Ich merk schon du verteidigst das hartnäckig. Aber hier geht's schon los: es waren nicht nur die anderen Republiken, die die Gleichschaltung des Kosovo und der Vojvodina hätten verhindern sollen aber nicht konnten. (Zumal die Slowenen und nach der Wahl von Tudjman auch die Kroaten ja mehr Interesse an ihrer eigenen Unabhängigkeit hatten). Sondern es waren v.a. die Leute in der serbischen Politik selber, die mit großer Mehrheit in einer Kampfabstimmung gegen Stambolic und für Milosevic votierten. D.h. der Glaube an Bratstvo i Jedinstvo war nicht mal bei der zweiten Garde der sozialistischen Politiker ausreichend verankert. Du wärst in dieser Runde auf verlassenem Terrain gewesen. Und das waren alles mal Anhänger Titos!
Das ist genau der Punkt, auch wenn du das vielleicht albern findest. In Südafrika bspw. hat es diese Kommission gegeben, wo die Verbrechen des Apartheitregimes aufgearbeitet wurden. Ohne Verurteilung. Nur um des Aufarbeitens willen. Und auch wenn das da aktuell wieder schwieriger wird, die ganzen Jahre haben die Wunden der Vergangenheit nicht zu nennenswerter Gewalt unter den Volksgruppen geführt, obwohl große Teile bitterarm sind.
Als Deutscher sieht man das Prinzip ganz gut, weil der Nationalismus nach dem 1. WK nie thematisiert wurde und uns bzw. Europa von 33-45 dann voll in die Scheisse geritten hat. Die Aufklärung, die man seit dem 2. WK in den Schulen im Unterricht macht führt immerhin dazu, dass der Bodensatz an Nationalisten (Und dazu zähle ich nicht die gesamte AfD), nie richtig erfolgreich wurde. Dabei sind Deutsche per se sicherlich nicht bessere Menschen geworden. K.A. ob das für immer hält. Aber der Ansatz Titos: "wir haben uns alle lieb und wer was anderes behauptet bekommt Besuch von meinen Jungs" hat ohne seine strenge Aufsicht nicht sehr lange funktioniert.
Min erster Linie geht es mir um den Irrtum, dass die Jugos damals massenhaft eigentlich noch Ujos oder cetniks waren. Die Wahrheit ist, dass die cetniks fast nur in hr und BiH waren, in Serbien spielten sie Dinger wie keine Rolle und auch der Zuspruch der Ustasa war damals weitaus geringer, als das die 90er vermuten ließen. Klar waren die Anleihen aus 41 aber nur durch die Propaganda, denn im Gegensatz zu Deutschland, hätten die Verbrecher aus dem WK2 keine Macht mehr und wurden entweder Bauern oder wanderten aus. Ohne Diaspora hätte auch Hr im Krieg keine Chance gehabt (inkl. Hercegovci).
Tito hätte auch nie einen „wir haben uns alle lieb“Ansatz. Er war es, der dafür sorgte, dass es nicht nur Jugoslawen, sondern, Serben, Kroaten etc gab. Und er selber war auch nicht als Jugoslawe registriert, sondern als Kroate. Wenn’s irgendwo krachte, sprach er ein Machtwort, siehe Kosova, Vojvodina, Muslimen etc.
Zur Wahl Tudjmans: die hätte kaum ohne Unterstutzng Slobod und der Geheimdienste funktioniert. Racan lag vorne, dann ging es in der Krajina ab und Tudjman bekam seine Rolle. Racan wurde später dann doch noch Regierungschef. Er war übrigens einer der Profiteure des kroatischen Frühlings. In Serbien wurde nicht so aufgeräumt, deswegen hätten die noch die am Drücker, die noch Rechnungen mit Tito offen hatten, wegen Kosova etc.
das waren alles politische Spielchen der Elite. Zu Feinden wurden die meisten erst mit den ersten Gefechten und durch die Propaganda und waren trotzdem kritischer als heute zb bei der rvatischen Aggression auf BiH. Nachdem offiziell Frieden war, fiel dann auch kein einziger Schuss, keine Racheakte, was sehr untypisch für Kriege ist
PS: Aufklärung, die den Namen verdient gab es in D erst in den 80ern, als die meisten Altnazis längst aus den Ämtern waren. Wirklich früh vorbildlich war die neue Beziehung zu Frankreich
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