Das Business ist auf jeden Fall profitabler als der von der NASA, ESA, Roskosmos und CNSA.
Die Aufgaben und Rollen der NASA und SpaceX sind diametral unterschiedlich. NASA hat all dies bereits in den 60er Jahren aufgrund der erforschten und verfeinerten Technologie des Zweiten Weltkriegs erreicht. Ihr Prozess sollte nicht die Kosten reduzieren, sondern Wege finden wie die Reise ins All verlaufen wird.
Wir können dazu das Space-Shuttle-Projekt hinzufügen, das eine komplexe Raumfähre war, Experimente und Operationen durchführen konnte, um bestehende Flugobjekte im Orbit einzurichten und zu reparieren. Hinzu kommen verschiedenste Forschungsmissionen im Sonnensystem.
Musks SpaceX Programm wiederum ist darauf ausgerichtet aufgrund moderner Technologien und Materialien mit möglichst niedrigen Kosten ein profitables Modell für kommerzielle und militärische Satellitenstarts zu schaffen.
Ich persönlich denke, dass Elon Musk ohne die Erlaubnis und das Wissen der US-Regierung, der Armee und der NASA nicht so etwas auf die Beine stellen könnte und dürfte. Er genoss sicherlich grosse logistische und finanzielle Unterstützung. Geht mal auf die Internetseiten aller Musk-Firmen und schaut euch vor allem die Rubrik der "carees" an, bzw. die ausgeschriebenen Jobs. Für die Arbeit in SpaceX benötigt man eine amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine spezielle Lizenz der US-Regierung. Dies ist beispielsweise für Tesla Motors nicht notwendig.
Nun, dazu muss man sich bewusst machen, dass die USA seit Obama eine neue Raumfahrtstrategie verfolgt, für die ein neuer Raketentyp nötig ist, nämlich einer, der noch über den Mond hinaus Asteroiden und den Planeten Mars erreichen kann, kostengünstiger ist, als alle bisherigen Raketen, als Treibstoff sollte idealerweise flüssiges Methan neben flüssigem Sauerstoff verwendet werden, da dieses Gemisch am besten jahrelang im Weltall gelagert werden kann, und die Rakete muss im Weltall wiederbetankbar sein. Das ist ein durchaus anderes Anforderungsprofil, als bspw. noch für den Bau einer Mondbasis, wie Bush sie wollte, nötig war (weswegen die Entwicklung der Ares V eingestellt wurde, und stattdessen die SLS nun entwickelt wird). Auch Trump hält an dem Konzept von Obama fest, weswegen man davon ausgehen kann, dass es auch realisiert werden wird.
Zu diesem Zweck hat man eine Mischung aus privaten und öffentlichen Entwicklungen gefördert. Die 4 Akteure sind: Die NASA selbst mit ihrer Rakete SLS, die ULA (ein joint venture von Boeing und Lockheed, jedoch von öffentlichen Aufträgen lebend) mit ihrer Rakete Vulcan, SpaceX mit der BFR (privat, teilweise öffentliche Aufträge), und Blue Origin mit der New Glenn (privat, keine öffentlichen Aufträge). Diese sind die vier Akteure, die quasi nun um die Vorherrschaft in der nächsten Raketengeneration buhlen.
Die NASA setzt für die leistungsschwächeren Varianten der SLS auf eine vereinfachte Version der RS-25, dem Triebwerk, welches schon die Space Shuttles angetrieben hat. Welches Triebwerk in der SLS-Block 2 zum Einsatz kommen soll, also der Rakete, die mal Menschen zum Mars fliegen soll, ist noch offen.
SpaceX, anders als man vielleicht denken könnte, möchte weder mit der Falcon 9, noch mit der Falcon Heavy zum Mars fliegen, sondern mit der sich noch in Entwicklung befindlichen BFR. SpaceX wurde 2002 gegründet, und zwar mit dem ausdrücklichen Ziel eine Marskolonie kostengünstig möglich machen zu wollen. Dazu brauchen sie einen völlig neuen Raketentyp, und es war Musk von Anfang an bewusst, dass die Merlin-Triebwerke der Falcon-Raketen sich dazu gar nicht eignen. Also wieso der ganze Aufwand? Dies hatte drei Gründe. Der erste und wichtigste Grund ist, dass Musk von Anfang sich nicht auf die amerikanische Regierung verlassen wollte, sondern im Stande sein wollte die Entwicklung und den Flug zum Mars notfalls komplett alleine durchzuziehen, und dazu braucht er Cash. Um Cash zu erzeugen musste er zunächst an Aufträge kommen: Diese waren Versorgungsflüge zur ISS, sowie Satellitenflüge für private Unternehmen. Um an diese zu kommen wurde die Falcon 9 entwickelt. Innerhalb von ~10 Jahren hat SpaceX es geschafft der mit Abstand günstigsten Anbieter für Raketenstarts auf dem Markt zu sein, weswegen man über die Jahre Gewinne im Milliardenbereich anhäufen konnte. Der zweite Grund für die Falcon-Reihe ist, zwei technologische Neuheiten im kleineren Rahmen auszutesten. Zum einen war Musk von Anfang an der Meinung, es ist am einfachsten die nötige Schubkraft zu erreichen, indem man einfach möglichst viele Triebwerke benutzt. Diese Philosophie galt eigentlich als gescheitert, nachdem die Sowjets mit ihrer N1 damit keinen Erfolg hatten. Die Handhabe von derartig vielen Triebwerken galt einfach als zu komplex. Auch die Saturn V flog mit 5 sehr starken, statt mit vielen weniger starken Triebwerken. Die Falcon Heavy war, wie Musk schon selbst sagte, nur ein Test, um zu sehen, ob eine Rakete mit derartig vielen Haupttriebwerken überhaupt fliegen würde. Für Versorgungs- und Satellitenflüge, mit denen SpaceX Geld verdient, ist sie zu stark (und teuer), für einen Flug zum Mars oder auch zum Mond nicht geeignet. Sie ist nur ein Test für einen Raketenstart mit vielen Triebwerken. Und tatsächlich ist die mit 27 Merlin-Triebwerken gebaute Falcon Heavy erfolgreich geflogen, und teilweise gelandet. Die anderen technologische Neuheit ist das inzwischen bekannte Landen der Rakete. Diese beiden technologischen Neuheiten sollten den Kostenpunkt deutlich, um bis zu 90%, senken können.
