An einem Taxistand am Berliner Ostbahnhof fand Enrico J. nach eigenen Angaben ein Notebook und stöberte darin herum. Was er fand, ließ ihn aufmerken: „Plötzlich hatte ich die Handynummern von wichtigen Politikern vor mir: Gerhard Schröder, der damals Bundeskanzler war, Angela Merkel, Edmund Stoiber, Theo Waigel und viele andere. Da dachte ich mir: Oh, das Ding ist heikel“, sagte Enrico J. der „taz“ jetzt in einem Interview.
J. erzählt in dem Interview, er habe das Notebook beim Bundesgrenzschutz am Bahnhof abgegeben und die Adresse der Obdachlosenhilfe angegeben.
Vier Wochen später habe ihm eine Sozialarbeiterin ein Dankeschön von Friedrich Merz in die Hand gedrückt - eine Ausgabe seines neuen Buchs (Titel: „Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung für unsere Zukunft“) mit der Widmung „Vielen Dank an den ehrlichen Finder“.
J. berichtet der „taz“, er habe das Buch sofort wütend in die Spree geworfen. „Er wusste ja von der angegebenen Adresse genau, dass ich obdachlos war, doch ihm war das nicht mal einen Cent wert. Richtig scheiße“, sagt der 53-Jährige, der inzwischen wieder eine Wohnung und einen Job hat.