Zwischen 1982 und 1986 arbeiteten Mitglieder der
Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (serbisch:
Srpska akademija nauka i umetnosti;
Sanu) an einem
Memorandum zur Lage der serbischen Nation in Jugoslawien, dem so genannten
Sanu-Memorandum. Redigiert wurde der Text vom ehemaligen Mitglied der Akademie und späteren Präsidenten Restjugoslawiens
Dobrica Ćosić. Das Memorandum war von der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste nicht als die ideologische Basis für serbischen Nationalisten gedacht, wurde aber später von diesen dazu missbraucht.
Das 74 Seiten umfassende
Memorandum ist zunächst eine Kritik aktueller ökonomischer und kultureller Entwicklungen des jugoslawischen Systems. Es wird dabei die zunehmende
Fragmentierung und Regionalisierung der Gesellschaft beklagt und auf mangelnde demokratische Strukturen hingewiesen. Der
Titoismus wird als "antiserbische Doktrin" angesehen, durch die die serbische
Nation gezielt geschwächt worden ist, was die anderen Teilrepubliken dann zu ihren Gunsten ausgenutzt hätten. Das Memorandum forderte ein Ende der
„Diskriminierungen des serbischen Volkes“.
Neben der "wirtschaftlichen Diskriminierung Serbiens", beklagte man die
„Unterdrückung der Serben in Kroatien“ und sprach sogar von
„Völkermord an den Serben im Kosovo“. Der Begriff
Genozid bzw. Völkermord wurde damit als Kampfbegriff in den innerjugoslawischen Auseinandersetzungen eingeführt.