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Von Teherans Armen fest umschlungen
Bald eine richtige Armee? Kämpfer der Hamas im Gaza-Streifen
„Al Qaida ist im Gazastreifen, und ich bin sicher, dass sie sich mit der Hamas verbündet hat“, verkündete Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Anfang März in der in London erscheinenden Zeitung „Al Hayat“. Das hätte eine aufsehenerregende Enthüllung sein können, wenn man Abbas' Versicherung Glauben schenken könnte. Doch auch wer Mahmud Abbas eigentlich für einen ehrenwerten Mann hält, hat gute Gründe, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung wohl zu prüfen.
Dass die Hamas jede Zusammenarbeit mit Al Qaida abstreiten würde, war zu erwarten: Eine solche Koalition könnte selbst dem ohnehin schlechten Ruf einer weltweit geächteten Terrorgruppe noch Schaden zufügen. „Das sind widerliche Lügen“, sagte der ehemalige Außenminister Mahmud al-Zahar dann auch der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Abbas will den Rest der Welt gegen uns aufbringen und schreckt dafür auch vor Lug und Trug nicht zurück.“ Er jedenfalls könne mit hundertprozentiger Sicherheit sagen: „Es gibt keine Al-Qaida-Kämpfer in Gaza!“ Und selbst wenn es sie gäbe, dann nur, weil Abbas sie ins Land geholt habe, um die Hamas zu diskreditieren.
Welche Mächte genau mitmischen, ist schwer zu sagen
In dieser Art beschuldigen die verfeindeten palästinensischen Lager sich immer wieder. Als vor einem Jahr der BBC-Journalist Alan Johnston von einer Gruppe namens „Armee des Islams“ entführt wurde, die sich selbst der Verbindung mit Al Qaida bezichtigte, zeigte die Fatah schnell mit dem Finger Richtung Hamas. Dort beschuldigte man den ehemaligen starken Mann der Fatah in Gaza, Mohammed Dachlan, der geheimen Finanzierung jener Splittergruppe, um der Hamas den verpönten Kontakt zu Bin Ladin anzuhängen.
Welche ausländischen Mächte heute wirklich im Nahost-Konflikt indirekt mitmischen, ist deshalb schwer zu sagen. Israel und die Palästinenser-Behörde haben ein großes Interesse daran, die Hamas international zu diskreditieren, und da ein großer Teil der angeblichen Beweismittel geheim ist, sind viele Anschuldigungen nicht zu überprüfen. So wollte das Büro von Abbas sich auch auf wiederholte Anfrage nicht näher zu der angeblichen Präsenz von Al Qaida im Gazastreifen äußern. Auch die Meldung der regierungsnahen palästinensischen Nachrichtenagentur Maan, etwa 2000 kampfbereite junge Männer seien im Februar über die ägyptische Grenze nach Gaza eingedrungen, sollte man mit Vorsicht aufnehmen. Interessanter ist da schon eine Meldung auf der einschlägigen Website ÔÈßÉ ÇáÅÎáÇÕ ÇáÅÓáÇãíÉ, wo von vier Männern aus Saudi-Arabien berichtet wird, die nach Gaza eingedrungen sein sollen. Sie seien mit Hilfe eines ägyptischen Führers sicher in Gaza angekommen, war dort zu lesen, verbunden mit einer Aufforderung, dem Beispiel zu folgen.
„Isolationistisches und zerstörerisches“ Gedankengut
Al-Zahar winkt müde ab. „Man will uns mit Al Qaida gleichstellen, aber die Gleichung geht nicht auf. Es gibt große Unterschiede in der Weltsicht.“ Tatsächlich hatte schon im Dezember 2001 eine Handvoll prominenter Hamas-Führer in israelischen Gefängnissen ein Dokument verfasst, in dem sie vor der Verbreitung von Ideen in Gaza warnen, „die Al Qaida nahestehen“. Dieses Gedankengut sei „isolationistisch und zerstörerisch“, schrieben die Gefangenen. Der ehemalige Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin-Bet, Ofer Dekel, weist darauf hin, dass die Hamas im Unterschied zu Al Qaida auf eine Kombination von militärischem Druck und politischer Arbeit setze und verstanden habe, dass sie nicht ohne regionale Bündnisse oder gegen die öffentliche Meinung agieren könne.
