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Janitscharen

Die Janitscharen

Die Janitscharen (Einzahl der Janitschar, türkisch Yeniçeri, „neue Truppe“) waren im Osmanischen Reich die Elitetruppen der Infanterie. Sie stellten auch die Leibwache des Sultans und erreichten oft höchste Positionen im osmanischen Staatswesen. Die Truppen haben ihren Ursprung im 14. Jahrhundert und wurden 1826 aufgelöst.


Ursprung

Das Janitscharen-Korps wurde von Bei Murad I. im aufkommenden Osmanischen Reich des Jahres 1330 gegründet. Es wurde anfänglich nach dem Vorbild der Mamelucken gebildet, überwiegend aus Türken, in geringerem Maße aus christlichen, jedoch auch aus christlichen Jugendlichen aus dem Kaukasus und dem Balkan, die als junge Kinder verschleppt und zum Islam konvertiert wurden.

Ein weiteres Vorbild für Murad könnte die Futuwa-Gruppen gewesen sein. Die Janitscharen wurden die erste stehende Armee des Osmanischen Reiches und ersetzten die aus Stammeskriegern zusammengesetzen Truppen, deren Loyalität und Moral man nicht vertrauen konnte.


Ausbildung und Lebensweise
Janitscharen

Die ersten Janitscharen-Einheiten umfassten noch Kriegsgefangene und Sklaven. Ab 1438 wurden sie systematisch durch die so genannte Knabenlese rekrutiert, bei der, hauptsächlich aus dem Balkan, vor allem aus Serbien und Bosnien, stammende Jungen ausgewählt und als Sklaven zur Erziehung und Ausbildung in das Osmanische Reich gebracht wurden. Üblicherweise wurde jeder 40. Junge im Alter zwischen 7 und 14 ausgewählt, die Anzahl wurde aber je nach Bedarf geändert. In späteren Jahrhunderten wurden neben Serben auch Albaner, Rumänen und Bulgaren bevorzugt, danach aber auch Griechen und Ungarn.

Janitscharen wurden unter strikter Disziplin und harter Arbeit in acemi-oglan-Schulen ausgebildet, wo sie dem Zölibat unterworfen waren und islamisiert wurden. Im Gegensatz zu freien Moslems durften sie nur einen Schnurrbart und keinen echten Bart tragen. Die Janitscharen gehörten als Armee dem Sultan und wurden so erzogen, dass sie das Korps als ihre Heimat und Familie und den Sultan als ihren Vater anerkannten. Nur diejenigen, die sich als stark genug herausstellten, verdienten sich den Rang eines echten Janitscharen im Alter von 24 bis 25 Jahren. Das Eigentum von gestorbenen Mitgliedern ging auf das Regiment über.

Religiös orientierten sich die Janitscharen an den Lehren des Mystikers Hadschi Bektaş, der im 14. Jahrhundert die ersten Truppen gesegnet hatte, und an dem nach ihm benannten Orden der Bektaşi-Derwische (persisch darwiš bedeutet Bettler; siehe auch Sufismus). Die spezielle weiße Kopfbedeckung der Janitscharen (die "Kece") symbolisiert den Ärmel des Hadschi Bektaş und zeigt die Verbundenheit zu dessen Lehren. Darin und in ihrem abgeschiedenen Leben in Kasernen ähnelten sie den christlichen Ritterorden wie dem Johanniterorden von Rhodos.

Trotz ihres rechtlichen Sklavenstatus erhielten die Janitscharen Sold, der vor allem aus symbolischem Wert direkt aus der Kasse des Herrschers stammte.


Das Janitscharen-Korps

Die volle Stärke der Janitscharen-Truppe stieg von ungefähr 100 bis auf mehr als 200.000. Das Korps wurde in Kompanien (orta) mit 200 - 400 Männern organisiert. Süleyman der Prächtige hatte 165 Ortas, später stieg die Anzahl auf 196. Der Sultan hatte das Oberkommando, geführt und organisiert wurde das Korps aber vom Ağa. Das Korps war in drei Divisionen (viz) unterteilt, den jemaat (Grenztruppen) mit 101 Ortas, den bölüks (Leibgarde) mit 61 Ortas und den sekban oder seirnen mit 34 Ortas. Zusätzlich gab es 34 Ortas mit acemi (Auszubildende). Ursprünglich konnten die Janitscharen nur innerhalb ihrer Orta aufsteigen, und konnten ihre Einheit nur verlassen, indem sie das Kommando einer anderen annahmen. Sie durften nur von ihren eigenen Vorgesetzten bestraft werden. Die Namen ihrer Ränge entsprachen denen des Küchenpersonals und der Begleiter des Sultans auf der Jagd.

In den ersten Jahrhunderten waren die Janitscharen exzellente Bogenschützen, sie benutzten aber Feuerwaffen, sobald sie verfügbar waren. Im Nahkampf verwendeten sie Beile, Säbel und Jatagane.

Das Osmanische Reich setzte die Janitscharen in allen größeren Feldzügen ein, so bei der Eroberung von Konstantinopel 1453, dem Sieg über die ägyptischen Mamelucken und den Kriegen in Österreich. Dabei erwarben sie sich bald den Ruf, außerordentlich grausam gegen ihre Feinde zu sein. Die Janitscharentruppen wurden immer vom Sultan selbst in die Schlacht geführt und bekamen einen Anteil an der Beute.


Verfall und Revolten

Die Janitscharen wurden sich allmählich ihrer Wichtigkeit bewusst. Im Jahr 1449 rebellierten sie das erste Mal und verlangten eine bessere Bezahlung, die sie auch bekamen. Nach 1451 musste jeder neue Sultan allen Janitscharen eine Belohnung geben und ihren Lohn verbessern. Sultan Selim II. gab ihnen 1566 die Erlaubnis zu heiraten. Immer mehr muslimische türkische Familien brachten ihre eigenen Söhne in den Truppen unter, da diese ein hohes Ansehen genossen. 1683 konnte die Knabenlese abgeschafft werden.

