Ricky
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Sein Film über den Völkermord an den Armeniern wird beim Festival in Venedig mit Spannung erwartet. Eröffnet wird mit Ex-Batman Michael Keaton, der einen abgetakelten Superhelden-Darsteller spielt.
Wäre es nach Fatih Akin gegangen, wir sähen einen ganz anderen Film an einem ganz anderen Ort. Er wollte das Leben des armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink verfilmen, der vor sieben Jahren von einem Ultranationalisten erschossen wurde, aber kein türkischer Schauspieler mochte sich an die Rolle wagen.
So entschied er sich für ein anderes Projekt: "The Cut" handelt von einem Mann, der 1915 den Völkermord an den Armeniern überlebt und sich auf die Suche nach seinen Töchtern macht. Gedreht wurde überall – auf Kuba und Malta, in Jordanien, Kanada, nur nicht in Deutschland – und unter der irreführenden Ankündigung, es handle sich um einen "Western".
Cannes wollte "The Cut" zeigen, aber eierte herum, bot ihm den Wettbewerb, dann eine Nebenreihe, dann wieder den Wettbewerb. Schließlich tat Akin etwas Mutiges: Er entzog Cannes seinen Film – und nun ist er der mit der größten Spannung erwartete Film beim Festival in Venedig, das heute beginnt.
Der Film, den Cannes nicht haben durfte
Festivalleiter Alberto Barbera muss bei der 71. Ausgabe des ältesten Filmfests der Welt aus der Not eine Tugend machen: Die zeitlich teilweise parallele Konkurrenz in der kanadischen Stadt Toronto, die sich als Aufgalopp für die Oscar-Kandidaten des Herbstes profiliert hat, schnappt Venedig zunehmend die großen Stars weg.
So eröffnet Venedig heute mit Alejandro Gonzalez Inarritus "Birdman" über einen Ex-Superhelden-Schauspieler, der sich mit einem Auftritt am Broadway wieder Renommée zu verschaffen trachtet. Die Hauptrolle spielt nicht umsonst Michael Keaton, der vor 20 Jahren einmal Batman war, und auch seine Partner Ed Norton und Emma Stone stehen nicht gerade auf der A-Liste Hollywoods.
Als Starersatz setzt Barbera auf wirklich interessante Filme. Der cineastische Reiz von "Birdman", so hört man, soll darin liegen, dass es in dem Film keinen einzigen Schnitt zu sehen gebe. Barbera hat auch Roy Andersson, den poetisch-bitterbösen Schweden, bei dem sich weder vom Titel noch von der Inhaltsangabe jemals auf den Film schließen lässt: "Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach" heißt sein neuestes Rätsel.
Starersatz: Venedig will gute Filme
James Franco setzt sein frenetisches Schaffenstempo – 24 Filme als Regisseur in den vergangenen zehn Jahren, 75 Rollen als Schauspieler – mit seiner Faulkner-Verfilmung "The Sound and the Fury" fort. Andrew Niccol ("Gattaca") pflegt mit "Good Kill" seine Neugier über das Verhältnis von Mensch und Technik; Ethan Hawke spielt einen Ex-Piloten, der jetzt Drohnen über Afghanistan dirigiert. Joshua Oppenheimer, der mit "The Act of Killing" den Dokumentarfilm revolutionierte, vertieft sich mit "The Look of Silence" weiter in den indonesischen Massenmord der Sechzigerjahre.
Ramin Bahrani, persisch-stämmiger Amerikaner, hofft mit "99 Homes" – Andrew Garfield wirft darin arme Mieter erbarmungslos aus ihren Wohnungen – auf den großen Durchbruch, der ihm vorausgesagt wird. Abel Ferrara stellt mit Willem Dafoe in der Titelrolle in "Pasolini" den letzten Tag im Leben des italienischen Regisseurs nach, an dessen Ende er ermordet wurde; ein zweiter, von seinem Ex-Assistenten gedrehter Pasolini-Film, wird gerade gedreht.
Venedig ist ein Tummelplatz der Veteranen
Ansonsten könnte man Venedig als Tummelplatz von Regieveteranen ansehen. Der Russe Andrei Konschalowski (77) bringt seinen ersten Kinofilm seit sieben Jahren, der Amerikaner Peter Bogdanovich (75) seinen ersten seit zehn, sein Landsmann Joe Dante (67) den ersten seit elf und Barry Levinson (71) seinen ersten seit sechs.
Der Vorteil für das Festival ist, dass sie – wie gut ihre Werke auch sein mögen – Starfutter für den Roten Teppich liefern: Al Pacino (gleich in zwei Filmen), Greta Gerwig, Jennifer Aniston, Owen Wilson.
Diese junge Regie-Garde sollte sich ein Vorbild an dem Portugiesen Manoel de Oliveira nehmen, der in Venedig zwar nur mit einem neuen 19-Minuten-Kurzfilm vertreten ist, seinen nächsten langen aber bereits abgedreht hat. Im Dezember wird de Oliveira 106.
