Die politischen Auseinandersetzungen um den Auftritt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und seinem dort getätigten Juden-Vergleich haben den Freiheitlichen in der Wählergunst offenbar geschadet. In einer Gallup-Umfrage für die Tageszeitung „Österreich“ (Sonntag-Ausgabe) verliert die FPÖ gegenüber der Vorwoche drei Prozentpunkte und fällt mit nur noch 24 Prozent wieder hinter die ÖVP auf Platz drei zurück.
Die Volkspartei kann demnach einen Prozentpunkt auf 25 Prozent zulegen, ebenso die SPÖ auf 29 Prozent. Die Grünen kommen auf 14 Prozent (plus 1), das BZÖ auf vier Prozent (minus 1).
Strache wird von den Wählern für seinen Juden-Vergleich auch persönlich abgestraft: Bei einer Bundeskanzler-Direktwahl käme der FPÖ-Chef laut Gallup nur noch auf elf Prozent, das ist ein Minus von fünf Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche. 26 Prozent würden direkt für Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) stimmen (plus 2), 18 Prozent für Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP/plus 2).
Hälfte fordert Straches Rücktritt
Die Hälfte der Österreicher (51 Prozent) fordert in der Umfrage auch den Rücktritt Straches als FPÖ-Chef. Nur 33 Prozent finden, Strache solle nicht zurücktreten. 70 Prozent sind der Meinung, dass die Entscheidung von Bundespräsident Heinz Fischer, Strache keinen Orden der Republik zu verleihen, richtig war.
Fischer stellt unterdessen klar, dass er Strache den Orden auch nicht mehr zu einem späteren Zeitpunkt verleihen wird. „Nachdem inzwischen feststeht, dass die Demonstrationen gegen den WKR-Ball tatsächlich und unbestritten mit den November-Pogromen der Nationalsozialisten in Zusammenhang gebracht wurden, ist jeder Grund weggefallen, an dieser Entscheidung etwas zu ändern“, stellte Fischer im „Österreich“-Interview fest. Der Bundespräsident hatte die Ordensverleihung zunächst „zurückgestellt“.
SPÖ wirbt um FPÖ-Wähler
Die Aufregung über den umstrittenen FPÖ-Juden-Vergleich durch FPÖ-Chef Strache will sich nun offenbar die SPÖ zunutze machen. Sie lud „bisherige FPÖ-Wähler“ ein, sich von den Freiheitlichen abzuwenden. Die FPÖ bezeichnete die SPÖ als „Epizentrum der Heuchelei“: Schließlich habe auch Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) 2004 von einer „Pogromstimmung“ bei einer Nationalratssitzung gesprochen.
Nicht erwähnt wurde, dass erst am Donnerstag der FPÖ-EU-Mandatar Franz Obermayr ebenfalls den Begriff „Pogromstimmung“ verwendet hatte - diesmal in Zusammenhang mit dem WKR-Ball.
Mehr dazu in
ÖVP schließt Koalition mit FPÖ nicht aus