Dienstag, 16. September 2008 16:18
Berlins Homosexuelle gehen in die Offensive: Am Tag der Offenen Moschee am 3. Oktober wollen sie mit Muslimen über die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren sprechen. Die Homosexuellen-Organisation LSVD beklagt schwulenfeindliche Tendenzen in muslimischen Organisationen.
Homosexuelle in Berlin wollen den Tag der Offenen Moschee am 3. Oktober dazu nutzen, mit Muslimen über die Menschenrechte von gleichgeschlechtlichen Paaren zu diskutieren. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) rief dazu auf, gemeinsam in die Sehitlik-Moschee in Neukölln zu gehen.
Ziel sei es, mit Vertretern der DITIB ins Gespräch zu kommen, wie man in Zukunft gemeinsam gegen Homophobie vorgehen kann. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) ist Träger der größten Berliner Moschee. Unter Phobie versteht man eine irrationale Angst.
Hintergrund des Aufrufs ist unter anderem das Verbot des türkischen Lesben- und Schwulenverbandes „Lambda Istanbul“ Ende Mai durch ein Istanbuler Zivilgericht. Berliner Homosexuelle beklagen seit langem schwulenfeindliche Tendenzen in vielen muslimischen Organisationen. „Wir sehen, dass Diskriminierung an der Tagesordnung ist, bis hin zum völligen Ausstoß von Schwulen aus türkischen und arabischen Familien“, sagte LSVD-Sprecher Alexander Zinn. „Das ergibt Probleme, da können muslimische Gemeinden nicht einfach wegschauen. Wir erwarten klare Worte“, sagte Zinn.
Der LVSD hatte vor einigen Wochen einen Artikel, der in der April-Ausgabe des arabischen Anzeigenblatts „Al-Salam“ erschienen war, als übelste Hetze gegen Homosexuelle kritisiert und Berlins Integrationsbeauftragten Günter Piening zum Eingreifen aufgefordert. Piening plant einen Runden Tisch gegen Homophobie. Er warnte aber davor, muslimischen Institutionen generell homosexuellenfeindliche Haltungen zu unterstellen.
Der Artikel erschien unter dem Titel "Ein fleischfressendes Bakterium und geschlechtliche Anormalität" in der April-Ausgabe des in Berlin erscheinenden Magazins. Autor ist Muhammed Lujain al-Zayn. Der Verfasser erklärte in seinem Beitrag, dass Homosexuelle "von tödlichen Krankheiten befallen werden" zumindest aber "im Jenseits für ihre Handlungen auf das Schärfste bestraft" würden.
"Die Verbreitung dieser Krankheiten durch sexuelle Freizügigkeit und schamlose und anormale geschlechtliche Beziehungen ist nichts anderes als eine wundersame Verwirklichung dessen, was der Prophet bereits vorhersagte." Der Autor listete in dem auf Arabisch verfassten Text anschließend Krankheiten auf, die schwule Männer angeblich bekämen. Illustriert ist der Artikel mit Fotos von Hautkrankheiten.
Zum Ende des Artikels rief al-Zayn dazu auf, Homosexuelle zu ächten und ihnen beispielsweise nicht die Hand zu geben. Wörtlich hieß es: "Der Prophet bekräftigte in mehreren Hadithen, dass homosexuelle Männer zu töten seien (...) Die muslimischen Brüder seien daher daran erinnert, einem Homosexuellen nicht die Hand zu schütteln, denn man weiß nie, was für Bakterien und Keime sich an seiner Hand befinden und Verderben bringen könnten."
Im vergangenen Jahr hatten sich 15 Berliner Gebetshäuser am Tag der Offenen Moschee beteiligt. Neben Führungen boten die Moscheegemeinden auch Ausstellungen, Büchermärkte und Folklore- Vorführungen an. Der Informationstag geht auf eine Initiative des Zentralrats der Muslime in Deutschland zurück und wird seit 1997 bundesweit alljährlich am Tag der Deutschen Einheit veranstaltet. Das islamische Gemeindeleben ist in eingetragenen Vereinen organisiert. Schätzungen gehen von etwa 210.000 Muslimen in Berlin aus, die ihre Religion aber längst nicht alle praktizieren.dpa/hed
Religion - Homosexuelle suchen Konfrontation mit Muslimen - Berlin - Berliner Morgenpost
----------
Mal schauen was daraus wird.