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Horror-Mord lässt England nach 17 Jahren nicht los

Ricky

Gesperrt
Ein unglaublich brutaler Mord erschütterte 1993 England. Jon Venables, damals gerade mal zehn und sein gleichaltriger Freund Robert Thompson entführten den zweijährigen James Bulger aus einem Einkaufszentrum und folterten ihn zu Tode. Jetzt sitzt einer der beiden Mörder wieder in Haft – und England streitet.

Dies Verbrechen ist im kollektiven Gedächtnis der Briten gespeichert als unauslöschliches Menetekel.

Wir schreiben den 12. Februar 1993, in Bootle, einem Stadtteil von Liverpool; ein „toddler“, ein Kleinkind von knapp drei Jahren, James Bulger mit Namen, hat sich selbstständig gemacht, während seine Mutter in einem Supermarkt an der Fleischtheke wartet; zwei die Schule schwänzende Zehnjährige, James Thompson und Jon Venables, nehmen den kleinen Jamie an die Hand und locken ihn aus dem Einkaufszentrum hinaus, gehen vier Kilometer weit mit ihm in unwegsames Gelände.

An einem Kanal fangen sie an, ihn mit Steinen und Fußtritten zu malträtieren, dann schütten sie blaue Farbe über sein Gesicht, stopfen ihm den Mund mit AA-Batterien zu, schlagen mit Backsteinen und einer Eisenstange auf ihn ein, eine regelrechte Hinrichtung.

Den geschundenen Körper legen sie auf ein Eisenbahngleis, beschweren den Kopf mit Schutt, machen sich davon. Zwei Tage später wird die Leiche, zweigeteilt, gefunden. Der Tod, so sagen die Pathologen später aus, muss vor der Zerstückelung des Körpers eingetreten sein.

Noch nie in der modernen britischen Geschichte haben Kinder dieses Alters ein so grauenvolles Verbrechen verübt. Der Prozess, im November 1993, wird zum cause celèbre; die Nation ist aufgewühlt, am Liebsten hätte man die Täter, unbeschadet ihrer Jugend, gelyncht.

Verhandelt wird wie für Erwachsene, was später die Law Lords, die im Oberhaus sitzenden höchsten Richter, beanstanden. Das Gericht befindet auf acht Jahre Jugendstrafanstalt, aber angesichts des Sturms der Entrüstung, der daraufhin losbricht, erhöht der damalige Innenminister Michael Howard die Strafe auf 15 Jahre.

Dies wiederum fechten die Anwälte der beiden Täter beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an, auch mit der Begründung, ihre Mandanten hätten wegen der öffentlichen Hysterie keinen fairen Prozess erhalten.

Das Oberhaus gibt ihnen dahingehend Recht, dass die Strafmaßerhöhung in der Tat einer „institutionalisierten Rache“ gleich komme, man verkürzt auf die ursprünglichen acht Jahre.

Beide Täter werden 2001, inzwischen 18-jährig, entlassen, aber unter Auflage einer „life licence“: Lebenslange Bewährung, Kontaktverbot untereinander, ständige Kontrolle durch soziale Instanzen, und ein neuer Name, eine neue Identität, mit unbekanntem Aufenthalt; schon in der Jugendstrafanstalt haben sie ihren Akzent verloren, man kann sie nicht mehr auf Liverpool festlegen.

So weit die Vorgeschichte, die in England präsent ist wie ein Abzählreim aus Kindheitstagen.

Aus dem Dunkel der Persönlichkeitsvernebelung um die beiden Täter tauchte plötzlich in der vorigen Woche eine Sensationsnachricht auf: Venables ist wieder ins Gefängnis eingeliefert worden.

Warum? Darüber gaben die Justizbehörden keine Auskunft. Das heißt – doch: Justizminister Jack Straw gestand auf Drängen immerhin, die Gründe seien „sehr ernst“.

Den Medien reicht das verständlicherweise nicht. Sie unterliegen zwar dem strengen Verbot, jemals die neue Identität der Bulger-Mörder zu lüften (was bisher auch niemandem gelang), aber die Öffentlichkeit ist zusammen mit der Mutter des Ermordeten der Meinung, man müsse wenigstens erfahren, was zu der Wiedereinlieferung von Venables geführt habe. Nur so könne man ermessen, welche Gefahr erneut von ihm drohe.

