Es hat nur neun Jahre gedauert bis Titos Nachfolge-System zusammenbrach. In der BBC Doku "death of yugoslavia" sieht man die Szene, wie der damalige Vorsitzende der Jugo Präsidentschaft Raif Dizdarevic verzweifelt vor hunderttausenden gröhlenden Demonstranten in Belgrad versucht, Bratstvo i Jedinstvo zu verteidigen. Aber die Menge schreit Slobo, Slobo. Und "verhaftet Azem Vllasi", den Parteichef im Kosovo.Solange der angebliche Hass verboten war, gab es ja keinen Stress. Man vergisst gerne, dass Jugoslawien in der liberalsten und offensten Zeit auseinander gefallen ist. Bis zum Ende der 80er gab es überhaupt keinen Stress unter den Leuten, im Gegenteil, es war wohl das entspannteste Jahrzehnt, trotz der üblen Hetze und Propaganda gegen Ende. Gefährlich wurde es erst mit den ersten Toten. Von der erstbesten Gelegenheit kann ja wohl keine Rede sein.
Man kann von Tito halten, was man will aber er hat es halt geschafft den Leuten einen souveränen Staat zu geben und damit auch eine der längsten Friedensperioden. Kroaten, Serben, Bosniaken, Slowenen, Montes, Albaner, Mazes, Roma, Goranen, Klingonen und Jedis hatten noch nie so friedlich zusammen gelebt. Auch wenn es danach einen Krieg gab, gab es davor immerhin eine Gemeinsamkeit, die man zuvor nie hatte.
Es hat nur neun Jahre gedauert bis Titos Nachfolge-System zusammenbrach. In der BBC Doku "death of yugoslavia" sieht man die Szene, wie der damalige Vorsitzende der Jugo Präsidentschaft Raif Dizdarevic verzweifelt vor hunderttausenden gröhlenden Demonstranten in Belgrad versucht, Bratstvo i Jedinstvo zu verteidigen. Aber die Menge schreit Slobo, Slobo. Und "verhaftet Adem Vlasi", den Parteichef im Kosovo.
Die Szene symbolisiert, wie machtlos Titos Kampfgenossen ohne ihn in Wahrheit waren. Es war viel zu leicht für Milosevic, die alte Garde auszuschalten (auch seinen Chef, den Präsidenten der SR Srbija. Der noch versucht hat, ihm ins Gewissen zu reden, obwohl er selber nicht ganz sauber in der Hinsicht war.). Und wie leicht sich die Lügengeschichten verbreiten liessen. Ist in der Doku schön zu sehen, wie der Serbenchef in Pristina lachend erzählt, wie man alle reingelegt hat und die albanischen Polizisten zum Sündenbock gemacht hat mit einem vorbereiteten Hinterhalt.
Das erschreckendste an dem ganzen sind die Massen da in Belgrad, die offenbar ohne mit der Wimper zu zucken bereit waren, für vermeintlichen Nationalstolz alles alte über Board zu schmeissen. Das zeigt doch, dass man sich in Yu nicht wirklich um Aufklärung gekümmert hat, was den Krieg und die Zeit davor anging. Ja man lebte in Frieden miteinander, aber warum? Weil man im innersten davon überzeugt war? Oder weil es sonst schnell Ärger gegeben hätte?
Das kann alles sein. Aber der eine Vorwurf wird mMn immer bleiben: er war vom Denken her ein Kommunist / Sozialist und glaubte an die "Diktatur des Proletariats" wie es Lenin vorgemacht hat. D.h. wenn das Volk noch nicht von alleine bereit für den Kommunismus ist, dann kann man mit Gewalt nachhelfen und es dazu zwingen. Und wenn der Kommunismus erstmal Fuss fasst, wird auch jeder Nationalismus von selber absterben, weil er nur im Kapitalismus entstehen und überleben kann.
Aber das ist natürlich nicht passiert. Die ganze Scheisse bis '45 schlummerte irgendwo in den Köpfen und es war viel zu leicht für die Demagogen, das wieder zu aktivieren.
Aber das ist natürlich nicht passiert. Die ganze Scheisse bis '45 schlummerte irgendwo in den Köpfen und es war viel zu leicht für die Demagogen, das wieder zu aktivieren.
Ich merk schon du verteidigst das hartnäckig. Aber hier geht's schon los: es waren nicht nur die anderen Republiken, die die Gleichschaltung des Kosovo und der Vojvodina hätten verhindern sollen aber nicht konnten. (Zumal die Slowenen und nach der Wahl von Tudjman auch die Kroaten ja mehr Interesse an ihrer eigenen Unabhängigkeit hatten). Sondern es waren v.a. die Leute in der serbischen Politik selber, die mit großer Mehrheit in einer Kampfabstimmung gegen Stambolic und für Milosevic votierten. D.h. der Glaube an Bratstvo i Jedinstvo war nicht mal bei der zweiten Garde der sozialistischen Politiker ausreichend verankert. Du wärst in dieser Runde auf verlassenem Terrain gewesen. Und das waren alles mal Anhänger Titos!Die Nachfolgeregelung war ja im Prinzip gut geregelt aber wenn du im Geheimdienst, der Polizei, den Medien und der Politik solche Leute über Jahre aufgebaut hast, kann man es eben machen, wie Slobo es tat, er trat ja als Heilsbringer auf und wurde auch vom Ausland unterstützt. Das Problem war, dass die anderen dem nichts entgegensetzten, außer den Austritt aus YU, aber was hätte man auch gegen die serbische Übermacht tun können. Da spielte vieles zusammen.
Das ist genau der Punkt, auch wenn du das vielleicht albern findest. In Südafrika bspw. hat es diese Kommission gegeben, wo die Verbrechen des Apartheitregimes aufgearbeitet wurden. Ohne Verurteilung. Nur um des Aufarbeitens willen. Und auch wenn das da aktuell wieder schwieriger wird, die ganzen Jahre haben die Wunden der Vergangenheit nicht zu nennenswerter Gewalt unter den Volksgruppen geführt, obwohl große Teile bitterarm sind.Und wie stellst du dir bitte vor, wie man Frieden und Zusammenleben hätte erzwingen können? In Sarajevo, Tuzla oder Mostar hat sicher keiner gefragt, wer du bist, da war das eine Selbstverständlichkeit. Wo sollte der Ärger auch aussehen, wie in der Waldorfschule, wie Malte und Jonas im Einzelgespräch ergründen, warum sie sich nicht mögen?
Ich merk schon du verteidigst das hartnäckig. Aber hier geht's schon los: es waren nicht nur die anderen Republiken, die die Gleichschaltung des Kosovo und der Vojvodina hätten verhindern sollen aber nicht konnten. (Zumal die Slowenen und nach der Wahl von Tudjman auch die Kroaten ja mehr Interesse an ihrer eigenen Unabhängigkeit hatten).
Opposition wurde natürlich bekämpft. Ist ja überall so. Aber nur die nationalistische Opposition wurde mit allen Mitteln bekämpft. Egal welche Ethnie. Erst nach Titos Tod kam Milosevic und mit ihm wieder Völkermord auf dem Balkan. Tito hat gut daran getan, die Kriegstreiber aller Ethnien klein zu halten.Regime Befürworter erhielten nach 1945 grosszügige staatliche Unterstützung unabhängig von der Ethnie. Oppositionelle wurden nach 1945 mit allen Mitteln bekämpft. Egal welcher Ethnie sie angehörten.
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