Der dritte Grund war einen generellen Erfahrungsschatz in den Abläufen eines Raketenstarts usw. zu gewinnen.
Das alles bisherige war also eigentlich nur eine Vorbereitung für die Hauptphase, nämlich der Entwicklung der BFR, welche mit den selbstentwickelten Raptor-Triebwerken fliegen soll. Sie fliegen mit einem Methan-Sauerstoff-Gemisch, und die BFR soll mit 31 Raptor-Triebwerken in der ersten, und 7 Raptor-Vakuum-Triebwerken in der zweiten Stufe gebaut werden.
Es ist also zu bedenken, dass die Falcon Heavy, auch wenn sie beeindruckend ist, "nur" ein Test war, und auch die Falcon 9 "nur" eine Cash-cow zur Finanzierung des eigentlichen Projekts, der BFR.
Blue Origin, gegründet im Jahr 2000 (also sogar noch zwei Jahre vor SpaceX), das oft übersehene private Raumfahrtunternehmen, setzt auf die komplett eigenfinanzierte Eigenentwicklung BE-4. Blue Origin gehört dem inzwischen reichsten Menschen der Welt Jeff Bezos, weswegen sich daraus eine in zwei Aspekten deutlich andere Unternehmensphilosophie ergibt, als SpaceX sie hat. Zum einen ist Jeff Bezos eher der risikoaverse Typ, im Gegensatz zu Elon Musk, der immer volles Risiko geht. Zum anderen hat das Unternehmen dank Jeff Bezos auch eine gewaltige Finanzkraft, weswegen es sich voll und ganz auf Entwicklung konzentrieren kann, und nicht wie SpaceX schnelle Ergebnisse liefern muss, um Cash zu generieren. Während man bei SpaceX gerne in Kauf nimmt, dass ein Raketenstart auch mal daneben gehen kann, möchte man bei Blue Origin lieber gleich beim ersten Mal alles richtig machen. Während SpaceX schnell Produkte auf den Markt bringen musste (Falcon 9), weil sie das Geld brauchen, hat Blue Origin diesen Zeitdruck nicht und kann sich auf die Entwicklung und Forschung konzentrieren. Dadurch ist Blue Origin in der Öffentlichkeit weniger bekannt, das bedeutet aber nicht, dass sie irrelevant sind. Sie sind in der Entwicklung des Triebwerkes einer neuen Generation schon deutlich weiter, als SpaceX. Die BE-4, quasi das Gegenstück zu SpaceX's Raptor, wird bereits seit 4 Jahren entwickelt. ULA wird die BE-4 von Blue Origin kaufen, und angeblich überlegt sich die NASA für ihre SLS-Block 2 das gleiche zu tun. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung des Raptor-Triebwerks läuft, aber Stand jetzt hat Blue Origin in der Entwicklung wohl die Nase vorne. Ein Nachteil von Blue Origin ist, dass sie keine Erfahrung im Bau von Raketen mit sehr vielen Triebwerken haben, weswegen die New Glenn "nur" 7 BE-4 Triebwerke in der ersten Stufe zündet, und eine Vakuumvariante in der zweiten. Dadurch hätte die New Glenn zwar genug Schubkraft, um ein Team von Astronauten zum Mars zu befördern, allerdings deutlich teurer, als es die BFR theoretisch könnte. Allerdings dürfte die Konstruktion auch erheblich einfacher sein, weswegen die Erfolgsaussichten der Entwicklung vielversprechender sind. Während die Entwicklung der BFR auch scheitern könnte, ist der Erfolg der New Glenn relativ wahrscheinlich.
Der vierte Akteur ist ULA mit der Vulcan-Rakete. Diese kooperiert inzwischen weitestgehend mit Blue Origin, und hat sich darauf spezialisiert die Betankungsvorrichtungen zu entwickeln, während die Triebwerke von Blue Origin übernommen werden.
Es steht also im nächsten Jahrzehnt durchaus wieder ein kleines "Weltraum-Rennen" an, nur dieses mal zwischen Unternehmern, und nicht zwischen Staaten. Die Frage wird sein, ob sich eher Blue Origin-ULA durchsetzen werden, oder Elon Musk mit SpaceX.