In dem Artikel wird auch die Glorifizierung des Osmanischen Reiches im Zeitalter der Aufklärung im westlichen Europa thematisiert.
Der Wille zu mehr gesellschaftlicher Freiheit, äusserte sich bei den europäischen Intellektuellen, mit Fingerzeig auf das Osmanische Reich.
Und diese Botschaft "Es geht auch besser/ anders" ist deutlich an die Herrscher und an den Papst gerichtet.
Es werden dabei auch positive Klischees geschaffen, um politische Propaganda zu betreiben. Die Realität im Osmanischen Reich wird dadurch genauso verklärt dargestellt wie das zuvor verbreitete Feindbild vom ungläubigen Unterdrücker.
Hier zeigt sich auch die indirekte Beeinflussung des Osmanischen Reiches bei gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen im Abendland.
In der
ZDF Doku geht man sogar soweit, das Luthers Reformation ohne die Bedrohung des Osmanischen Reiches nie entstanden wäre.
Ein anderes Beispiel für solch eine Wechselwirkung ist der Kalte Krieg zwischen Kommunismus/ Sozialismus und und der demokratischen Marktwirtschaft.
Die Sozialgesetze, Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung, wie wir sie heute in Deutschland kennen, sind auf Druck der Kommunisten und Sozialisten entstanden. Auch hier wird in der Diskussion Verklärung betrieben in dem die eine Seite die soziale Freiheit im Kommunismus in den Himmel hebt während die andere Seite unablässig vom kommunistischen Kerker spricht.
Die Wahrheit ist, wie so oft, irgendwo in der Mitte.
Generell kann man feststellen, das es immer zu einem Interessenkonflikt zwischen gesellschaftlichen Schichten kommt. Auf der einen Seite die Herrschenden auf der anderen die Beherrschten.
Die einen haben Angst vor dem Machtverlust, die anderen wünschen sich mehr Macht. Im Osmanischen Reich kommt halt noch die Komponente Kultur dazu. Sprich die Erniedrigung der Beherrschten wird noch durch die andere Religion potenziert.
Das sich die Herrschenden um 1400-1800 bei den Frauen der Beherrschten bedienten sprich vergewaltigeten, war gang und gebe. Inwieweit das im Osmanischen Reich durch die Komponente Kultur beflügelt wurde bleibt offen.
Letztendlich wurde die "Toleranz" der Osmanen, durch die gesellschaftlichen Entwicklungen im Westen, schon Anfang des 19. Jahrhunderts überholt.
So das man am Beispiel BiHs feststellen kann das es am Ende des 19. Jahrhunderts zu den unterentwickeltsten Ländern Europas zählte. Mit einer hohen Zahl an Analphabeten (um die 85%), null Industrie und nationalen Identitätsproblemen. BiH gehörte wohl zum letzten Land Europas wo die Leibeigenschaft abgeschafft wurde, und das erst nach dem 1. WK.
So blieb von der Toleranz der Osmanen nicht viel übrig, was der Bevölkerung im 20 Jahrhundert gesellschaftlich und wirtschaftlich von Nutzen gewesen wäre um mit dem Rest Europas konkurrenzfähig zu sein.
Als positiv kann man die kulturellen Einflüsse speziell in der Musik, im Kulinarischen und der Architektur hervorheben, die dem Balkan seine besondere Mischung gibt.