Zurich
Der Lustmolch
Krieg gegen Russland
Georgien pokert hoch
Mit seiner Offensive zur Rückeroberung der abtrünnigen Region Süd-Ossetien pokert Georgien hoch. Denn Präsident Michail Saakaschwili setzt vor allem darauf, dass der Westen sein Land weiter unterstützt, während er Russlands Einfluss in der ehemaligen Sowjetrepublik zurückzudrängen versucht. Beobachtern zufolge ist ihm Beistand aber keineswegs sicher. Der Konflikt könnte zudem für die Region weitreichende Folgen haben, die zu einem Prüfstein für das Mächtegleichgewicht nach dem Ende des Kalten Krieges geworden ist.
Noch vor wenigen Jahren begrüßte der Westen den Aufstieg Saakaschwilis, der 2003 eine Revolution anführte und im Jahr darauf zum Präsidenten gewählt wurde. Im Zuge des Versuchs, sich Russlands Einfluss zu entziehen, machte Saakaschwili die Mitgliedschaft seines Landes in der Nato zur obersten Priorität. Westliche Regierungen registrierten aber mit Sorge eine Tendenz Saakaschwilis, angesichts von Provokationen überzureagieren. So ließ er 2007 regierungskritische Proteste gewaltsam niederschlagen.
Unterstützung des Westens unwahrscheinlich
Mit der Offensive in Südossetien setze Saakaschili nun erneut sein Ansehen aufs Spiel, das er sich mit seiner pro-westlichen Haltung und der Zurückhaltung angesichts russischer Provokationen in der Vergangenheit erworben habe, warnt James Nixey vom Royal Institute of International Affairs in London. "Wenn er einen Krieg anzettelt, wird er die Unterstützung vieler westlicher Freunde verlieren."
Experten zufolge könnte das militärische Vorgehen gegen die Rebellen in Süd-Ossetien einen Krieg nach dem Muster "David gegen Goliath" auslösen, wenn der Westen Saakaschwili in seinem Kampf gegen den mächtigen Nachbarn Russland nicht hilft. "Die westlichen Staaten haben Saakaschwili oft genug davor gewarnt, dass sie die Kastanien nicht für ihn aus dem Feuer holen werden", sagt Fraser Cameron vom EU-Russland-Zentrum in Brüssel. Er denke daher nicht, dass Saakaschwili auf westliche Unterstützung hoffen könne.
Tatsächlich äußerten sich EU und Nato am Freitag besorgt über die Gefechte und forderten ein Ende der Gewalt. Nach Ansicht von Tomas Valasek vom Londoner Center for European Reform war Saakaschwili nun aber zu einem entschiedenen Vorgehen gezwungen. Der zunehmende Einfluss Russlands in Süd-Ossetien und der ebenfalls abtrünnigen Region Abchasien untergrabe die Hoffnungen Georgiens auf eine Mitgliedschaft in der NATO und damit eine eindeutige Zugehörigkeit zum westlichen Lager, so Valasek.
NATO-Ambitionen dürften sich auflösen
Erst vor wenigen Monaten erhielt Georgiens Streben nach einem NATO-Beitritt einen Dämpfer. Die Mitglieder des Militärbündnisses konnten sich auf einem Gipfel im April nicht auf eine gemeinsame Linie zur Aufnahme der russischen Nachbarländer Georgien und Ukraine einigen. Mehrere Staaten fürchteten, ein solcher Schritt könne Russland provozieren. Folglich schob die Allianz den ersten Vorbereitungsschritt für einen Beitritt hinaus, versprach beiden Ländern jedoch eine spätere Aufnahme in die NATO. Nach Ansicht von Analyst Nixey setzt Saakaschwili dies nun aufs Spiel. "Seine NATO-Ambitionen könnten sich letztlich in Luft auflösen."
Nach Einschätzung des US-Instituts Strategic Forecasting ist Georgien der "heißeste Brennpunkt in den westlich-russischen Beziehungen", da das Land der östlichste Stützpunkt westlicher Macht ist, heißt es in einem Papier des Instituts. "Hier entscheidet sich, ob die Nachbarschaft zu Russland und der gleichzeitige Status als Verbündeter der USA eine suizidale Kombination ist."