Ohne namentlich genannt werden zu wollen, gibt auch ein Vertreter des israelischen Militärgeheimdienstes zu, dass es wahrscheinlich keine koordinierten Aktivitäten von Al Qaida im Gazastreifen gibt. „Alle in den vergangenen Monaten im Namen von Al Qaida ausgeführten Angriffe gehen auf das Konto lokaler Splittergruppen, die sich Verbindungen in den internationalen Terrorismus andichten“, sagt er. Und auch wenn einige islamistische Terrorkämpfer über die offene Grenze nach Gaza gelangt sein sollten, mache sich Israel weitaus größere Sorgen über die unabstreitbare Zusammenarbeit zwischen der Hamas und Iran.
Gemeinschaftsschlag von Hamas und Hizbullah?
Das jüngste Zeichen für die zunehmend enge Kooperation sind die gut zwei Dutzend in Iran hergestellten Grad-Raketen, die im vergangenen Monat auf einmal auch die Stadt Aschkalon zum Ziel der Angriffe machten. Der „iranische Einfluss“ bei den jüngsten Kämpfen im Gazastreifen sei eindeutig, sagte ein Offizier des Militärgeheimdienstes jüngst bei einer Sitzung des Verteidigungsausschusses der Knesset. Die Grad-Raketen haben eine für die Israelis beunruhigende Ähnlichkeit mit jenen Katjuscha-Raketen, mit denen die Hizbullah im Libanon-Krieg vor zwei Jahren 42 israelische Zivilisten tötete und mehrere hunderttausend Menschen wochenlang in die Bunker zwang. Kaum etwas macht der israelischen Führung deshalb mehr Angst als die Möglichkeit eines koordinierten Raketenangriffes von Hizbullah und Hamas - den der Militärgeheimdienst für 2008 durchaus für möglich hält.
Auch ein solcher Gemeinschaftsschlag fände natürlich unter der Schirmherrschaft Irans statt, sagt der Geheimdienstmann. Nicht nur das Geld und die Raketen der Hamas seien heute fast ausschließlich iranischen Ursprungs, seit etwa drei Jahren würden auch vermehrt Hamas-Kämpfer in Iran oder zumindest durch Mitglieder der iranischen „Revolutionären Garden“ ausgebildet.
Eine Armee nach dem Vorbild der Hizbullah
Die Hamas streitet diese Aktivitäten nicht ab; sie habe, sagt Mahmud al-Zahar, das Recht, ihre Kämpfer dort auszubilden, wo sie das beste Training bekommen könnten. Ein junger Mann aus der Führungsriege des militärischen Flügels der Hamas, der „Issedine al-Qassam“, wird noch deutlicher. Lächelnd stellt er sich als Abu Mohammed vor. „Ich war selbst in Iran“, sagt er. Im Libanon habe sein militärisches Training begonnen, später sei er auch für einige Monate in Iran gewesen, „in der Nähe der Stadt Schurab“. Neben Kampftechniken seien sie auch in Kriegsstrategie und Waffentechnik unterrichtet worden. „Deshalb können wir jetzt auch die Grad-Raketen zusammenbauen, die in Einzelteilen über die Grenze kommen.“
Insgesamt seien bereits mehr als 400 Kämpfer im Ausland ausgebildet worden. „Wir sind das Fundament, auf dem die ,Islamische Armee Palästinas' aufgebaut werden wird“, sagt Abu Mohammed. Denn die Gründung einer richtigen Armee sei das Ziel der heutigen Bemühungen: „In ein, zwei Jahren werden wir eine Armee haben, die wir genau nach dem Vorbild der siegreichen Hizbullah bilden.“ Man baue sogar das Tunnelsystem nach, das der Hizbullah im südlichen Libanon bei den Angriffen auf Israel sehr geholfen habe. „Wer jetzt für die Ausbildung im Ausland ausgewählt wird, wird später zum Offizier ernannt werden“, sagt Abu Mohammed. Gibt es auch im Gazastreifen iranische Ausbilder, wie immer wieder behauptet wurde? Abu Mohammed lächelt wieder. „Eigentlich nicht“, sagt er dann und stockt plötzlich, als habe er sich auf die Zunge gebissen. Mehr will der gerade noch so gesprächige junge Mann nicht mehr sagen.
