Militärisch wurden und werden die hohen Rüstungsausgaben Griechenlands immer mit der "türkischen Gefahr" gerechtfertig. Gegen die Türkei mit ihren 77 Millionen Bürgern versuchte das kleine Griechenland ein gewisses "strategisches Gleichgewicht" aufzubauen.
Zwar halten selbst griechische Sicherheitsexperten einen Angriff der Türkei zur Besetzung griechischen Territoriums oder zur Eroberung der südlichen Hälfte Zyperns nicht länger für wahrscheinlich. Allerdings existiert nach wie vor die Sorge vor heißen Zwischenfällen.
Ein möglicher Auslöser: der Streit über den Status einzelner bewohnter und unbewohnter griechischer Inseln - wie im Januar 1996, als ein Konflikt um die 49 Hektar große unbewohnte Insel Imia Griechenland und die Türkei an den Rand eines Krieges brachte.
Angesichts der weit verbreiteten und von vielen Medien geschürten Angst vor der Türkei waren in Griechenland Rüstungsprogramme, bei denen vermutlich auch Korruptionsgelder reichlich flossen, politisch einfach durchzusetzen. Stimmen vor allem von linken Parteien nach einer drastischen Reduzierung der Rüstungskosten galten fast schon als Landesverrat.
Jetzt hat die griechische Regierung beschlossen, eine neue Militärstrategie und Militärstruktur zu erarbeiten. Dieser soll, so formuliert es Verteidigungsminister Venizelos, eine "realistische" Bedrohungsanalyse zugrunde gelegt werden.
Allemal hätte die griechische Regierung Spielräume, ihre Rüstungsausgaben drastisch zu senken, ohne dabei die Sicherheit des Landes zu gefährden. Sogar der vermeintliche Erzfeind könnte dabei helfen: Denn der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat vorgeschlagen, über niedrigere Rüstungsausgaben zu sprechen. Auf dieses Angebot ist die griechische Regierung bislang nicht eingegangen