slawen.eu - Kroaten in Europa und kroatische Geschichte
Die Kroaten (kroatisch Hrvati) sind ein südslawisches Volk, das heute hauptsächlich in Kroatien, in Teilen von Bosnien-Herzegowina und im österreichischen Burgenland lebt. Sie gehören der römisch-katholischen Kirche an. Abhängig von der Wirtschaftslage ihrer Heimat, zog es viele Kroaten im Laufe der Zeit auch ins Exil. Kroatische Minderheiten leben heute u.a. in Westeuropa, Amerika und Ozeanien.
Die Ethnogenese der Kroaten ist bis heute nicht abschließend geklärt. Im Zuge einer Völkerwanderung besiedelten im 6./7. Jahrhundert slawische Stämme ihr Gebiet. Eine in Tanais, einer ehemaligen griechischen Kolonialstadt in Russland am unteren Don, gefundene Schrift aus dem 2.Jahrhundert enthält den Namen Horoathos. In den kirchenslawischen Quellen werden Hrvate erwähnt. In Kärnten gibt es im 10.Jahrhundert Kroatengaue.
Interessant ist hier die Namensähnlichkeit mit einem westslawischen Stamm, der bis zum 11.Jahrhundert in Schlesien, der Lausitz und Böhmen erwähnt wird. Diese Chorwaten, die dort gelebt haben, sind in einer Urkunde von 1086 auch als Ghrovati bezeichnet. In der tschechischen Sprache nennt man die Kroaten noch heute Chorvati. Das in Teilen Polens und der heutigen Ukraine lokalisierte Gebiet ist auch das Herkunftsgebiet der Weißen Kroaten. Mehrheitlich hatten diese ihren Ursprung am Pripjet, an der Weichsel und in Galizien. Weiße Kroaten siedelten sich als Teil der slawischen Wanderung ab 610 - 641 in Dalmatien an.
In seinen schriftlichen Aufzeichnungen berichtet Konstantin Porphyrogennetos, dass das Volk der Kroaten im 7.Jahrhundert von dem byzantinischen Kaiser Herakleios aus Weißkroatien nach Dalmatien und Pannonien gerufen wurde, um das Land gegen die Awaren zu verteidigen. Demnach vertrieben sie diese von dort innerhalb weniger Jahre in eine Gegend nordwestlich der Donau. Unter Umständen waren die Kroaten auch als Föderierte vom Byzantinischen Kaiser dort angesiedelt oder wurden zu diesen.
Verschiedentlich trifft man auch auf Ortsbezeichnungen, die hier eine Ähnlichkeit aufweisen. So sind es in Deutschland etwa Chorwete (heute Großkorbetha), Korbetha (Schkopau), in Österreich Chrowat (St.Stefan ob Leoben), Krobathen, in der Slowakei Chorváty und in Griechenland Harvati bei Mykene und auf Kreta.
Vor der Ankunft der Slawen lebten auf dem Gebiet des heutigen Kroatien Illyrer, Kelten, Griechen, Römer und Byzantiner. Außerdem war Kroatien von mächtigen awarischen Stämmen besiedelt. Nachdem sie 558 zu Föderierten des Byzantinischen Reiches geworden waren, drangen sie bis nach Konstantinopel vor und belagerten die Stadt 626 mit Hilfe der persischen Sassaniden. Das war auch der Grund, weshalb sich der byzantinische Kaiser in Bedrängnis sah und Hilfe bei anderen Stämmen ersuchte.
Bis zum Ende des 8.Jahrhunderts herrschten die Awaren noch über Pannonien, das heutige Kärnten, Slowenien und Kroatien und assimilierten sich auch mit der dortigen Bevölkerung. Im Zuge der Ausbreitung von slawischen Stämmen und Bulgaren zogen sich die Awaren aber immer mehr zurück.
Die Herkunft der Awaren wird in Zentralasien vermutet, es könnte sich um ein mongolisches Reitervolk handeln. Da nach anderen Quellen auch eine indoeuropäische Herkunft vermutet wird, ist es wahrscheinlich, dass die Awaren mit der Zeit auch Söldner anderer Stämme aufnahmen. Im Namen Banat verbirgt sich beispielsweise der aus dem Persischen stammende, awarische Fürstentitel Ban.
Wie bei vielen anderen slawischen Völkern, könnten Wurzeln der Kroaten im heutigen Iran liegen. Eine Herkunft kann man bei den Wörtern iran. bogu, slaw. bog (Gott) oder iran. swentu, slaw. swent (heilig) ableiten.
In der Antike wird eine Nation namens "Harahvaiti" erwähnt. Die Bewohner davon hießen Haruavat. Dieses Land lag im Süden des heutigen Afghanistan, Belutschistan und im östlichen Teil des Iran. In diesem Bereich ist laut den Untersuchungen von Wissenschaftlern ein Ursprung der Kroaten zu suchen. Diese glauben, den Namen Kroaten in den Inschriften des römischen König Darius (522 - 486 v.Chr.) entziffert zu haben. Darin sind eine alte persische Provinz und Bewohner beschrieben, genannt Harahvaitai, Harahvatis, Horohoati. Der Römer Ammanius Marcellinus erwähnte die Städte Habroatis und Chroates im antiken Persien. Die Hauptstadt von Kroatien Zagreb ähnelt in ihrer Namensgebung der Bergkette Zagros im Iran. Das Dinarische Massiv auf dem Balkan könnte sich von dem Berg Dinar (Dene) ableiten. Auch das Gebirge der Karpaten weist Ähnlichkeiten mit der Bezeichnung Kroaten auf.