Hat Iran einen Masterplan?
Es gibt sicher natürlichere Allianzen als die Kooperation zwischen schiitischem Iran und sunnitischer Hamas. Es gibt allerdings auch andere Beispiele dafür, dass Teheran konfessionelle Differenzen zugunsten von pragmatischen Erwägungen hintanstellt. So häufen sich die Hinweise, dass Iran im Irak sowohl sunnitische wie auch schiitische Terrorgruppen unterstützt - selbst wenn diese sich gegenseitig bekämpfen.
Der israelische Geheimdienst vermutet hinter dem neuen interkonfessionellen Pragmatismus des Regimes in Teheran einen Masterplan, der Iran langsam zu einer regionalen Vormachtstellung verhelfen soll. Iran sammele zunächst Verbündete, mache sie von sich abhängig und manipuliere sie dann nach Lust und Laune für seine Zwecke. Syrien sei so vom gleichwertigen Verbündeten in den vergangenen Jahren in eine zunehmende Abhängigkeit von Teheran gedrängt worden. Im Libanon trage Iran mit der massiven Unterstützung der Hizbullah das Seine zur andauernden Instabilität des Landes bei, in Afghanistan stütze es noch immer die Taliban. Und während Iran sein Ziel ebenso geradlinig wie geschickt taktierend verfolge, seien die Amerikaner damit gescheitert, einen Block gemäßigter sunnitischer Staaten als Gegenkraft aufzubauen. „Teheran umarmt derzeit die sunnitische Welt“, sagt der Geheimdienstmann.
So sah Saudi-Arabien sich genötigt, die Pilgerreise des iranischen Staatsoberhauptes Ahmadineschad nach Mekka zuzulassen, und der Ministerpräsident des Iraks, Nuri al-Maliki, ignorierte den Wunsch der Vereinigten Staaten und empfing Ahmadineschad in Bagdad. Auch zu einer Konferenz nach Qatar wurde Iran jüngst eingeladen. Thema war die Sicherheit in der Golf-Region. Israel war selbstverständlich nicht mit von der Partie.
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Bald eine richtige Armee? Kämpfer der Hamas im Gaza-Streifen
„Al Qaida ist im Gazastreifen, und ich bin sicher, dass sie sich mit der Hamas verbündet hat“, verkündete Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Anfang März in der in London erscheinenden Zeitung „Al Hayat“. Das hätte eine aufsehenerregende Enthüllung sein können, wenn man Abbas' Versicherung Glauben schenken könnte. Doch auch wer Mahmud Abbas eigentlich für einen ehrenwerten Mann hält, hat gute Gründe, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung wohl zu prüfen.
Dass die Hamas jede Zusammenarbeit mit Al Qaida abstreiten würde, war zu erwarten: Eine solche Koalition könnte selbst dem ohnehin schlechten Ruf einer weltweit geächteten Terrorgruppe noch Schaden zufügen. „Das sind widerliche Lügen“, sagte der ehemalige Außenminister Mahmud al-Zahar dann auch der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Abbas will den Rest der Welt gegen uns aufbringen und schreckt dafür auch vor Lug und Trug nicht zurück.“ Er jedenfalls könne mit hundertprozentiger Sicherheit sagen: „Es gibt keine Al-Qaida-Kämpfer in Gaza!“ Und selbst wenn es sie gäbe, dann nur, weil Abbas sie ins Land geholt habe, um die Hamas zu diskreditieren.
Welche Mächte genau mitmischen, ist schwer zu sagen
In dieser Art beschuldigen die verfeindeten palästinensischen Lager sich immer wieder. Als vor einem Jahr der BBC-Journalist Alan Johnston von einer Gruppe namens „Armee des Islams“ entführt wurde, die sich selbst der Verbindung mit Al Qaida bezichtigte, zeigte die Fatah schnell mit dem Finger Richtung Hamas. Dort beschuldigte man den ehemaligen starken Mann der Fatah in Gaza, Mohammed Dachlan, der geheimen Finanzierung jener Splittergruppe, um der Hamas den verpönten Kontakt zu Bin Ladin anzuhängen.
