fällt nicht. Und zwar über die ganzen 600 Jahre nicht. Dies nicht nur, weil letztere Begriffe wie Monarch, König oder Kaiser christlich geprägt sind, sondern auch aus einem anderen Grund. Ein Grund, der viel zu wenig Beachtung bisher fand. Denn der Sultan herrschte eben nicht, wie ein König oder ein Kaiser in Europa, sondern ähnlich wie ein heutiger Präsident, eines modernen Staates von heute.
Für die täglichen Regierungsgeschäfte waren die Großvisiere, heute würde man sagen, die Minister, zuständig. Diese wiederum mussten ihre Edikte mit dem Großherrlichen Diwan (dem Staatsrat) abstimmen, der sich aus den Spitzen des Militärs und der Verwaltung aufbaute. Das Militär als sowohl auch die Verwaltung waren erstklassig durchstrukturiert und ermöglichten einen größtmöglichen Informationsaustausch, innerhalb des Staatsapparates auf der einen und größtmögliche Sicherheit, auf der anderen. Auf diesen über Jahrhunderte stabilen Fundamente war das leben alles in allem geordnet, distinguiert gut organisiert und harmonisch. Die Bürger, ob islamisch, jüdisch oder christlich geprägt, waren bestrebt und ehrgeizig auch strebsam, denn hier zählte, im Gegensatz zu den Europäischen Ländern, eben nicht die Abstammung, sondern die Leistung eines jeden einzelnen. Und die Lohnte sich in diesem über langen Zeitraum gewachsenen Staatsgebilde in der sich der Bürger sicher fühlen konnte.
Das war und ist eine Besonderheit in der damaligen und heutigen Türkei bzw. dem osmanischem Reich. Die Maxime dieses für seine damalige Zeit modernen Staates hieß Leistung. Und es war diese Maxime welches sich bis in das tiefste Mitteleuropa herumsprach. In den Zeiten, wo in Europa etliche Könige ihre Bevölkerung regelrecht verhungern ließen und gleichzeitig sich ein schönes leben machten, wanderten Tausende Landarbeiter, Bauern und desertierte Soldaten in Richtung osmanisches Reich.