Damit ging aber auch eine Änderung des Selbstbewusstseins der Janitscharen einher. Waren sie anfänglich dem Sultan gegenüber gehorsam und loyal, konnten sie nun selbst wesentlichen Einfluss auf die Regierung ausüben. Sie meuterten, diktierten die Politik und verhinderten Bemühungen, die Struktur der Armee zu modernisieren. Durch Staatsstreiche ersetzten sie unliebsame Sultane durch andere. Sie machten sich selbst zu Landbesitzern und Geschäftsleuten. Die Söhne von Truppenangehörigen mussten nicht mehr obligatorisch die harte Ausbildung in den acemi oglan durchlaufen.

Als die Janitscharen praktisch Geld vom Sultan erpressen konnten und das Geschäfts- und Familienleben die Hingabe an den Kriegsdienst ersetzte, nahm auch ihre Wirksamkeit als Kampftruppe ab. Die Nordgrenze des Reichs verschob sich nach der 2. Schlacht von Wien 1683 immer mehr nach Süden. Die Janitscharen widersetzten sich allen Ansätzen, die Armee zu reformieren und ermordeten 1622 Sultan Osman II., als er plante, sie zu ersetzen. 1807 revoltierten sie und setzten Selim III. ab, der mit Hilfe von europäischen Ausbildern die Armee zu modernisieren versuchte. Bevor seine Anhänger die Macht wieder an sich ziehen konnten, ließ ihn Mustafa IV. töten und setzte 1808 Mahmud II. auf den Thron. Wiederum drohten die Janitscharen, Mahmud zu verdrängen, der gehorchte und Mustafa hinrichten ließ. Er brauchte ein Jahrzehnt, um seine Position zu festigen.

Im April 1810 setzten die Janitscharen in Galata 2000 Häuser in Brand, und im Frühjahr 1811 waren zwei Regimenter in ein Gefecht in Istanbul verwickelt. 1826 waren sie an der Niederschlagung von Aufständen in Griechenland beteiligt.
 
Karlsruher Türkenbeute :: Die Ausrüstung der osmanischen Armee :: Print

Die "Uniform" der Janitscharen
Zur "Uniform" der Janitscharen gehörte vor allem die typische Kopfbedeckung, die "keçe" (osm.-türk. Filz), eine hohe Filzhaube mit langem Nackenbehang (yatırma). Sie wurde von niederen Offiziersrängen und einfachen Soldaten, meist bei Paraden oder festlichen Anlässen getragen. Möglicherweise erfüllte sie aber auch eine gewisse Schutzfunktion, da das Material durch eine Sonderbehandlung hart und widerstandsfähig wurde. Die Vorderseite der Haube schmückte eine metallene Hülse, in die allerlei Zierrat, z.B. Straußen- oder Reiherfedern, eingesteckt werden konnte. Die bei Paraden und Umzügen an der "keçe" befestigten Aufsätze nahmen geradezu bizarre Ausmaße und Formen an, zeigten Schiffe, Windmühlen und vieles mehr.

Die Janitscharen trugen bevorzugt Beinkleider (şalvar) aus blauem Stoff, die am Oberschenkel weit geschnitten waren, unter den Knien hingegen eng anlagen. Das halblange Oberkleid (dolama) wurde gegürtet und seine unteren Enden oft um der besseren Beweglichkeit willen in den Gürtel hochgesteckt. Auch hier wurden Blautöne bevorzugt, man trug aber auch andere Farben. Eine Art Cape oder Umhang sowie Lederstiefel vervollständigten die Gewandung.

Zur Galauniform der Generalmajore der Janitscharen (aşçı başı) gehörten ebenfalls die "keçe" und die blauen Hosen. Ergänzt wurde die Garnitur durch ein Untergewand (kontoş) mit engen Ärmeln und einem breiten Gürtel bzw. Waffenkuppel, an der man Säbel oder andere Waffen aufhing, sowie durch ein ärmelloses reich besticktes Übergewand (dalmatika). Die Zeremonialkleidung wies zudem seltsame, vor dem Unterleib getragenen Gehänge aus Metallplatten und -ketten auf. Die höchsten Kommandeure des Janitscharencorps (çorbacı) kennzeichnete der Helm der "solak"-Garden.

Den Janitscharen war es nicht erlaubt, einen Voll- oder Backenbart zu tragen, dies war nur Freigelassenen gestattet; als Staatssklaven (kul) durften sie sich lediglich einen Schnurrbart wachsen lassen.

Die Bewaffnung der Janitscharen
Die Bewaffnung der Janitscharen konnte variieren und bestand aus Säbel, Streitaxt, Dolch und, ab dem 16.-17. Jh., aus Pistole oder Gewehr. Ihre charakteristische Waffe war, vor allem im 17.-18. Jh., der Yatağan, eine Hieb- und Stichwaffe von 60 cm Länge. Sie besaß eine eigentümliche, einschneidige Klinge mit zweifacher Krümmung. Leicht konkav, war sie so geschliffen, dass sie sich zur Spitze hin verbreiterte. Dadurch erhielt der Hieb eine größere Wucht. Die Janitscharen sollen es verstanden haben, den Gegnern mit einem Schlag den Kopf abzutrennen, weshalb die Yatağane bei den Europäern als „Kopfabschneider“ gefürchtet waren. Einzeln oder paarweise wurden sie über Kreuz in den Gürtel eingesteckt.
 
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