Und deswegen ist die Grafik schwachsinnig? Weil die Stufen der Antike und Neuzeit auf einer Stufe stehen? Der Humanismus der Renaissance basierte auf das Gedankengut Antiker Römer und Griechen. Und weiter, in der Epoche der Aufklärung sogar ganz auf die Philosophie der antiken Griechen. Das Bildungswesen der Deutschen vor wenigen Jahrhunderten war geprägt von der Antike (humanistische Gymnasien, die Altgriechisch und Latein lehrten). "Bei den Griechen existierte keine Gleichheit aller Menschen"... dafür aber in der Aufklärung? Die europäische Geschichte vor und nach der Aufklärung baut auf Sklaverei, Leibeigenschaft und Rassismus auf. Wie sehr wichtig die Gleichheit der Menschen war sehen wir im gesamten 20. Jahrhundert.
Und ich habe hier nicht irgendwelche Teile der Welt miteinander, sondern immer den gleichen Lebensraum. Ich habe hier immer von Europa geschrieben, wenn ich das europäische Mittelalter mit anderen Gegenden verglichen hätte wie mit dem Morgenland oder China wäre das Urteil noch düster als es ohnehin schon ist. In keiner Gegend der Welt hat im Laufe der Geschichte die Lebenserwartung am gleichen Fleck in der Zeit von der Antike bis ins Mittelalter so drastisch (oder überhaupt) abgenommen wie in Europa. Heute verfluchen wir Gottesstaaten und absolutistische Systeme wie sie das europäische Mittelalter geprägt haben. Verfassung, politische Systeme, Justiz, Gesetze und Weltbild des heutigen Europas bauen auf den Säulen Überlegungen und Umsetzungen der antiken Griechen und Römer auf. Verfassung, politische Systeme, Justiz, Gesetze und Weltbild des europäischen Mittelalters finden sich heute in afrikanische und asiatische 3-Welt-Länder wieder
Die Grafik ist falsch, weil sie die Antike und die Neuzeit auf die selbe Stufe stellt und das Mittelalter einfach nur als Tiefpunkt. Dabei reicht es schon aus, dass die Ursprünge des Humanismus, der Menschenrechte, etc. aus der Antike kommen. Aber den Ursprung des Humanismus mit dem, was dann letztlich Humanismus genannt wurde, gleichzusetzen, ist einfach falsch. Natürlich hat man diese Ideen wieder aufgegriffen, aber dann eben neu gedacht und vor allem auch eingeführt. Ich gehe mal davon aus, dass du dich nur oberflächlich in Bezug auf die Rückständigkeit durch Religion damit befasst hast. Da wäre zb. interessant, wie die verschiedenen Auffassungen von dem, was man als Humanismus zusammenfassen könnte, aufgefasst wurde, nämlich von Griechen und Römern unterschiedlich. Und auch in Sachen Menschenrechte, hier sollte man allerdings auch mal etwas weiter schauen, Babylon zb. Und auf Aristoteles, der zwar einer der fortschrittlichsten Denker überhaupt war, aber eben nicht, was Sklaven und Frauen betrifft, bzw. verschiedene Völker. Und auch im antiken Athen gab es keine Gleichheit, wie wir sie heute kennen. Natürlich waren einige Konzepte deutlich weiter als im Mittelalter, aber eben längst nicht auf einer Stufe mit der Neuzeit. Das ist schlicht eine Verklärung der Tatsachen.
Dazu darf man nicht vergessen, dass die europäische Welt immer komplizierter wurde und dies auch einen Teil zum Rückschritt beigetragen hat, die Religion ist hier nicht immer die Ursache aber meistens Mittäter.
Letztlich ist die Frage, ob es den wirklichen Frotschritt, durch die Menschenrechte, Humanismus etc. überhaupt so gegeben hätte, wenn dazwischen nicht diese dunkle Zeit gewesen wäre. Denn letztlich bedingt doch immer das eine das andere. Das weiß jeder, der mit den Grundlagen der Ökonomie vertraut ist. Nach einem Tief, kommt ein Hoch oder Stagnation, aber letztlich ist eine Entwicklung immer wellenartig. Denn nicht nur die "guten" Denker, wie Kant, Locke, Hobbes, Rousseau, etc. bedienten sich in der Antike, sondern eben auch Spinner, die Denker oder Vordenker des Nationalismus, Faschismus usw. waren.
Übrigens kam das antike Wissen nicht erst mit der Renaissance, sondern ist auch fester Bestandteil des Christentums. Die Bergpredigt ist voll davon, die goldene Regel, um nur ein Beispiel zu nennen. Und auch Paulus brachte so einiges aus der Antike ein. In Kroatien galt in einigen Städten das römische Recht, deswegen gab es auf diesem Gebiet keine Leibeigenen, zumindest auf dem Papier. Und auch die christliche Ehe basiert letztlich auf der Antike, wie so vieles. Nur hat man es eben anders definiert, wie später auch die Faschisten.
Antike und Neuzeit stehen in den einzelnen Disziplinen also sicher nicht auf einer Stufe.