Die Spekulationen wuchern. Alkohol- und Drogenprobleme? Schlägereien? Der „Sunday Mirror“ schließlich kommt der Wahrheit am nächsten: Besitz von kinderpornographischem Material.

Eine „sehr ernste“ Sache, fürwahr, sollte sie sich bestätigen, in einem Land, das aufgrund etlicher Sexualverbrechen an Kindern beim Thema Pornographie schmerzhaft hellhörig wird. Wieder weigert sich Straw, eine Bestätigung abzugeben. Aber indirekt rückt er sie doch heraus: Die Gründe für die Neueinlieferung seien „out there“, sagt er, sie lägen „auf dem Markt“; er könne, er dürfe nicht weiter kommentieren.

Der Minister argumentiert nach klassischer englischer Rechtstradition: Die Preisgabe der Details für die Festsetzung des Bulger-Mörders würde einen späteren Prozess präjudizieren und Venables’ Tarnung sprengen. Dann sei es vorbei mit jeder Unbefangenheit der Jury. Doch diese, mit den Gründen der Anklage konfrontiert, wird nicht lange zu hinterfragen brauchen, um wen es sich da im Gerichtssaal handelt.

Weist das Schweigen der Offiziellen nicht eher auf ein Eingeständnis hin, dass die Bewährungsinstanzen nicht aufgepasst haben bei einem Mann, der aufgrund der Auflagen praktisch unter Dauerkontrolle hätte stehen müssen?

Die öffentliche Meinung ist zerrissen zwischen dem Anspruch auf Aufklärung und der Erkenntnis, dass auch ein Jon Venables Recht auf Persönlichkeitsschutz besitzt: Enttarnt, wäre er im Gefängnis vor der Rache der Mithäftlinge nicht mehr sicher. Über allem ragt eine unverrückbare Überzeugung: Venables und Thompson wurden viel zu früh entlassen, Rehabilitation kann nicht anschlagen, wenn die Täter kaum an den Pforten des Erwachsenalters angelangt sind, ihrer Ruchlosigkeit noch kaum in die Augen gesehen haben.

Schon der junge Jon galt als hyperaktiv, wollte auf jede Weise von sich reden machen. War es ein Mittel, seiner total dysfunktionalen Familie zu entrinnen, mit einer zuschlagenden Mutter obendrein?

Statt Geborgenheit Dauerberieselung durch Horror, „in echt“ und als Computer-Videos. Psychologen beschreiben das Leben mit einer neuen Identität in jedem Fall als Herausforderung an das Ich, besonders schwer zu ertragen für jemanden mit dem Drang zur Selbstbestätigung.

So soll Venables bereits mehrfach wildfremden Menschen erzählt haben, wer sich unter seinem Namen verberge. Die Enttarnung könnte von ihm selbst ausgehen. Siebzehn Jahre sind seit dem Horor-Mord an James Bulger ins Land gegangen, da mischt sich der Fall wieder in die Gegenwart, ungesühnt.

Die News sind vom letzten Jahr der Fall aber hat sich 1993 ereignet sehr schrecklich.

https://www.welt.de/vermischtes/art...-laesst-England-nach-17-Jahren-nicht-los.html
 
Ich kann mich noch gut daran erinnern, bis heute verstehe ich nicht was den Beschützerinstinkt der beiden Irren dem kleinen Jungen gegenüber total versagen ließ, normalerweise schmilzt man dahin wenn zweijährige einen ansehen, man möchste sie knuddeln und sie lachen hören ...
 
Wie gleich mal "erklärt" wird, warum er zum Monster wurde. Als ob man nicht von Natur aus ein Arschloch ist, wenn man zu so etwas imstande ist.
 
An diesen tragischen Fall ist auch ein ziemlich krasser Film angelehnt "Boy A". Hatte den beim DVD-Abend mit Freunden gesehen. Kaum ein Film hatte nachher für so viel Diskussionen gesorgt.
 
Wundert mich nicht wirklich, dass es jetzt wieder Probleme gibt. Aus gestörten Kindern wird bestimmt nichts besseres erwachsen wenn man diese ins Gefängnis steckt.
 
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