William Schomberg, rts
http://www.n-tv.de/Krieg_gegen_Russland_Georgien_pokert_hoch/090820080911/1006352.html
Georgien pokert hoch
Mit seiner Offensive zur Rückeroberung der abtrünnigen Region Süd-Ossetien pokert Georgien hoch. Denn Präsident Michail Saakaschwili setzt vor allem darauf, dass der Westen sein Land weiter unterstützt, während er Russlands Einfluss in der ehemaligen Sowjetrepublik zurückzudrängen versucht. Beobachtern zufolge ist ihm Beistand aber keineswegs sicher. Der Konflikt könnte zudem für die Region weitreichende Folgen haben, die zu einem Prüfstein für das Mächtegleichgewicht nach dem Ende des Kalten Krieges geworden ist.
Noch vor wenigen Jahren begrüßte der Westen den Aufstieg Saakaschwilis, der 2003 eine Revolution anführte und im Jahr darauf zum Präsidenten gewählt wurde. Im Zuge des Versuchs, sich Russlands Einfluss zu entziehen, machte Saakaschwili die Mitgliedschaft seines Landes in der Nato zur obersten Priorität. Westliche Regierungen registrierten aber mit Sorge eine Tendenz Saakaschwilis, angesichts von Provokationen überzureagieren. So ließ er 2007 regierungskritische Proteste gewaltsam niederschlagen.
Unterstützung des Westens unwahrscheinlich
Mit der Offensive in Südossetien setze Saakaschili nun erneut sein Ansehen aufs Spiel, das er sich mit seiner pro-westlichen Haltung und der Zurückhaltung angesichts russischer Provokationen in der Vergangenheit erworben habe, warnt James Nixey vom Royal Institute of International Affairs in London. "Wenn er einen Krieg anzettelt, wird er die Unterstützung vieler westlicher Freunde verlieren."
Experten zufolge könnte das militärische Vorgehen gegen die Rebellen in Süd-Ossetien einen Krieg nach dem Muster "David gegen Goliath" auslösen, wenn der Westen Saakaschwili in seinem Kampf gegen den mächtigen Nachbarn Russland nicht hilft. "Die westlichen Staaten haben Saakaschwili oft genug davor gewarnt, dass sie die Kastanien nicht für ihn aus dem Feuer holen werden", sagt Fraser Cameron vom EU-Russland-Zentrum in Brüssel. Er denke daher nicht, dass Saakaschwili auf westliche Unterstützung hoffen könne.
Tatsächlich äußerten sich EU und Nato am Freitag besorgt über die Gefechte und forderten ein Ende der Gewalt. Nach Ansicht von Tomas Valasek vom Londoner Center for European Reform war Saakaschwili nun aber zu einem entschiedenen Vorgehen gezwungen. Der zunehmende Einfluss Russlands in Süd-Ossetien und der ebenfalls abtrünnigen Region Abchasien untergrabe die Hoffnungen Georgiens auf eine Mitgliedschaft in der NATO und damit eine eindeutige Zugehörigkeit zum westlichen Lager, so Valasek.
NATO-Ambitionen dürften sich auflösen
Erst vor wenigen Monaten erhielt Georgiens Streben nach einem NATO-Beitritt einen Dämpfer. Die Mitglieder des Militärbündnisses konnten sich auf einem Gipfel im April nicht auf eine gemeinsame Linie zur Aufnahme der russischen Nachbarländer Georgien und Ukraine einigen. Mehrere Staaten fürchteten, ein solcher Schritt könne Russland provozieren. Folglich schob die Allianz den ersten Vorbereitungsschritt für einen Beitritt hinaus, versprach beiden Ländern jedoch eine spätere Aufnahme in die NATO. Nach Ansicht von Analyst Nixey setzt Saakaschwili dies nun aufs Spiel. "Seine NATO-Ambitionen könnten sich letztlich in Luft auflösen."
Nach Einschätzung des US-Instituts Strategic Forecasting ist Georgien der "heißeste Brennpunkt in den westlich-russischen Beziehungen", da das Land der östlichste Stützpunkt westlicher Macht ist, heißt es in einem Papier des Instituts. "Hier entscheidet sich, ob die Nachbarschaft zu Russland und der gleichzeitige Status als Verbündeter der USA eine suizidale Kombination ist."
William Schomberg, rts
http://www.n-tv.de/Krieg_gegen_Russland_Georgien_pokert_hoch/090820080911/1006352.html