Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Geopolitische Konstellationen im Nahen Osten

Ich würde bezweifeln ,dass es feste Allianzen gibt. Hängt vom Konflikt ab. Die Türkei und die Öl-Staaten(die wirklich eng zusammenarbeiten)
sind in Syrien Verbündete,in Ägypten stehn sie sich gegenüber.
Ausserdem vergisst du den wichtigsten Machtfaktor im Nahen Osten,der überall seine Nase hat. Die USA.

Zum ersten Punkt, ja, so ist es anscheinend, deswegen denke ich, man sollte jedes Land separat betrachten.

Zu den USA, habe ich nicht vergessen (das ist sowieso sehr schwer :) ), sondern absichtlich weg gelassen. Weil die US-Nahostpolitik mir viel weniger klar ist, als in der Vergangenheit. Ich fühle mich, dass auch ihre Möglichkeiten und Interventionswillen heute schwächer sind als früher, wahrscheinlich wegen ihres Versagens in Iraq und Afghanistan und der innenpolitischen Problemen.

Wenn ich unbedingt versuchen sollte, einige Leitlinien daraus zu lesen, ich würde sagen, dass die USA heute im Nahen Osten eher eine konservative Kraft ist. Also, sie sehen den Status Quo als einigermaßen gut für ihre Interessen und wollen, dass er so wenig wie möglich sich verändert, wegen der Risiken die das bringen könnte. Ansonsten wenn es trotzdem zu Veränderungen kommt, versuchen sie das Neue schnell in ihrer Ordnung zu integrieren. Die Obama-Politik scheint viel passiver als die Bush-Politik zu sein.

Die sich anbahnende Demokratisierung des Nahen Ostens (die meiner Meinung nach mittel- und langfristig unumkehrbar ist) bereitet den USA, und besonders, Israel bestimmt große Sorgen. Sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen, wenn dieser Prozess etwas langsamer wird, oder einige Rückschläge kommen.

- - - Aktualisiert - - -

Und dazu passt auch das gut:

Die Obama-Administration hatte eine großartige Strategie, die aber unglücklicherweise gescheitert ist:

Der Plan war einfach, aber sehr elegant. Die USA wollten mit gemäßigten islamistischen Gruppen wie der AKP und den Muslimbrüdern zusammenarbeiten, um den Nahen Osten zu demokratisieren. Das würde drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Die USA würden damit den Abstand zur moderaten Mitte der islamischen Welt verringern und den Muslimen zeigen, dass gemäßigte Parteien gute Resultate erzielen können. Damit würden auch die Radikalen isoliert, und außerdem wäre der Beweis erbracht, dass durch amerikanische Unterstützung mehr Demokratie in den Nahen Osten gebracht werden könnte.

Wie gesagt, leider gescheitert, der Autor sucht im Weiteren nach Gründen und spricht Empfehlungen für das weiter Vorgehen aus...

Ich habe den Artikel gelesen, diese Empfehlungen sind vielleicht sogar interessanter, als die Analyse selbst.

Das "leider gescheitert" ist ein Gefühl, das du auch teilst, oder gibst du nur die Sicht des Autors wieder? Nur so, aus Interesse.
 
Die Obama-Politik scheint viel passiver als die Bush-Politik zu sein.

Die sich anbahnende Demokratisierung des Nahen Ostens (die meiner Meinung nach mittel- und langfristig unumkehrbar ist) bereitet den USA, und besonders, Israel bestimmt große Sorgen. Sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen, wenn dieser Prozess etwas langsamer wird, oder einige Rückschläge kommen.

- - - Aktualisiert - - -
Das "leider gescheitert" ist ein Gefühl, das du auch teilst, oder gibst du nur die Sicht des Autors wieder? Nur so, aus Interesse.

Na ja, wenn Du mit passiver weniger kriegerisch meinst, dann finde ich Obamas Ansatz gut. Sein Plan war ja auch ok, nur hatte er die falschen Verbündeten, die Einschätzung der Politikfähigkeit der "moderaten" Islamisten war wohl fehlerhaft.

Das mit dem "leider gescheitert" gilt auch für mich, denn im Interesse einer Stabilisierung müssen die USA wohl wieder stärker mit Israel, den Saudis und z.B. dem ägyptischen Militär zusammen arbeiten, was einer Demokratisierung wenig dienlich ist.

