Teheran schaltet sich in die Debatte um den israelischen Luftschlag in Syrien ein - und kritisiert die Aktion mit scharfen Worten. Israel wolle keine Stabilität in der Region, habe die territoriale Integrität des Nachbarlandes verletzt.
Teheran/Beirut/Moskau - Dass
Iran die israelische Attacke auf syrischem Boden unkommentiert lassen würde, war wohl kaum zu erwarten. Nun hat sich das Regime in Teheran tatsächlich mit scharfer Kritik am Erzfeind gemeldet. "Dieser Akt ist eine klare Verletzung der territorialen Integrität Syriens und beweist erneut, dass die Zionisten (Israel) und der Westen keine Stabilität und Sicherheit in Syrien wollen", sagte Außenminister Ali Akbar Salehi nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders IRIB am Donnerstag. Der Angriff beweise weiterhin, dass die "Terroristen" in Syrien die gleichen Ziele verfolgten wie
Israel.
Kampfjets der israelischen Armee haben laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters
an der Grenze zwischen Syrien und dem Libanon eine Fahrzeugkolonne angegriffen.
Die genauen Umstände der Attacke sind noch immer nicht restlos geklärt. Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen fehlen nach eigenen Angaben gesicherte Angabe über einen israelischen Angriff auf syrisches Staatsgebiet. "Ich habe keine detaillierten Informationen über den jüngsten Zwischenfall", sagte er am Donnerstag in Brüssel. "Und wir haben keine Hinweise auf solche Aktivitäten in der Gegend, die für den Einsatz unserer "Patriot"-Raketen von Bedeutung sind. Die Nato-Mitglieder USA, Deutschland und Niederlande haben auf türkischem Gebiet in der Nähe zu Syrien "Patriot"-Flugabwehrraketen stationiert.
Nach inoffiziellen Informationen aus Syrien galt der israelische Angriff einem Forschungszentrum der Armee im Umland von Damaskus. Die Website All4Syria, die der Opposition nahesteht, schrieb unter Berufung auf Augenzeugen, das Zentrum in Dschamraja im Nordosten von Damaskus sei am Mittwochmorgen von neun "Granaten" getroffen worden.
Als der Angriff begann, habe ein Offizier besorgten Anwohnern allerdings erklärt, die syrische Luftwaffe mache Jagd auf Rebellen. Diese beabsichtigten, das Zentrum anzugreifen, weil sie dort Angehörige der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah vermuteten.
Die weitgehend regimetreue Website syriatruth bezeichnete ebenfalls das Zentrum in Dschamraja als Ziel des israelischen Luftangriffs. Sie wies jedoch gleichzeitig darauf hin, dass ein führender Mitarbeiter des Zentrums namens Mohammed Ali al-Sajid Ali im vergangenen März unter Verdacht der Spionage für die Rebellen verhaftet worden war. Die Behörden seien Hinweisen, wonach auch weitere Mitarbeiter für die Freie Syrische Armee (FSA) Informationen gesammelt haben sollen, jedoch nicht nachgegangen.
Die russische Regierung reagierte
"sehr besorgt" auf den Luftangriff. Wenn sich die Berichte über Attacken der Kampfjets bestätigten, "haben wir es mit nicht-provozierten Angriffen auf Ziele in einem souveränen Staat zu tun", erklärte das Außenministerium in Moskau. Dies wäre eine Verstoß gegen die Uno-Charta und "nicht akzeptabel". Mit noch schärferen Worten verurteilte die Arabische Liga den Angriff. Generalsekretär Nabil al-Arabi erklärte, mit diesem "brutalen Akt auf syrischem Territorium" missachte Israel erneut die Souveränität eines arabischen Staates. Dies sei ein klarer Verstoß gegen internationales Recht.
Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle sagte lediglich, Berlin habe zu dem Thema "keine gesicherten Erkenntnisse" und wolle sich daher vorläufig nicht äußern.