Welche ausländischen Mächte heute wirklich im Nahost-Konflikt indirekt mitmischen, ist deshalb schwer zu sagen. Israel und die Palästinenser-Behörde haben ein großes Interesse daran, die Hamas international zu diskreditieren, und da ein großer Teil der angeblichen Beweismittel geheim ist, sind viele Anschuldigungen nicht zu überprüfen. So wollte das Büro von Abbas sich auch auf wiederholte Anfrage nicht näher zu der angeblichen Präsenz von Al Qaida im Gazastreifen äußern. Auch die Meldung der regierungsnahen palästinensischen Nachrichtenagentur Maan, etwa 2000 kampfbereite junge Männer seien im Februar über die ägyptische Grenze nach Gaza eingedrungen, sollte man mit Vorsicht aufnehmen. Interessanter ist da schon eine Meldung auf der einschlägigen Website ÔÈßÉ ÇáÅÎáÇÕ ÇáÅÓáÇãíÉ, wo von vier Männern aus Saudi-Arabien berichtet wird, die nach Gaza eingedrungen sein sollen. Sie seien mit Hilfe eines ägyptischen Führers sicher in Gaza angekommen, war dort zu lesen, verbunden mit einer Aufforderung, dem Beispiel zu folgen.
„Isolationistisches und zerstörerisches“ Gedankengut
Al-Zahar winkt müde ab. „Man will uns mit Al Qaida gleichstellen, aber die Gleichung geht nicht auf. Es gibt große Unterschiede in der Weltsicht.“ Tatsächlich hatte schon im Dezember 2001 eine Handvoll prominenter Hamas-Führer in israelischen Gefängnissen ein Dokument verfasst, in dem sie vor der Verbreitung von Ideen in Gaza warnen, „die Al Qaida nahestehen“. Dieses Gedankengut sei „isolationistisch und zerstörerisch“, schrieben die Gefangenen. Der ehemalige Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin-Bet, Ofer Dekel, weist darauf hin, dass die Hamas im Unterschied zu Al Qaida auf eine Kombination von militärischem Druck und politischer Arbeit setze und verstanden habe, dass sie nicht ohne regionale Bündnisse oder gegen die öffentliche Meinung agieren könne.
Ohne namentlich genannt werden zu wollen, gibt auch ein Vertreter des israelischen Militärgeheimdienstes zu, dass es wahrscheinlich keine koordinierten Aktivitäten von Al Qaida im Gazastreifen gibt. „Alle in den vergangenen Monaten im Namen von Al Qaida ausgeführten Angriffe gehen auf das Konto lokaler Splittergruppen, die sich Verbindungen in den internationalen Terrorismus andichten“, sagt er. Und auch wenn einige islamistische Terrorkämpfer über die offene Grenze nach Gaza gelangt sein sollten, mache sich Israel weitaus größere Sorgen über die unabstreitbare Zusammenarbeit zwischen der Hamas und Iran.
Gemeinschaftsschlag von Hamas und Hizbullah?
Das jüngste Zeichen für die zunehmend enge Kooperation sind die gut zwei Dutzend in Iran hergestellten Grad-Raketen, die im vergangenen Monat auf einmal auch die Stadt Aschkalon zum Ziel der Angriffe machten. Der „iranische Einfluss“ bei den jüngsten Kämpfen im Gazastreifen sei eindeutig, sagte ein Offizier des Militärgeheimdienstes jüngst bei einer Sitzung des Verteidigungsausschusses der Knesset. Die Grad-Raketen haben eine für die Israelis beunruhigende Ähnlichkeit mit jenen Katjuscha-Raketen, mit denen die Hizbullah im Libanon-Krieg vor zwei Jahren 42 israelische Zivilisten tötete und mehrere hunderttausend Menschen wochenlang in die Bunker zwang. Kaum etwas macht der israelischen Führung deshalb mehr Angst als die Möglichkeit eines koordinierten Raketenangriffes von Hizbullah und Hamas - den der Militärgeheimdienst für 2008 durchaus für möglich hält.
Auch ein solcher Gemeinschaftsschlag fände natürlich unter der Schirmherrschaft Irans statt, sagt der Geheimdienstmann. Nicht nur das Geld und die Raketen der Hamas seien heute fast ausschließlich iranischen Ursprungs, seit etwa drei Jahren würden auch vermehrt Hamas-Kämpfer in Iran oder zumindest durch Mitglieder der iranischen „Revolutionären Garden“ ausgebildet.