Quelle: Filmfestival Venedig : Fatih Akin legt sich mit der Türkei an - Nachrichten Kultur - Kino - DIE WELT
Der Typ ist ein Verräter.
Wäre es nach Fatih Akin gegangen, wir sähen einen ganz anderen Film an einem ganz anderen Ort. Er wollte das Leben des armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink verfilmen, der vor sieben Jahren von einem Ultranationalisten erschossen wurde, aber kein türkischer Schauspieler mochte sich an die Rolle wagen.
So entschied er sich für ein anderes Projekt: "The Cut" handelt von einem Mann, der 1915 den Völkermord an den Armeniern überlebt und sich auf die Suche nach seinen Töchtern macht. Gedreht wurde überall – auf Kuba und Malta, in Jordanien, Kanada, nur nicht in Deutschland – und unter der irreführenden Ankündigung, es handle sich um einen "Western".
Cannes wollte "The Cut" zeigen, aber eierte herum, bot ihm den Wettbewerb, dann eine Nebenreihe, dann wieder den Wettbewerb. Schließlich tat Akin etwas Mutiges: Er entzog Cannes seinen Film – und nun ist er der mit der größten Spannung erwartete Film beim Festival in Venedig, das heute beginnt.
Der Film, den Cannes nicht haben durfte
Festivalleiter Alberto Barbera muss bei der 71. Ausgabe des ältesten Filmfests der Welt aus der Not eine Tugend machen: Die zeitlich teilweise parallele Konkurrenz in der kanadischen Stadt Toronto, die sich als Aufgalopp für die Oscar-Kandidaten des Herbstes profiliert hat, schnappt Venedig zunehmend die großen Stars weg.
So eröffnet Venedig heute mit Alejandro Gonzalez Inarritus "Birdman" über einen Ex-Superhelden-Schauspieler, der sich mit einem Auftritt am Broadway wieder Renommée zu verschaffen trachtet. Die Hauptrolle spielt nicht umsonst Michael Keaton, der vor 20 Jahren einmal Batman war, und auch seine Partner Ed Norton und Emma Stone stehen nicht gerade auf der A-Liste Hollywoods.
Als Starersatz setzt Barbera auf wirklich interessante Filme. Der cineastische Reiz von "Birdman", so hört man, soll darin liegen, dass es in dem Film keinen einzigen Schnitt zu sehen gebe. Barbera hat auch Roy Andersson, den poetisch-bitterbösen Schweden, bei dem sich weder vom Titel noch von der Inhaltsangabe jemals auf den Film schließen lässt: "Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über ihre Existenz nach" heißt sein neuestes Rätsel.
Starersatz: Venedig will gute Filme
James Franco setzt sein frenetisches Schaffenstempo – 24 Filme als Regisseur in den vergangenen zehn Jahren, 75 Rollen als Schauspieler – mit seiner Faulkner-Verfilmung "The Sound and the Fury" fort. Andrew Niccol ("Gattaca") pflegt mit "Good Kill" seine Neugier über das Verhältnis von Mensch und Technik; Ethan Hawke spielt einen Ex-Piloten, der jetzt Drohnen über Afghanistan dirigiert. Joshua Oppenheimer, der mit "The Act of Killing" den Dokumentarfilm revolutionierte, vertieft sich mit "The Look of Silence" weiter in den indonesischen Massenmord der Sechzigerjahre.
Ramin Bahrani, persisch-stämmiger Amerikaner, hofft mit "99 Homes" – Andrew Garfield wirft darin arme Mieter erbarmungslos aus ihren Wohnungen – auf den großen Durchbruch, der ihm vorausgesagt wird. Abel Ferrara stellt mit Willem Dafoe in der Titelrolle in "Pasolini" den letzten Tag im Leben des italienischen Regisseurs nach, an dessen Ende er ermordet wurde; ein zweiter, von seinem Ex-Assistenten gedrehter Pasolini-Film, wird gerade gedreht.
Venedig ist ein Tummelplatz der Veteranen
Ansonsten könnte man Venedig als Tummelplatz von Regieveteranen ansehen. Der Russe Andrei Konschalowski (77) bringt seinen ersten Kinofilm seit sieben Jahren, der Amerikaner Peter Bogdanovich (75) seinen ersten seit zehn, sein Landsmann Joe Dante (67) den ersten seit elf und Barry Levinson (71) seinen ersten seit sechs.
Der Vorteil für das Festival ist, dass sie – wie gut ihre Werke auch sein mögen – Starfutter für den Roten Teppich liefern: Al Pacino (gleich in zwei Filmen), Greta Gerwig, Jennifer Aniston, Owen Wilson.
Diese junge Regie-Garde sollte sich ein Vorbild an dem Portugiesen Manoel de Oliveira nehmen, der in Venedig zwar nur mit einem neuen 19-Minuten-Kurzfilm vertreten ist, seinen nächsten langen aber bereits abgedreht hat. Im Dezember wird de Oliveira 106.
Quelle: Filmfestival Venedig : Fatih Akin legt sich mit der Türkei an - Nachrichten Kultur - Kino - DIE WELT
Der Typ ist ein Verräter.