Andererseits sind die Strukturen der "wahren" Demokraten aus dem Bürgertum z.Zt. im Nahen und Mittleren Osten alles andere als vielversprechend, siehe Ägypten...
 
Na ja, wenn Du mit passiver weniger kriegerisch meinst, dann finde ich Obamas Ansatz gut. Sein Plan war ja auch ok, nur hatte er die falschen Verbündeten, die Einschätzung der Politikfähigkeit der "moderaten" Islamisten war wohl fehlerhaft.

Das mit dem "leider gescheitert" gilt auch für mich, denn im Interesse einer Stabilisierung müssen die USA wohl wieder stärker mit Israel, den Saudis und z.B. dem ägyptischen Militär zusammen arbeiten, was einer Demokratisierung wenig dienlich ist.

Andererseits sind die Strukturen der "wahren" Demokraten aus dem Bürgertum z.Zt. im Nahen und Mittleren Osten alles andere als vielversprechend, siehe Ägypten...

Also, praktisch gesehen ist eine passive Politik meistens auch weniger kriegerisch, aber nicht gleichzusetzen. Ich meinte, dass sie weniger auf eine Neugestaltung des Nahen Ostens interessiert sind, sondern eher die heutige Situation behalten, und den meisten Nutzen daraus ziehen.

Ok, ich verstehe das jetzt besser, mit dem "leider gescheitert".

Auf jeden Fall denke ich, dass die Kräfte, die die Demokratisierung der arabischen Ländern voranbringen werden, eher aus dem Klein- und nicht aus dem Großbürgertum stammen werden. Und die USA können dabei keine hilfreiche Rolle spielen, weil ihre Interessen grundsätzlich mit einer wahren Demokratisierung (nicht einfachen Parlamentisierung) in Konflikt kommen.
 
Sehr guter Artikel von Wolfgang Merkel. Der Autor ist Direktor der Abteilung „Demokratie und Demokratisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin und Professor an der Humboldt-Universität.Nach dem "Arabischen Frühling"

Im Griff der Autokraten


Diktaturen halten sich weltweit hartnäckig - trotz Protesten und Umstürzen wie beim Arabischen Frühling. Welche Faktoren ihr Überleben oder ihre Rückkehr ermöglichen, untersucht ein Projekt am Wissenschaftszentrum Berlin.

Als im Dezember 2010 die Unruhen in Tunesien ausbrachen, sich über Kairo, den Maghreb und den Nahen Osten wie ein Flächenbrand ausbreiteten, schien der Optimismus der Medien keine Grenzen zu finden. Arabellion, arabischer Frühling, Diktatorendämmerung oder schlicht und nun doch: „Das Ende der Geschichte“ (Fukuyama). Die arabische Welt, die letzte geschlossen autokratische Weltregion, würde nun ebenfalls von der globalen Welle der Demokratisierung überrollt werden. Ebenso euphorisch wie illusionär suggerierten politische Beobachter einen Demokratisierungsprozess, der nur weniger Jahre bedürfe. Ein Blick auf Rumänien und Bulgarien, die unter unvergleichlich besseren Bedingungen nach mehr als zwei Jahrzehnten nichts mehr als hochgradig „defekte Demokratien“ hervorgebracht haben, hätte skeptischer stimmen müssen.

Drei Jahre nach Ausbruch der arabischen Revolten ist Ernüchterung eingetreten. Vom arabischen Herbst ist nun die Rede. Ägypten hat sich aus einer intoleranten islamischen Mehrheitstyrannei zu einer Militärdiktatur gewandelt. In Libyen öffnet sich der Abgrund eines „zerfallenden Staates“. Bahreins autokratische Scheichherrschaft hat sich wieder stabilisiert, Syrien befindet sich in einem vom Westen mit angeheizten Bürgerkrieg. Afghanistan wird bald allein gelassen sein, während im Irak das religiös-politische Massaker zwischen den großen islamischen Glaubensrichtungen kein Ende nimmt. Allein Tunesien scheint gegenwärtig noch eine Chance auf die Konsolidierung seiner fragilen Demokratie zu habe
...

Nach dem "Arabischen Frühling": Im Griff der Autokraten - Wissen - Tagesspiegel
 
Zurück
Oben