Eine Armee nach dem Vorbild der Hizbullah
Die Hamas streitet diese Aktivitäten nicht ab; sie habe, sagt Mahmud al-Zahar, das Recht, ihre Kämpfer dort auszubilden, wo sie das beste Training bekommen könnten. Ein junger Mann aus der Führungsriege des militärischen Flügels der Hamas, der „Issedine al-Qassam“, wird noch deutlicher. Lächelnd stellt er sich als Abu Mohammed vor. „Ich war selbst in Iran“, sagt er. Im Libanon habe sein militärisches Training begonnen, später sei er auch für einige Monate in Iran gewesen, „in der Nähe der Stadt Schurab“. Neben Kampftechniken seien sie auch in Kriegsstrategie und Waffentechnik unterrichtet worden. „Deshalb können wir jetzt auch die Grad-Raketen zusammenbauen, die in Einzelteilen über die Grenze kommen.“
Insgesamt seien bereits mehr als 400 Kämpfer im Ausland ausgebildet worden. „Wir sind das Fundament, auf dem die ,Islamische Armee Palästinas' aufgebaut werden wird“, sagt Abu Mohammed. Denn die Gründung einer richtigen Armee sei das Ziel der heutigen Bemühungen: „In ein, zwei Jahren werden wir eine Armee haben, die wir genau nach dem Vorbild der siegreichen Hizbullah bilden.“ Man baue sogar das Tunnelsystem nach, das der Hizbullah im südlichen Libanon bei den Angriffen auf Israel sehr geholfen habe. „Wer jetzt für die Ausbildung im Ausland ausgewählt wird, wird später zum Offizier ernannt werden“, sagt Abu Mohammed. Gibt es auch im Gazastreifen iranische Ausbilder, wie immer wieder behauptet wurde? Abu Mohammed lächelt wieder. „Eigentlich nicht“, sagt er dann und stockt plötzlich, als habe er sich auf die Zunge gebissen. Mehr will der gerade noch so gesprächige junge Mann nicht mehr sagen.
Hat Iran einen Masterplan?
Es gibt sicher natürlichere Allianzen als die Kooperation zwischen schiitischem Iran und sunnitischer Hamas. Es gibt allerdings auch andere Beispiele dafür, dass Teheran konfessionelle Differenzen zugunsten von pragmatischen Erwägungen hintanstellt. So häufen sich die Hinweise, dass Iran im Irak sowohl sunnitische wie auch schiitische Terrorgruppen unterstützt - selbst wenn diese sich gegenseitig bekämpfen.
Der israelische Geheimdienst vermutet hinter dem neuen interkonfessionellen Pragmatismus des Regimes in Teheran einen Masterplan, der Iran langsam zu einer regionalen Vormachtstellung verhelfen soll. Iran sammele zunächst Verbündete, mache sie von sich abhängig und manipuliere sie dann nach Lust und Laune für seine Zwecke. Syrien sei so vom gleichwertigen Verbündeten in den vergangenen Jahren in eine zunehmende Abhängigkeit von Teheran gedrängt worden. Im Libanon trage Iran mit der massiven Unterstützung der Hizbullah das Seine zur andauernden Instabilität des Landes bei, in Afghanistan stütze es noch immer die Taliban. Und während Iran sein Ziel ebenso geradlinig wie geschickt taktierend verfolge, seien die Amerikaner damit gescheitert, einen Block gemäßigter sunnitischer Staaten als Gegenkraft aufzubauen. „Teheran umarmt derzeit die sunnitische Welt“, sagt der Geheimdienstmann.
So sah Saudi-Arabien sich genötigt, die Pilgerreise des iranischen Staatsoberhauptes Ahmadineschad nach Mekka zuzulassen, und der Ministerpräsident des Iraks, Nuri al-Maliki, ignorierte den Wunsch der Vereinigten Staaten und empfing Ahmadineschad in Bagdad. Auch zu einer Konferenz nach Qatar wurde Iran jüngst eingeladen. Thema war die Sicherheit in der Golf-Region. Israel war selbstverständlich nicht mit von der Partie.
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