Franz Beckenbauer ist tot: Der Kaiser des Fußballs
Weltmeister als Spieler und als Trainer: Franz Beckenbauer war die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, die aber auch ihre Schattenseiten hatte
Dass ein Mensch historisch von höchster Bedeutung ist, lässt sich auch daran messen, ob sein Schaffen mit einem neuen Wort im Sprachgebrauch charakterisiert werden kann. Im Fall von Franz Beckenbauer war es die Franzelei als Grundmelodie seines Lebens, eine Nonchalance gepaart mit einer Chuzpe, die seinen Markenkern formte.
Es wird sich doch ein Terrorist finden, der das Olympiastadion in München wegsprengt, damit man eine neue Spielstätte errichten kann, sagte Beckenbauer in der Vorbereitung zur Fußball-WM 2006 in Deutschland, 30 Jahre nach dem Olympia-Terror-Attentat in München. Bei den Aufbauarbeiten zur WM in Katar hatte er keine Sklaven gesehen. Und als Beckenbauer bei Fragen zu Korruptionsvorwürfen zur WM-Vergabe 2018 in Russland wegen mangelnder Englischkenntnisse passen musste, wurde ihm auch das nicht übelgenommen.
Jo mei, so war der Franz halt. Plauderte frei nach Konrad Adenauer ("Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern") über dieses und jenes, um bei nächster Gelegenheit das Gegenteil zu behaupten. Mit typischer Offenherzigkeit bekannte er sich spät, aber doch zum zweitjüngsten seiner fünf Sprösslinge. "Jo mei, der liebe Gott freut sich über jedes Menschenkind." Man sah ihm diese Franzeleien nach, weil er stets als freundlicher, nicht abgehobener Weltstar wahrgenommen wurde, der dem Papst genauso auf Augenhöhe begegnete wie einem Fußballfan mit Autogrammwunsch.
Früher Vater, später Spitzenspieler
Weltmeister als Spieler und als Trainer: Franz Beckenbauer war die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, die aber auch ihre Schattenseiten hatte
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